Kapitel III

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1 Monat später

Der Monat verging wie im Flug. Ich tat nichts, als zu packen und aus dem Fenstern zu starren. Mein Vater hatte zwei Wachmänner abgestellt, welche mir auf Schritt und tritt folgten. Als wenn das nötig wäre. Ich wäre nicht geflüchtet, selbst wenn ich es gekonnt hätte.
Durch die Welt gejagt zu werden, von zwei der mächtigsten Mafiosi Familien, war nicht meine Vorstellung vom Leben. Und das sie soezwas tun würden ,war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Außerdem wollte ich mir meine Strafe für eine Flucht gar nicht erst ausmalen. So wie ich meinen Vater kannte, wäre es mir sogar lieber die Martinellis würden mich zuerst finden. Aber da dies nicht in Frage kam, würde ich das Spiel erstmal mitspielen. Sollen alle denken, ich hätte mich damit abgefunden.

Unser Flugzeug setzte gerade zur Landung an, als ich bemerkte, wie meine Handflächen kribbelten. Auch, wenn ich es besser wusste, redete ich mir ein, dass es vom langen Flug kam.

Ivan nahm mich an der Hand und führe mich aus dem Flugzeug. Wir waren nun auf polnischem Boden, neutral genug für unseren Austausch.
Ivan und ich setzten uns, gefolgt von unseren Wachmännern, in die bereitstehenden schwarzen SUVs. Mein Onkel und Vater folgten uns ebenfalls und nahmen in ihrem Wagen Platz. Ivan drückte kurz meine Hand, bevor er sich seinem Handy widmete.

Ich guckte aus meinem Fenster und erkannte schwach mein Spiegelbild. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ließ mich noch blasser aussehen. Ich hatte seit Tagen schlecht geschlafen und das nur in einem stündlichem Rhythmus. Ich würde gern sagen, dass mir mittlerweile alles egal war, aber mein Körper verriet mich.

Ich merkte langsam, wie meine Augenlider schwer wurden und meine Körperspannung an Kraft verlor.
Ich setzte meine Sonnenbrille auf und fiel in einen kurzen Schlaf.
Als unser Wagen hielt, rüttelte Ivan leicht an meiner Schulter.
„Nastja wir sind da."
Widerwillig stieg ich aus dem Wagen und sah mich um.
Zehn Meter von uns entfernt standen zwölf Personen in einer Reihe aufgestellt.
Mein Vater kam auf mich zu und nahm mich am Ellbogen. Wir stellten uns, wie die anderen, in einer Reihe auf.
Es sah aus wie eine Geiselübergabe in einem Film, nur, dass dies die Realität war.
Ivan stand neben mir und griff nach meiner Hand. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie meine Koffer auf die andere Seite gebracht wurden und uns ebenfalls Männer mit Koffern entgegenkamen. Das müssen die Leibwächter der Martinellis sein. Mein Vater ging mit mir und Ivan einige Schritte auf die andere Seite zu.

Erst jetzt fiel mein Blick auf den großgebauten Mann, der mir gegenüberstand. Er hat rabenschwarzes Haar und trug, wie ich, eine Sonnenbrille. An seinem Körper präsentierte sich ein perfekt geschnittener Armani Anzug, welcher sein breites Kreuz hervorhob. Die schwarze Farbe ließ ihn noch angsteinflößender und mystischer wirken und ich verkrampfte mich automatisch noch weiter.

Neben ihm stand ein Mädchen, ungefähr so alt wie ich, vielleicht ein Jahr älter.
An ihrem Körper schmiegte sich ein luftiges Sommerkleid und ihr ebenfalls schwarzes Haar, lag ihr seidig auf den Schultern. Sie hatte braune Augen und blutrote Lippen.
Sie war wirklich hübsch und ich merkte, wie Ivan sich etwas neben mir entspannte. Ich schätze, dass er sie jetzt auch zum ersten Mal sah und so wie er reagierte, gefiel ihm was er sah.

Wir blieben plötzlich stehen.
Mein Vater sah mich an und gab mir ein Zeichen fortzufahren. Ich drehte mich zu Ivan um und er schlang seine Arme um mich.
„Hör mir jetzt ganz genau zu. Ich hab es dir schon oft gesagt, aber egal was passiert, ich bin immer für dich da. Sollte er dich auch nur anfassen oder schlecht behandeln brenne ich die ganze Welt nieder, um dich rauszuholen."
Auch wenn ich wusste, dass er es ernst meinte würde es nie dazu kommen. Es wäre das Ende für uns alle.
Ich gab Ivan einen Kuss auf die Wange „Ja ich weiß."
Danach ließ er mich los und auch Isabella trennt sich in diesem Augenblick aus der Umarmung ihres Vaters.
Langsam und mit schnellem Atmen, setzte ich mich in Bewegung.

Sieben Meter, ich drehte mich noch mal zu Ivan um, welcher mich leicht anlächelt.

Fünf Meter, ich und Isabella passierten einander und sahen uns direkt in die Augen. Es war, als würde ich mein Spiegelbild sehen. Tiefe Augenringe, zitternde Hände und glanzlose Augen, welche voller Angst und Trauer waren, blickten mich an.

Drei Meter, ich hob meinen Blick vom Boden und sah nun zum ersten Mal den älteren Mann an, der vor einigen Sekunden noch seine Tochter verabschiedet hatte.
Sergio Martinelli.
Er sah mich nicht herablassend oder zornig an, was mich verwirrte.

Ein Meter, Dante streckte mir seine Hand entgegen und packt mich am Ellbogen. Mit schnellen Schritten zog er mich hinter sich her, öffnet die hintere Wagentür und drehte mich ruckartig um.
Sein Gesicht kam mir näher und ich spürte seinen Atmen an meinem Ohr.

Kalt und emotionslos flüstert er mir „Willkommen in der Familie" ins Ohr. Plötzlich schupste er mich in den Wagen und knallt die Tür zu.

Meine Hölle begann jetzt.

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