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Es war Mittwoch

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Es war Mittwoch. Glaubte ich zumindest.

Der Angriff war nun über eine Woche her. Ben war nicht aufgewacht.

Ich meine, seine Werte waren abgesunken, seit drei Tagen allerdings blieben sie konstant. Das war doch schon einmal etwas oder?

Ich umklammerte den Lederriemen meiner Schultasche noch fester, für einen Moment vergaß ich wieder, wie man atmete.

Ich hatte es in den letzten Tagen oft vergessen. Wie man atmete, meine ich.

Und ich war mir sicher, noch nie hatte solch eine Stille zwischen Liam und mir geherrscht, während wir zu den Bushaltestellen gegangen waren.

Anders als alle anderen jedoch versuchte Lee nicht mit mir zu reden. Er war einfach da, sein Atem ging gleichmäßig, sein Herz schlug ruhig. Ich erinnerte mich nicht, wann ich jemals so ruhig gewesen war wie er.

»Liam?«

Ich hasste mich dafür, wie leise meine Stimme klang, allerdings hatte ich in den letzten Tagen so wenig gesprochen, dass ich fürchtete, es verlernt zu haben.

Fragend blickte er zu mir hinab. Ich holte tief Luft.

»Du bist doch... ich meine, du bist doch bei den Ärzten... hast du.... reden sie... reden sie über Ben?«

Das hatte ich ihn fragen wollen, seitdem wir uns an seinem Haus getroffen hatten.

Wenn meine Eltern mich schon zwangen, Ben zu verlassen, wollte ich wenigstens das wissen.

Entschuldigend seufzte Lee.

»Tut mir leid Aruna, ich weiß nur, dass seine Werte konstant sind... er ist nicht mein Fall.«

Ich ließ die Schultern sinken, presste meine Lippen aufeinander, die Ernüchterung traf mich mit einem Mal.

Aber ich meine, konstant war gut, oder?

»Du solltest das nicht tun.«

Verwirrt sah ich auf, blickte Liam verständnislos an.

»Was?«

Liam sah mich ernst an, strich sich eine Strähne seines rot-braunen Haares aus dem Gesicht.

»Ben würde nicht wollen, dass du so um ihn trauerst. Er würde nicht wollen, dass du aufhörst zu lachen. Er würde wollen, dass du weiter machst, ohne in Trauer zu ersticken.«

Mein Mund öffnete sich, ich sah ihn mit großen Augen an, wollte etwas erwidern, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.

»Ben ist nicht tot, das sagst du doch selbst immer, oder?«

Vollkommen perplex nickte ich, wusste ehrlich nicht, was er mir damit sagen wollte.

»Also. Man trauert um Tote, nicht um Lebende.«

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt