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Für einen Moment blieb ich noch vollkommen erstarrt stehen, mein Herz schien für den Augenblick vergessen zu haben, wie man schlug, mit großen Augen starrte ich die kleine Gestalt an, die langsam aus dem Schatten der Dunkelheit trat, während die Schritte hinter mir nur allzu klar widerhallten.

Die bernsteinfarbenen Augen des kleinen Jungen durchbohrten mich, der kleine Mund war zu einer geraden Linie zusammengepresst und mit einem Schlag wurde mir diese unendliche Ähnlichkeit mit Isla bewusst.

Blonde Engelslocken, dasselbe, runde Gesicht.

Lio.

Doch etwas war anders. Anders an ihm, anders, als bei Isla.

Sein Gesicht schien vollkommen eisern, aus Stein gemeißelt, während seine Augen glühten, wie zwei Feuerherde in der Nacht.

»Du bist Lio«, keuchte ich dummerweise, warf dann panisch einen Blick über die Schulter, die Schritte kamen näher.

Lio hingegen betrachtete mich einfach nur, musterte mich. Und dann schüttelte er den Kopf.

»Nein«, antwortete er schließlich, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ, während jede einzelne Faser meines Körpers mich anschrie, endlich zu rennen.

»Nein?«, fragte ich erneut ziemlich dümmlich, warf wieder einen gehetzten Blick über die Schulter.

»Keine Sorge.«

Lios (oder nicht Lio?) Stimme hatte beinahe etwas unheimliches, so wie sein gesamtes, kleines Auftreten.

Beinahe wie ein Singsang, dachte ich, als wäre er eine Kreatur von einem anderen Planeten, die der menschlichen Sprache zwar mächtig war, ihren Klang allerdings noch nicht erforscht hatte.

»Sie werden nicht hochkommen.«

Verwirrt schnellte mein Blick wieder zu dem kleinen Jungen, der die Hände unschuldig hinter dem Rücken verschränkt hatte, während sein dunkler Schlafanzug einen krassen Kontrast zu der mondhellen Haut bildete.

»Woher willst du das wissen?«, zischte ich angespannt, so leise ich konnte, denn die Schritte hinter mir waren immer noch klar und deutlich zu hören.

Es war beinahe so, als würde mein Körper auf jeden einzelnen reagieren, zusammenzucken, sobald ein Geräusch ertönte.

Der Junge zuckte einfach mit den Schultern, ein beinahe unheimliches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

»Weil ich nicht will, dass sie hochkommen. Deshalb werden sie es nicht tun und deshalb weiß ich es.«

Und das war wohl der Moment, in dem ich gar nichts mehr verstand.

Warum musste mein beschissenes Leben eigentlich immer so unheimlich verwirrend sein?! Es waren mittlerweile so viele Sachen, dass ich gar nicht mehr wirklich dazu kam, über ihre unleugbare Verwirrung nachzudenken.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt