Kapitel XL

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Nach dem Essen saßen wir noch einige Stunden zusammen und erzählten uns Geschichten aus der Kindheit und Jugend. Irgendwann war ich dazu gezwungen, Ivan mit ein paar Nüssen abzuwerfen, damit er nicht all meine peinlichen Geschichten preisgibt. Der Junge hatte fast alle meine Geheimnisse offenbart.

Anschließend fuhren Ivan und Isabella ins Hotel zurück, welches sie für die Woche gebucht hatten. Dante brachte sie noch zur Tür und ich fing bereits an, den Tisch abzuräumen.
Gerade, als ich die übergebliebenen Servietten einsammelte, spürte ich Dantes Arme an meinen Hüften.
Er umfasste mich von hinten und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab.
"Lass es liegen, Amore. Darum kümmert sich Marta morgen. Wir sollten ins Bett gehen." Mittlerweile hatte ich eine Abneigung gegen die Worte schlafen gehen, oder ins Bett gehen entwickelt.
Wie bei einem Pawlowschen Reflex, begann ich bei diesen Worten leicht zu zittern.
Ich hatte mir zwar vorgenommen dieser Beziehung eine Chance zugeben, besser gesagt Dante eine Chance zu geben, aber das hieß nicht, dass ich bereit war, mit ihm zu schlafen.

Okay, ganz ruhig, Schritt für Schritt. Ich drehte mich langsam in seinen Armen um und blickte direkt gegen seine Brust.
Mein Blick wanderte hoch, bis zu seinen Augen, welche mich bereits anstrahlten.
Mein Zittern hörte augenblicklich auf und auch meine Gedanken rasten nicht mehr so schnell durch meinen Kopf. Ich stützte ihn an seiner Brust ab und atmete den herben Duft seines Parfums ein.
Sein Herzschlag klopfte gegen mein Ohr und ich konnte spüren, wie er einatmete. Unbewusst passte sich meine Atmung, an die seine an.
Plötzlich kamen mir seine Worte wieder in den Sinn.
Wer ist Marta?

Bevor ich meine Frage laut aussprechen konnte, hob mich Dante im Brautstil hoch. Alle meine Bemühungen, wieder zurück auf den Boden zu kommen, waren vergebens.
"Dante, stell mich ab...Ach komm schon." Immer noch keine Reaktion von ihm. Er verhielt sich wie ein Roboter, marschierte zwanghaft los, wie als wäre er auf Automatik gestellt.
Langsam bekam ich Panik, was hatte er vor?
Diese ganze Sache gefiel mir nicht. Ich zappelte weiter mit den Beinen, doch das störte ihn nicht. Bevor wir das Zimmer verlassen konnten, um die Treppe zu erreichen, kam uns eine ältere Dame entgegen.

"Signore Martinelli, sind sie draußen fertig? Kann ich abräumen?"
Dante drehte sich, immer noch mit mir auf den Armen, zu der Frau um.
"Ja Marta, wir gehen jetzt schlafen." Ah, das war also Marta. Ehrlich gesagt war ich froh darüber, dass noch eine weitere Person mit im Haus war. Die Wachen hielten sich draußen auf und Pablo hatte ich seit heute morgen auch nicht mehr gesehen.
Allein der Gedanke, mit Dante alleine im ganzen Haus zu sein, macht mich nervös.

Er trug mich die Treppe hoch und öffnete geschickt die Tür zu einem Zimmer, ohne mich fallen zu lassen. Die erste Etage hatte ich bis eben noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Seit meiner Ankunft hier, hatte ich noch nicht einmal eine Minute Zeit gehabt, um mich umzusehen.
Die Dekoration wurde sehr warm und offen gehalten, nicht, wie in dem Haus in Palermo. Die Ausstattung war aus hellem Holz und mit weißen Komponenten versehen. Das Zimmer, welches wir betraten, war genauso hell.
Es gab nur wenige Möbelstücke. Ein großes Bett stand, ähnlich wie in Dantes Zimmer, neben einer Fensterwand, umringt von langen weißen Gardinen aus leichtem Stoff. Rechts von der Tür stand eine mittelgroße Kommode und etwas weiter ein Kleiderschrank, ansonsten war das Zimmer leer.
Dante setzte mich auf dem Bett ab und mir fiel jetzt erst auf, dass er mich die ganze Zeit getragen hatte.

"Ich hätte auch selbst gehen können."
Dante drehte sich zu dem Kleiderschrank hin und öffnete diesen.
"Ich musste ja noch die Hochzeitstradition nachholen, die wir gestern vergessen hatten."
Er stand dabei immer noch mit dem Rücken zu mir und ich hoffte für ihn, dass er von der Tradition spracht, bei der der Mann die Frau über die Schwelle trug und nicht von der anderen.
Die hätte ich unter keinen Umständen zugelassen!
Wobei wir uns diese Tradition auch hätten schenken können. Es war ja nicht so, dass wir aus Liebe geheiratet haben, aber ich entschied mich dazu, dieses Thema nicht weiter auszuweiten.
Ich bestaunte seinen Rücken, während er im Kleiderschrank weiter herumwühlte. Dantes muskulöse Statur kam perfekt zur Geltung und vergaß meine Gedanken.
"Möchtest du zu erst duschen?" Er drehte sich abrupt zu mir um und sah mich fragend an.
Stimmt, Duschen! Das wollte ich eigentlich schon bei der Ankunft getan haben. Ich wollte gerade aufstehen, hielt dann aber inne.
Ich war mir sicher, dass ich länger im Bad brauchen würde als er, also überließ ich ihm den Vortritt.
Dante verschwand im Bad und ich nahm meine Handtasche von der Kommode.
Würde mich mal interessieren, wie meine Sachen in dieses Zimmer gekommen waren. Nicht nur meine Handtasche, auch meine Kleidung war bereits in dem Schrank verstaut.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now