Kapitel XLIX

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Er hatte es wirklich getan. Ich tauchte wieder auf und holte ein paar Mal Luft.
Dante stand nur einen Meter von mir entfernt und hielt sich den Bauch vor Lachen.
Na warten, der kann was erleben!
Ich nahm meine Hand flach aus dem Wasser um ihn so nass zu spritzen.
"Anastasia!" schrie er und versuchte vor mir wegzulaufen, doch vergebens. Dann änderte er seine Strategie und kam direkt auf mich zu um nach mir zu greifen.
"Nein neeein, okay Frieden. Dante!" ich rannte aus dem Wasser, doch kurz vor der Terrasse fing er mich und schleppte mich zurück ins Meer. Ich lag wieder auf seinen Schultern und strampelte ununterbrochen mit den Beinen, aber ihm machte es nichts aus. Zusammen mit mir ließ er sich ins Meer fallen. Die Wellen trugen uns zurück zum Stand auf welchem wir nebeneinander liegen blieben. Dante drehte sich zu mir um und stütze seine Arme rechts und links neben meinem Gesicht ab. So gesehen lag er fast auf mir. Er strich mir eine Strähne von der Stirn und beugte sich zu mir runter. Er kam meinen Lippen immer näher, so nah, dass ich seinen Atmen spüren konnte.
"Ich bin immer noch wütend auf dich und das wird auch so schnell nicht vergehen." Mit diesen Worten stand er auf und ging er wieder ins Haus.
Fassungslos blieb ich am Strand zurück. Ich setzte mich auf und sah zum Horizont. Er hat jedes recht auf mich sauer zu sein, aber warum stört es mich dann so. Es fühlt sich nicht so an, als hätte ich etwas falsches getan. Na gut richtig war es auch nicht. Ich hab sein Motorrad geklaut und hab ihm nicht bescheid gegeben, aber es ging auch nicht um ihn. Es geht hier um mich und meine Mutter und wenn ich mich dazu entscheide Nachts das Haus zu verlassen, dann tue ich das auch. Ich bin doch keine vierzehn mehr, dass ich mich abmelden muss, oder nach zehn das Haus nicht mehr verlassen darf. Und was sollte das für eine Aktion werden? Nähert sich mir bis auf einige Millimeter und springt dann auf als hätte er sich verbrannt. Als wollte er mich mit dem Nicht-Kuss bestrafen. Als hätte ich das so nötig, dass er mich küsst. Als wenn ich ihn jetzt geküsst hätte.

Die Wut in mir erreichten einen unumkehrbaren Punkt, sodass ich aufsprang und Dante hinterher rannte. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und schlug unsere Zimmertür auf. Es war mir egal, dass es noch früh am morgen war und in Gedanken entschuldigte ich mich bei Marta für den Krach, aber ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Dante kam genau in dem Moment aus dem Badezimmer. Er muss eben erst geduscht haben, denn er stand nur mit einem Handtuch bekleidet vor mir. Seine Brust glänzte noch vom Wasser und mit seiner Hand fuhr er sich durch das feuchte Haar. Bei seinem Anblick musste ich schlucken, sammelte mich aber schnell wieder damit meine Wut nicht verflog.
"Was fällt dir eigentlich ein sauer auf mich zu sein?" fauchte ich ihn mit lauter Stimme an. Er hingegend hob nur seine Augenbrauen und sah mich weiterhin still an.
"Du hast kein Rechts sauer zu sein!" Anscheinend waren das die richtigen Worte um ihn aus seiner Starre zu holen, denn nun funkelte er mich mit der selben Wut an, die in mir brodelte.
"Ich hab kein recht? Ich? Meine Frau nimmt mein Motorrad und fährt Nachts, ALLEINE, zu einem fremden Mann der anschließend in der Leichenhalle landet. Aber natürlich, ich habe kein Recht sauer zu sein. Ich bin so wütend, dass ich das ganze Haus auseinander nehmen könnte."
Ich musste mich stark zusammenreißen um nicht unter seiner Stimme zusammen zu zucken.
"Gut ich hab das Motorrad ohne deine Erlaubnis genommen, wenn dich das beschä.."
"Mein Gott Anastasia, dieses Motorrad ist mir doch scheiß egal. Alles was mir gehört, gehört auch dir. Aber du kannst mir nicht das Wort Vertrauen auf die Brust tätowieren und dann ein tag später sowas abziehen. Ich dachte ich könnte dir vertrauen, ich hab angefangen dir zu vertrauen und du trittst es mit Füßen!"
Fiel er mir ins Wort und zeigte dabei auf seine Burst, auf welcher mir die vier Buchstaben entgegen leuchteten.
"Das ist nicht das selbe." Versuchte ich mich zu rechtfertigen, kam aber nicht weiter, denn Dante unterbrach mich sofort.
"Das selbe, es gibt keine Arten von Vertrauen. Du kannst nicht sagen hier vertraue ich dir und hier nicht." Seine Stimme wurde wieder ruhiger, aber ich war noch lange nicht fertig. Er kann mir nicht einfach ein schlechtes Gewissen machen und mich dann nicht ausreden lassen.
"Du hast damit nichts zutun!" Doch wieder kam ich nicht weiter. Dante verfiel nun in Rage und schlug gegen die Wand mit seiner Faust.
"Du bist meine Frau, alles was dich angeht, geht auch mich etwas an. Und wenn es eine Falle gewesen wäre? Und wenn der Schütze eigentlich dich erschießen wollte und nicht den Mann! Hast du daran gedacht? Nur ein Mal. Was wäre gewesen wenn er dich getroffen hätte. Du kannst nicht einfach tun und lassen was du willst und dich damit in Gefahr begeben. DU HÄTTEST STERBEN KÖNNEN!"
Noch nie hat mich jemand so angeschrien. Mein Vater hat sich nie sorgen um mich gemacht und wenn er seine Stimme gegen mich erhob, dann immer in einem dominanten Ton. Aber so verzweifelt klang er nie. Nie so besorgt. Natürlich übernahm Ivan diese Aufgabe und passte auf mich auf und schimpfte oft mit mir, aber auch er war nicht mit Dante zu vergleichen.

