Kapitel LIV

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Nachdem ich fertig war, standen wir noch einige Minuten in der selben Position, bis ich mich aus seinem Griff befreite und mich wieder setzte. Luca tat es mir nach und wir saßen einfach nur da und sahen der Sonne dabei zu, wie sie langsam hinter den Bäumen verschwand. Er hatte die ganze Zeit kein Wort verloren, sondern saß einfach nur da und teilte meine Trauer mit mir. Es klingt vielleicht seltsam, aber nachdem ich es ihm erzählt hatte fühlte ich mich irgendwie leichter.
Doch diese Ruhe hielt nicht lange an, denn Lucas Telefon klingelte. "Wir reden später weiter." Mit diesen Worten verließ er den Balkon.
Ich blieb noch einige Zeit sitzen, bevor ich die Sachen aus meiner Handtasche vom Boden aufsammelte und sie zurück in die Tasche packte.
Wieder im Zimmer legte ich sie auf dem Couchtisch ab, ging die Treppe hoch zum begehbaren Kleiderschrank und nahm mir eine Spottleggings und einen dünnen Pullover raus.
Mit den Sachen unter dem Arm lief ich die Treppe wieder runter ins Badezimmer.
Ich schnappte mir ein Handtuch aus dem Schrank und legte es mit der frischen Kleidung neben der Dusche auf einer Kommode ab.
In der Dusche drehte ich das Wasser erstmal auf lauwarm, bevor ich es für einige Sekunden auf eiskalt drehte und dann zurück auf warm. Die Abkühlung tat meinem Nervensystem nach dem Gespräch mit Luca unheimlich gut.
Als ich mit dem Duschen fertig war, nahm ich mir ein Buch aus dem Treppenregal und machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Dante war immer noch nicht zurück, was ich ihm nach meinem kleinen Wutanfall nicht verübeln konnte. Ich öffnete das erste Kapitel und fing an zu lesen, doch konnte ich mich nicht wirklich auf die Geschichte konzentrieren.

Ohne zu klopfen wurde die Schlafzimmertür aufgerissen und Marco kam reingelaufen. "Was ist los? Wieso platz du hier so rein?" Ich sah kurz auf die Uhr, welche an der Wand hang und zehn nach acht anzeigte.
"Dante und Pablo sind immer noch nicht zurück gekommen und wir können sie nicht erreichen. Ich sprang vom Sessel auf.
"Was soll das heißen ihr können sie nicht erreichen?" Marcos Gesichtsausdruck gefiel mir so gar nicht, denn ich konnte Angst in seinen Augen sehen.
Ich griff nach dem Haargummi, welches auf dem Couchtisch lag und band mit einen Dutt.
"Wir sind im Kontrollraum und versuchen sie zu finden." Marco ging vor und ich folgte ihm zu dem Raum, in welchem ich Dante erst vor einigen Stunden angeschrien hatte.
"Luca ist auf dem Weg zur Lagerhalle und Lorenzo und Leonardo fahren zu deren Auto, aber wir haben noch keine Nachrichten bekommen."
Informiert er mich weiterhin über die Situation, während wir die Treppe runterliefen.
Mit schnellen Schritten durchquerten wir das Erdgeschoss in Richtung des Flurs. Die Tür zum Kontrollraum stand offen.
Riccardo saß vor dem Computer und tippte wie ein Verrückter auf den Tasten herum. Sergio stand vor dem Bildschirm, so wie Dante es heute Mittag getan hatte. Ich und Marco traten hinein und Sergio drehte sich ruckartig zu mir um.
"Weißt du etwas darüber?" Einen solchen Ton hatte ich bei ihm noch nie gehört. Er war kühl und aggressiv. Ich sah ihn fragend an. "Ich weiß von nichts, Marco hat es mir erst eben erzählt."
Sergio baute sie dominant vor mir auf. "Ich will wissen, ob deine Familie dahinter steckt." Nun drehte sich auch Riccardo zu uns um und auch Marcos Blick konnte ich auf mir spüren.
"Wieso sollten sie das tun? Ich bin bei ihnen wie auf dem Silbertablett präsentiert, sie würden das nicht riskieren." Ein dunkles Lachen entwich Sergios Kehle. "Nicht riskieren? Alle wissen, dass deinem Vater dein Leben nicht viel wert ist. Ich hätte diesem Vertrag nie zustimmen sollen!"
Da kann ich ihm leider nicht widersprechen, meinem Vater war mein Leben wirklich nicht viel wert, aber meinem Bruder.
"Ivan hätte niemals zugelassen, dass er mein Leben in Gefahr bringt, also suchen sie wo anders!"
Sergio verzog abwerten sein Gesicht und drehte sich wieder zum Monitor um. Anscheinend bin ich in der Gunst meines Schwiegervaters um einige Punkte gefallen. Aber darum sorge ich mich später, jetzt geht es erstmal um Dante und Pablo.
Ich ging zu Riccardo rüber. "Was wissen wir, klär mich auf." Dieser sah erstmal zu seinem Vater, welcher ihm mit einem Nicken die Erlaubnis dafür gab.
"Dante und Pablo wollten die Waffenlieferung überprüfen, welche in den nächsten Tagen verkauft werden soll. Als sie nach zwei Stunden immer noch nicht wieder da waren versuchten wir sie zu erreichen, aber keiner von uns kam durch." Riccardo öffnete eine Karte auf dem Bildschirm. "Ich hab das Signal ihres GPS Trackers verfolgt, ihr Wagen steht drei Kilometer vor der Lagerhalle, also sind sie mit dem Wagen nicht an der Lagerhalle angekommen. Lorenzo und Leonardo sind bereits auf dem Weg dort hin. Luca checkt die Lagerhalle, für den Fall, dass sie ein Problem mit dem Auto hatten und anderweitig weitergefahren sind."
Ich nickte und holte mein Handy raus, um Dantes Nummer zu wählen, doch wurde ich sofort auf seine Mailbox weitergeleitet.
"Ist Pablos Handy auch aus?" Riccardo nickte und tippte weiter.
"Ich versuche mich in ihre Handys zu hacken, aber bis jetzt ohne Erfolg. Ich hab die GPS Verbindung nicht umsonst so gut verschlüsselt." Er machte sich wieder an die Arbeit, als Sergios Telefon klingelte.
"Ja Luca, sprich, ich stell dich auf laut." Ich ging näher zu Sergio.
"Die Jungs in der Lagerhalle haben sie nicht gesehen, auch die Überwachungskameras zeigen nichts ungewöhnliches, also kamen sie hier nicht an. Wir müssen die Strecke checken."
Was geht hier vor? Wo sind sie hin?
"Ja Lorenzo und Leonardo sind beim Wagen, fahr auch dort hin und kommt dann zurück. Wir müssen sie so schnell wie möglich finden." Sergio legte auf und wandte sich wieder dem Bildschirm zu und auch mein Blick schwenkte dort hin. Riccardo versuchte immer noch sie über ihre Handys zu orten, aber das wird zu lange dauern.
"Riccardo schick mir Lucas Nummer auf mein Handy und ich brauch einen Wagen." beim zweiten Teil des Satzes sah ich zu Sergio. Dieser beäugte mich misstrauisch, wählte dann doch eine Nummer und legte das Telefon an sein Ohr. "Cristiano bereite einen Wagen vor, du wirst meine Schwiegertochter heute fahren und auf sie aufpassen. Ich will alle zwei Stunden ein Update." Nachdem er aufgelegt hatte sah er zu mir rüber. "Cristiano steht für dich im Hof bereit, er wird dein Bodyguard sein, also hör auf ihn!" Mit einem Nicken verließ ich den Raum und lief zur Haustür. Als ich das Haus verließ vibrierte mein Handy. Riccardo hatte mir Lucas Nummer geschickt, welche ich so gleich wählte.

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