Kapitel LXXIV

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"Was soll das heißen sie wissen es nicht?" Diese Stimme, ich kenne sie. Immer noch gefangen in der Dunkelheit, versuchte ich die Augen zu öffnen, aber meine Lider waren viel zu schwer.
"Das sagen sie mir jetzt? Sie haben sie doch untersucht!" Die Stimme wurde lauter und ich erkannte meinen Mann, der allem Anschein nach mehr als nur wütend klang.
Erneut versuchte ich mein Glück und nach dem ich all meine Kraft gesammelt hatte, schaffte ich es meine Augen einen Spaltbreit aufzumachen, doch Sekunden später fielen sie wieder zu.
"Das ist ihr Job verdammte scheiße und wenn sie den nicht machen für was brauche ich sie dann als Arzt." Was war denn in Dante gefahren, wen schreit er denn so an?
"Beruhig dich! Er hat sie untersucht und nichts festgestellt. Warte doch einfach die Ergebnisse ab." Auch diese Stimme erkannte ich, auch wenn sie weiter weg war. Es war Vlad der versuchte auf meinen Mann einzureden.
"Du bist mal ganz still! Wer hat dir erlaubt sie ins Krankenhaus zu bringen!" faucht er nun Vlad an. Krankenhaus? Wen hat Vlad ins Krankenhaus gebracht?
"Was hätte ich den deiner Meinung nach tun sollen? Sie ist vor meinen Augen zusammen gebrochen." So sehr ich es auch versuchte, aber ich konnte einfach nicht begreifen worüber sie sprachen.
"MICH ANRUFEN!" erhob er seine Stimme um eine weitere Tonlage, deren Dominanz eine Gänsehaut über meinen Rücken schickte.

"Senior, ich kann mir ihren Zustand wirklich nicht erklären. Als ich sie gestern untersucht habe, gab es keine Anzeichen für eine ernsthafte Verletzung. Neurologisch war alles in Ordnung, aber ein CT wird uns mehr verraten."
Giovanni?
Was geht hier vor, dass die drei so laut diskutierten?
Dann fiel es mir wieder ein.
Der Balkon. Die Audiodateien. Vlad der auf mich zu gestürmt kam. Ich hatte das Bewusstsein verloren.
Als hätte mir diese Erkenntnis die fehlende Kraft zurück gebracht, öffnete ich meine Augen.
Helles Licht hieß mich Willkommen und zwang mich dazu einige Male zu blinzeln.
Ich sah mich in dem Zimmer, im welchem ich lag, um. Die Wände waren weiß
"Amore?" Mein Mann kam mit aufgerissenen Augen zu meinem Bett und legte meine Hand in seine. "Wie geht es dir?" Immer noch etwas verwirrt sah ich ihn an.
"Es geht mir gut." krächzte ich mit staubtrockenen Stimmbändern. Ich versuchte mich aufzusetzen, aber Dante drückte mich wieder zurück ins Kissen.
"Bleib liegen, Amore. Du brauchst ruhe. Sobald wir das CT gemacht haben, bring ich dich nach Hause und Giovanni bewacht deinen Zustand von dort."
Ein CT? Wahrscheinlich dachten sie, dass meine Ohnmacht von meiner Kopfverletzung herrührt, wie denn auch sonst, wenn keiner außer Vlad von den Aufnahmen wusste.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte erneut mich aufzusetzen, stoppt aber, als Dantes Blick sich verfinsterte.
"Es geht mir gut. Wir können jetzt nach Hause fahren. Ich brauche kein CT."
Genau in diesem Moment kam eine Krankenschwester rein und unterbrach das Blickduell zwischen mir und meinem Mann.
"Seniora, devo farle alcune domande. La preghiamo di rispondere onestamente, poiché la TAC potrebbe avere conseguenze sulla sua salute." Sie sah mich abwarten ab, aber ich verstand kein Wort von dem, was sie sagte. Hilfesuchend sah ich mich im Raum um.
"Die Krankenschwester möchte dir ein paar Fragen stellen, bevor sie dich zum CT bringen." klärte Dante mich auf, dabei hielt er wieder meine Hand. Ich konnte seine Anspannung spüren und erklärte mir diese mit dem Fall seines Großvaters. Er muss schwer für ihn sein wieder hier zu stehen und gegen den Drang anzukämpfen aus dem Gebäude zu rennen.
"Sei incinta?" Wieder wartete ich darauf, dass mein Mann für mich übersetzte, aber dieser sah die Krankenschwerter bloß entsetzt an. Was um Himmelswillen hat sie gefragt, dass ein dominanter Mafiaboss die Farbe aus dem Gesicht vertrieben hatte.
"Dante?" Ich versuchte seine Aufmerksamkeit zu erhalten, doch er rührte sich nicht.
"Sie fragt, ob du schwanger bist." sprang Vlad nun ein und unterdrückte dabei ein Grinsen. Ich riss die Augen auf und schüttelte wie wild mit dem Kopf. Die Schwester notierte das und ging dann wieder aus dem Zimmer.
Durch das Geräusch der Schließenden Tür kam Dante wieder zu sich und sah mich nun fragend an. "Bist du sicher? Ich meine wir.." Er sprach seinen Gedanken nicht aus, sondern sah wütend zu Vlad. Dieser hob die Hände und stand von seinem Stuhl auf.
"Da du jetzt wach bist, warte ich draußen auf euch."
Nachdem auch Vlad den Raum verlassen hatte sah Dante wieder fragend zu mir.
"Ja ich bin sicher!" Schloss ich das Thema und hoffte er würde es nicht wieder aufgreifen.
Woher ich wusste, dass ich nicht schwanger war? Keine Ahnung, ich wusste es einfach. Ich wollte es wissen.
Es war ja nicht so, dass ich keine Kinder wollte und da unsere Ehe auch endlich echt war wollte ich sie auch mit ihm, aber nicht jetzt. Nicht mit all den Problemen und einem geheimnisvollen Irren, der mir Puzzleteile zukommen lässt.
Aber was, wenn ich mich irre? Oh Gott wie konnte mir das passieren?
Ich sah zu Dante, welcher mich während meiner gedanklichen Auseinandersetzung musterte.
Er hob eine Augenbraue und sein Gesichtsausdruck gefiel mir so ganz und gar nicht.
"Gibt es einen Grund für deine Überzeugung?"
Was soll das denn jetzt heißen? Ich hab wirklich genug Rätzel in meinem Leben, da braucht er nicht auch noch so kryptisch zu sprechen.
Dante muss meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er setzte erneut an.
"Nimmst du die Pille?" Bei den Worten verdunkelten sich seine Augen und wendete meinen Blick ab.
"Nein tue ich nicht." antwortete ich ehrlich, aber wenn er mich schon daran erinnert sollte ich sie mir bald besorgen.
Bevor ich meine vorlaute Zunge hüten konnte, rutschten mir diese Worte bereits aus dem Mund.
"Aber bald."
Die dumme Sache mit Worten war die, dass man sie nicht wieder einfangen kann, sobald sie die Lippen verließen. Entsetzt und zugleich finster sah er mich an.
"Nur über meine Leiche!"
Er verstärkte den Griff um meine Hand und ich versuchte mich raus zu winden, erfolglos.
"Was heißt den hier bitte "nur über deine Leiche"? Das ist doch wohl mein Körper und meine Entscheidung!" donnerte ich ihm wütend entgegen. Der hat sie doch wohl nicht alle. Die Entscheidung ein Kind zu bekommen fällt man doch nicht einfach alleine?

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