Kapitel LIII

6.1K 195 2
                                    

Nach Sergio verließen auch die Zwillinge und Marco den Kontrollraum.
"Ich telefoniere mal ein bisschen rum, vielleicht finde ich etwas raus." Mit diesen Worten ging auch Lorenzo raus und zurück blieben nur Dante, Luca, Pablo und ich.
Ich ging zum Sofa rüber und setzte mich auf Lorenzos alten Platz.
"Pablo wurden die Waffen schon geliefert?" Dante ging auf seinen zukünftigen Cape zu.
"Ja, sie befinden sich in der Lagerhalle bis zur Übergabe."

Ich bemerkte die Akte auf dem Tisch, welche Lorenzo zurück ließ. Der Einband war braun und mit schwarzer Schrift standen die Buchstaben E.M.P drauf.
Oh bitte lass es nicht das sein, woran ich denke. Ich griff nach der Akte und schlug sofort die erste Seite auf.
Bereits das erste Bild lief mich nach Atem schnappen. Mein Verdacht wurde bestätigt, die Buchstaben sind Initialen, Elisaweta Maximovna Petrova, meine Mutter.
Ich klappte wütend die Akte zu und klatschte sie auf den Tisch.
"Ihr habt eine Akte meiner Mutter!" Schrie ich durch den Raum. Ich stand vom Sofa auf.
Dante drehte sie blitzschnell zu mir um und auch Luca sah mich an.
Ich musterte die beiden, gespannt auf eine Erklärung.
"Natürlich habe wie die, schließlich geht es doch hier um sie. Du bist doch wie eine Irre einem Geheimnis hinterher gejagt und hast dich in Lebensgefahr gebracht."
Nette Taktik, mich anzugreifen als sich zu erklären.
Ich bügte mich leicht zu der Akte und schlug sie auf, sodass der Inhalt offen lag.
"Wie seid ihr da ran gekommen? Das!" Ich griff nach einem Bild und legte es frei auf den Tisch "Ist ein Bild von ihrer Entführung."
Dante sah auf den Tisch und dann wieder zu mir.
"Ich hab euch erst vor Stunden von der Entführung erzählt, davor dachtet ihr, dass sie bei einem Unfall starb.
Also erklär mir, wie ihr so schnell an diese Informationen gekommen seid."
Luca wollte gerade grade den Mund aufmachen, als Dante ihn mit einer bloßen Handbewegung stoppte.
"Jemand hat in der Nähe meiner Frau geschossen, eine andere Rechtfertigung für mein Handeln brauch ich nicht."
Ich fasse es nicht.
"сволочь! Да кто тебя просил?! самовлюбленный мудак!(Mistkerl! Wer hat dich um Hilfe gebeten?! Selbstverliebstes Arschloch!)
Nachdem ich ihm die Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte; stampfte ich wütend aus dem Raum.
Das Bild aus der Akte tauchte vor meinem inneren Auge auf und ich steuerte im schnellschritt unser Schlafzimmer an.

Ich schnappte mir meine Handtasche und ging auf den Balkon.
Meine Hände zitterten und ich musste sie still halten, um an die Zigaretten Schachtel zu kommen. Das ist genau das was ich jetzt brauche, meine Ruhe und etwas Nikotin.
Nach einer langen Suche fand ich sie endlich, doch als ich die Schachtel öffnete stieg meine Wut noch weiter in die Höhe. Meine Zigaretten waren leer. Ich warf die Schachtel auf den Boden und schmiss meine Tasche hinter her. Ich drehte mich zum Geländer und lehnte mich dagegen.
Das darf doch alles nicht war sein. Dieser Tag wird immer schlimmer und meine Nerven liegen jetzt komplett am Ende.
Plötzlich tauchte eine Hand in meinem Blickfeld auf, welche eine Zigarette hielt.
Ruckartig drehte ich mich nach links und da stand Luca.
"Sag es nicht Dante."
Ich nickte und nahm ihm die Zigarette ab, machte sie an und nahm einen tiefen Zug.
Luca stellte sich zu mir und sah zum Garten hinaus.
"Hör zu, was auch immer du denkst, so ist es nicht."
Ich riss meinen Blick vom Garten los und sah zu ihm.
"Also habt ihr nicht.." doch Luca ließ mich nicht ausreden.
"..eine Akte über die Entführung deiner Mutter zusammengestellt und das ohne deine Kenntnis?" Luca drehte sich nun zu mir um und sah mir in die Augen. "Doch das haben wir, aber keiner wollte dich damit hintergehen."


