Das kleine Handbuch für Inbecillis - Sanguisuga

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Zuletzt möchte ich zu den Blutsaugern kommen - auch wenn ich kaum etwas weiß - die die meisten Inbecs als Vampire bezeichnen. Ein zu freundlicher Ausdruck, wenn ihr mich fragt. Sie selber nennen sich Sanguisuga. Die Abkürzung könnt ihr euch denken.

Sie sind vor Jahrhunderten ausgestorben - dank der Lykanthropen und Ven. Auch wenn die beiden Spezies getrennte Wege gegangen sind, so war der Blutsauger nichts desto trotz ihr gemeinsamer natürlicher Feind, der Grund, warum sie überhaupt geschaffen wurden.

Die Blutsauger beherrschten vor vielen tausend Jahren die Erde, machten sich die Menschen Untertan - besser gesagt zu Sklaven - und bedienten sich an deren Blut. Tierblut, Menschenblut, sucht euch etwas aus, sie tranken alles und verbreiteten Angst und Schrecken. Genau wie die Ven und Lykanthropen hatten sie unglaubliche Fähigkeiten. Stärke, Schnelle, doch vor allem Magie. Dunkle Magie. Ich weiß nicht genau, was man sich darunter vorstellen soll. Ich habe gefragt, natürlich, aber niemand wollte, oder konnte mir eine Antwort geben. Irgendwie scheint das ein weiteres, ungeschriebenes Gesetz zu sein. Niemand spricht über Vampire. Jedenfalls, da kamen wir ins Spiel, fanden heraus, wie man sie tötete.

Köpfung, ein Holzpflock durchs Herz - alles wahr. Nur das mit dem Knoblauch stimmt nicht, sie vertrugen ebenfalls kein Wolfswurz, genau so wenig wie Venblut oder Lykanthropenblut oder Gift. Sonnenlicht schadete ihnen ebenfalls nicht, sonst hätten sie die Welt niemals beherrschen können. Die Nacht kam mit der Zeit nur der Dramatik wegen dazu. Und anders als angenommen, besaßen Vampire nicht einfach nur zwei scharfe Reißzähne - nein - ihr ganzer Rachen war mit spitzen, blutsaugenden Zähnen bestickt, bis hin zum Gaumen. Ein Biss von denen (ganz kleine Blutmengen brachten sie noch nicht um) und es hat Lykanthrop, sowie Ven ausgenockt und langsam getötet, von Menschen ganz zu schweigen. Sie saugten sie gerade zu aus, bis auf den letzten Tropfen Blut, bis nichts mehr da war. Es müssen Höllenqualen gewesen sein. Passend, denn man sagt, Blutsauger kämen geradewegs aus der Hölle. Mich würds nicht wundern. Und das verdünnte Blut der Ven, doch vor allem der Lykanthropen machte sie nur noch stärker (eine gewisse Menge an reinem Blut tötete sie, wie gesagt). Noch gefährlicher. Eine widerliche Vorstellung, wenn ihr mich fragt.

Sie lebten zusammengerottet in Vampirnestern, meist in großen Hallen, und hielten sich dort ihre Menschen, benahmen sich beinahe wie wilde Tiere. Eine unheimliche Vorstellung. Kein System, keine Ordnung, keine Regeln. Sie alle waren dem Blutrausch verfallen und wenn der eine dem anderen mal die Kehle aufriss, na was solls? Was machte das schon? Widerlich.

Und nicht zu vergessen der Älteste. Der erste Vampir. Denn es ist immer so. Es muss immer einen Ersten geben. Einen ersten Menschen, einen ersten Lykanthrop, einen ersten Ven und schließlich einen ersten Blutsauger. Den Ältesten. Er herrschte mit grausamer Gewalt über die Welt, bis unser Urahne, der erste Lykanthrop, ihm den Kopf abriss. Es heißt, da wären sie alle mit einem mal zu Staub zerfallen und die Ven sowie die Lykanthropen wären langsam in Vergessenheit geraten, ganz zu schweigen von den Blutsaugern. Heute halten es die Inbecs nur noch für Schauergeschichten. Sie haben keine Ahnung, was damals passiert ist und wem sie ihr Leben verdanken.

Nicht, dass ich sonderlich viel Lust hätte, es ihnen unter die Nase zu reiben.

Und das wars. Mehr weiß ich nicht, mehr erzählt man uns nicht - keine Ahnung wieso. Sie halten wohl die Ven für eine schlimmere Bedrohung, denn irgendwann muss es wohl unweigerlich dazu kommen, dass die eine Spezies die andere auslöscht, auch wenn das Idealste, so wie bei den Menschen, wohl die Koexistenz wäre. Wenn man doch nur Frieden schließen könnte.

Doch bei den Lykanthropen sowie bei den Ven lautet das ungeschriebene Gesetz: Erst schießen, dann Fragen stellen.

So einfach ist das.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt