Kapitel XXII

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Nachdem der Arzt fertig war verabreichte er mir eine Spritze mit Schmerzmitteln und verschrieb mir Ruhe. Er reichte Dante ein Medikament und klärte ihn über die Einnahme auf.
Meine Hand war geprellt. Giovanni vermutet, dass meine Hand gegen etwas hartes geprallt ist als ich bewusstlos war.
Dadurch kam es zu einer Einblutung in den betroffenen Muskeln und führte zu dem angeschwollen Muskelgewebe.
Giovanni erklärte noch wie ich die Hand stützen sollte, aber ich konnte meine Augen nicht mehr aufhalten.
Das Schmerzmittel machte mich unglaublich müde, doch bevor ich in einem Traum versinken konnte, stieg eine Übelkeit in mir auf.
Blitzschnell öffnete ich die Augen. Dante sah mich an und auch Giovannis Blick lag auf mir.
Panisch schlug ich die Tagesdecke von mir, mit welcher ich mich zugedeckt hatte und sprang aus dem Bett. Den Schmerz in der Hand ignorierte ich dabei.

Ich rannte ins Badezimmer und schaffte es grade noch so zur Toilette, als ich mich übergeben musste.
Ich spürte eine Präsenz hinter mir, konnte mich aber nicht umschauen.
Eine Hand hielt mir die Haare zurück und fuhr mir mit der anderen den Rücken hoch und runter.
Schon anhat seines Parfums wusste ich, dass es Dante war.
"Alles gut..."flüsterte er und es klang eher so als würde er es zu sich sagen als zu mir.
Immer noch über die Schüssel gelehnt vernahm ich die Stimme von Giovanni.
"Machen Sie sich keine Sorgen, dass ist eine normale Reaktion des Körpers auf den Schmerz. Hinzu kommt noch, dass das Schmerzmittel den Magen reizt. Deshalb würde ich die Tabletten, welche ich ihnen gegeben hatte auch gegen Spritzen tauschen, zumindest für zwei Tage. Danach sollte sich ihr Körper beruhigt haben."

Luca bot sich an Giovanni raus zu begleiten, während Dante immer noch hinter mir hockte. Es war mir zwar unangenehm, dass er mich so sah, aber dennoch war ich froh über die Stütze, denn mein Körper war gerade mehr als nur leblos.
Als ich versuchte mich wieder aufzurichten übernahm er die meiste Arbeit, indem er mich vorsichtig hoch zog und zum Waschbecken führte.
Ich versuchte mich auf meine Atmung zu fokussieren, aber meine Konzentration gehörte seiner Hand, welche immer noch auf meinem Rücken lag. Er half mir dabei mein Gesicht zu waschen und abzutrocknen und führte mich dann zurück zum Bett.

Ich kuschelte mich in die weiche Bettwäsche und schloss die Augen. Ich hörte noch Luca und Dante flüstern, konnte aber keinen kompletten Satz verstehen. Ich driftete immer weiter ab und kurz bevor ich dem Land der Träume Hallo sagen konnte spürte ich eine Hand an meiner Taille. Seltsam, ich schätze ich drehe jetzt völlig durch. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte schlief ich endgültig ein.

Ein lautes Geräusch ließ mich im Bett aufschrecken. Das war die Tür, jemand hatte sie zugeschlagen. Sag mal, werde ich jetzt jeden Morgen so geweckt? Irrenhaus!
Ich fuhr mir mit der gesunden Hand durch mein Gesicht, diesmal hatte ich an meine Verletzung gedacht. Doch bevor ich aufstehen konnte wurde ich wieder zurück ins Bett gezogen. Ich versuchte erneut aufzustehen als der Griff sich wieder um meine Hüfte verstärkte und ich mit dem Rücken gegen eine Brust gedrückt wurde.
Moment Mal, eine Brust. Ich drehte mich so gut es geht in diesem Schraubenstockgriff um und blickte in das schlafende Gesicht von Dante. Ich schrie vor Überraschung auf. Was macht er denn hier?
Mein Schrei ließ ihn ebenfalls die Augen aufreisen. Er war so geschockt, dass er seinen Griff etwas lockerte, was ich sofort ausnutze und vor ihm floh.
„Was machst du hier?" fragte ich ihn stottern. Zur Sicherheit blickte ich mich nochmal im Zimmer um. Gut das ist mein Zimmer, also ist er falsch hier.
„Schrei nicht so, es ist noch zu früh." Ermahnte er mich und stieg ebenfalls aus. Er hatte noch dieselben Sachen wie gestern an. Ich sah schnell an mir runter und atmete erleichtert durch. Ich hatte ebenfalls dieselben Sachen an.

Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, die Hand von gestern Abend an meiner Taille, ich hatte sie mir doch nicht eingebildet. Es war seine gewesen.
„Ich hab dich gefragt was du hier machst?" wiederholte ich mich und wartete gespannt auf seine Erklärung. Er schmunzelte mich an und legte seinen Kopf leicht schräg. „Jemand musste ja heute Nacht auf dich aufpassen, damit du dich nicht im Schlaf übergibst, oder Fieber bekommst."
Oh daran hatte ich gar nicht gedacht. Mich überkam sofort ein schlechtes Gewissen, da ich ihn so voreilig verurteilt hatte. Aber jetzt wo er sagt, ergibt es sogar Sinn. „Wie fühlst du dich? Ist dir noch übel?" Ich war so geschockt von seinem Verhalten, dass ich nur den Kopf schütteln konnte als Antwort. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus. Wir standen ungefähr zwei Meter von einander entfernt und sahen uns bloß an.

„Ich werde dann mal duschen gehen." Damit durchbrach ich die unangenehme Situation und drehte mich zum Badezimmer um. Ich hörte Schritte hinter mir und zunächst dachte ich Dante würde mein Zimmer verlassen, aber er folgte mir ins Badezimmer. Ich drehte mich blitzschnell zu ihm um und stand nur wenige Millimeter vor ihm. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er bereits so nah war. Ich ließ meinen Blick langsam von seiner Brust hoch gleiten. Dieser Mann war gebaut wie ein griechischer Gott, ich meine er hatte Muskeln von deren Existenz ich nicht mal wusste. Ich kam bei seinen Augen an und verlor mich für einige Sekunden in dieser klaren blauen Farbe. Für gewöhnlich sehen seine Augen kalt und gefühlslos aus, aber gerade erinnern sie mich an das Wasser im Baikalsee. So klar und rein.
Ich riss mich aus der Trance und ging einen Schritt zurück um wieder etwas Platz zwischen uns zu schaffen. Was will er in meinem Badezimmer?
Ich sah nun verwirrt zu ihm „Was willst du hier?"

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er beugte sich leicht zu mir rüber, als würde er mir ein Geheimnis anvertrauen. „Jemand muss ja aufpassen, dass du nicht ertrinkst." Dabei zwinkerte er mir dreckig zu. Und ich war so naiv ihm zu glauben, dass er das getan hat um mir zu helfen.

Oh Gott ich hatte sogar Schuldgefühle für meine Gedanken gehabt. Der kann was erleben. Ich nahm einen meiner Hausschuhe, welcher vor der Dusche stand und fing an ihn aus meinem Zimmer zu jagen.
„Anastasia, hör auf. Ey ich bin doch kein kleiner Junger mehr." Zu beginn klang sein Ton amüsiert bis er dann in genervt wechselte. Er riss mir mit einer schnellen Bewegung den Hausschuh aus der Hand und schmiss ihn achtlos von uns weg. Ich hatte es geschafft ihn bis zu meiner Zimmertür zu jagen.
Ein Haus voller Insekten, vielleicht sollte ich einen Kammerjäger rufen. Apropos Insekten, jetzt wo ich genauer darüber nachdenke könnte der Grund dafür, dass ich heute nicht von der Fliege geweckt wurde daran liegen, dass Dante heute in meinem Bett lag. Das würde auch das Geräusch erklären, welches mich geweckt hatte. Ich musste innerlich grinsen. Ohne einen Finger zu rühren habe ich ihr bereits den Tag versaut.
Dante öffnete eine Zimmertür und war bereits dabei mein Zimmer zu verlassen, bevor er in der Türangel doch stehen blieb und sich noch einmal zu mir umdrehte.

„Ach ja bevor ich es vergesse, lüg mich nie wieder an, Amore!"

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now