Der will doch jetzt nicht wirklich deren Verhalten rechtfertigen? Ich meine was verschweigen die mir noch? Und ich war so dumm und habe ihnen alles erzählt. Na gut fast alles.

"Wie seid ihr da ran gekommen?" Luca verdrehte die Augen und wandte ich wieder dem Garten zu. Jetzt verstehe ich warum es Dante aufregt, wenn ich das mache.
Ich drehte mich auch wieder nach vorne, denn ich erwarte nicht, dass ich Antworten von ihm bekomme.
Wir standen einfach nur da und sahen in die Ferne. Ich musste wieder an unseren ersten Abend auf Capri denken, als ich und Dante im Park auf der Bank saßen und einfach auf das Meer blickten. Damals war mein größtes Problem die Ehe, in welche ich gezwungen wurde und jetzt weiß ich gar nicht welches ich zuerst angehen soll. Egal wo ich hinsehe, wartet ein großes Fragezeichen auf mich und ich kann einfach nicht die Lösung dafür finden.
Luca riss mich aus meinen Gedanken. "Hör zu, wir wollten dich nicht hintergehen. Wir haben die Akte erst eine Stunde vor dem Meeting bekommen, es gab noch keine Möglichkeit es dir zu erzählen."
Wütend drehe ich mich zu Luca. "Keine Möglichkeit? Vielleicht hättet ihr es mir sagen sollen, als ihr beschlossen habt euch die Akte zu besorgen! Aber nein ihr macht das hinter meinem Rücken"
Luca ging nicht weiter darauf ein, sondern wandte sich von mir ab und ich tat es ihm nach. Die Sonne war bereits tief gesunken und ließ alles in einem orangefarbenen Ton erleuchten. Ich beobachtete wie einige Vögel ihre Kreise am Himmel drehten.

"Lass deine Wut nicht an Dante aus, er hat es nicht getan, um dir zu schaden oder dich zu ärgern. Er wollte dich nur beschützen und diese Akte sollte uns dabei helfen herauszufinden wer dahinter steckt. Wir wollten nichts vor dir geheim halten." Ich hatte meinen Blick immer noch in den Himmel gerichtet. Sie mögen vielleicht gute Abschichten gehabt haben, aber das erklärt immer noch nicht, wie sie da ran gekommen sind und ich bin mir fast zu hundertprozentig sicher, dass mir die Antwort nicht gefallen wird.
"Wo habt ihr die Informationen her, Luca!"
Er atmete einmal tief durch und legte seine Arme auf das Gelände.
"Wie haben deine Familie nicht gehakt, falls du das glaubst. Selbst wenn wir es gewollt hätten, eure Firewall ist zu gut, als das wir es in so kurzer Zeit geschafft hätten. Und falls es dich interessiert, Dante hat es uns auch verboten." Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach. "Lorenzo hatte noch einen Gefallen offen bei einem alter Freund, aber mehr kann ich dir nicht sagen." Na ganz toll, noch mehr Geheimnisse.

Ich spürte seinen Blick auf mir. "Aber das ist auch nicht dein Problem, hab ich recht?"
Fassungslos ging ich einen Schritt zurück und riss meine Augen auf. "Bitte was?" fragte ich in der Hoffnung mich verhört zu haben.
"Du hast mich schon richtig verstanden. Du bist nicht sauer weil wir diese Akte angefertigt haben, oder weil Dante es dir nicht gesagt hat, sondern weil du angst hast, dass wir etwas in der Akte finden könnten. Etwas das du um alles in der Welt geheim halten willst."
Mir blieb dich Luft weg, als wenn ein schweres Gewicht auf meiner Brust lege. Allein der Gedanke an die Fotos aus der Akte und, dass Luca mein Geheimnis herausgefunden haben könnte bringt meinen Puls zum rasen. Kleine schwarze Punkte tauchten im meinem Blickfeld auf.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now