"Es geht um meine Mutter verdammt, meine Mutter!" Zum Ende hin brach meine Stimme und ein schluchzen kam mir über die Lippen. Bevor ich mich bremsen konnte liefen mir Tränen über die Wangen und ich brach auf dem Boden zusammen. Ich schloss mein Gesicht mit meinen Händen und überließ mich der Trauer, welche mich komplett einnahm.
Plötzlich wurde ich hochgenommen und Dante setzt mich auf seinem Schoß ab. Mit seiner Hand strich er mir über dem Rücken und verteilte einige Küsse auf meinem Kopf. Doch auch das half nicht, es machte es sogar noch schlimmer, denn nun brachen auch meine letzten Dämme.
Immer wieder hörte ich wie er ein leises scchh machte, welches aber in meinem Geschluchzte unterging.
Vom ganzen weinen holte ich zitternd Luft und hielt mich dabei an seinem Arm fest, als wenn ich dadurch tiefer einatmen könnte.
"Ruhig Amore, atme tief durch. Bitte beruhig dich mia cara." Sorge schwang in seiner Stimme wieder. Immer weniger Sauerstoff drang durch meine Lungen und Panik stieg in mir auf.
"Ruhig Amore, sie mich an." Dante drehte meinen Kopf in seine Richtung und hielt mein Kinn fest, sodass ich ihn ansehen musste.
"Atme ein und wieder aus. Ein atmen." Ich tat was Dante mir sagte und nahm einen tiefen Atmen Zug.
"Und wieder aus."
Langsam hörten die Tränen auf zu fließen und ich konnte wieder einigermaßen ruhig atmen.
"Genau so, atme ein und wieder aus." Die Panik verstrich und ich beruhigte mich wieder so weit, dass ich einen kommenden Anfall zurückhalten konnte.
Dante nahm mein Gesicht in seine Hände und blickte mir tief in die Augen.
"Es tut mir leid Amore. Als Pablo mich anrief und sagte, dass du abgehauen bist und dann auch noch die Wachen abgehängt hast konnte ich mich kaum zurück halten vor Sorge. Ich hab dich angerufen, immer und immer wieder aber du bist nicht ran gegangen. Ich dachte dir wäre etwas passiert. Und als Pablo dann auch noch sagte, dass der Mann mit dem du dich treffen wolltest erschossen wurde, bin ich komplett durchgedreht." So habe ich es nie gesehen. Ich dachte nicht, dass er wütend ist, weil er sich sorgen gemacht hat, sondern weil ich seine Regeln nicht befolgt hatte oder weil ich sein Motorrad genommen habe. Ich wischte mir die letzten Tränen weg.
"Es tut mir auch leid. Ich hätte nicht alleine gehen sollen oder es vor dir geheim halten. Aber als ich gelesen hatte, dass es um meine Mutter geht wollte ich es alleine machen. Ich wollte dich nicht mit reinziehen, aber du hast recht. Du bist mein Mann und hast ein Recht darauf es zu erfahren. Aber Dante das funktioniert nicht nur in eine Richtung. Wenn du von mir wie mein Mann behandelt werden willst, dann musst du mich auch wie deine Frau behandeln. Ich hab das selbe recht wie du." Dante zog mich näher in seine Arme und legte meinen Kopf auf meinem ab.
"Wir haben einiges zu besprechen und das werden wir sobald wir wieder zu Hause sind."
Er küsste meinen Scheitel und so saßen wir noch einige Minuten da, bis Dante auf die Uhr sah.
"Komm Amore, du solltest duschen gehen, sonst wirst du krank. Du hast immer noch deine nasse Kleidung an. Und danach gehen wir frühstücken, solange Marta unsere Sachen packt. Unser Flieger geht in zwei Stunden, also sollten wir uns beeilen."
Ich nickte und stand langsam von seinem Schoß auf um ins Badezimmer zu gehen.
Das heiße Wasser war wie Balsam für meinen Körper.

Dante hatte recht wir müssen reden und alles klären. Keine Unsicherheiten mehr, keine Zweifel und auch keine Geheimnisse mehr.

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