Kapitel LVIII

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Dante

Begin der Rückblende

Wutentbrannt stürmte Anastasia aus dem Kontrollraum.
Kann mir bitter jemand erklären, was ihr Problem war?
Ja gut, ich hab eine Akte über ihre Mutter zusammen stellen lassen, aber darum ging es doch hier! Wie sollte ich denn den Schützen finden, wenn ich nicht wusste, wer hinter dem Tod ihrer Mutter steckte?!
"Wir sollten los." Mein Cape trat zu mir und erinnerte mich an unseren Termin. Wir müssen den Waffenbestand für die Übergabe morgen Abend vorbereiten. Diese verdammten Chinesen und ihre dumme Regeln gingen mir jetzt schon auf den Sack, dabei wird das unser erstes Geschäft mit ihnen sein.
"Ja, lass uns los."

Mit wenig Motivation machte ich mich auf den Weg zu unserem Wagen. Pablo nahm auf dem Beifahrersitz neben mir platz und ich drückte das Gaspedal durch. So rasten wir vom Hof in Richtung unserer Lagerhalle.
"Ich versteh sie nicht. Nein wirklich nicht!", fing ich an mich lauthals im Auto aufzuregen.
"Wenn hier jemand wütend sein darf, dann bin das wohl ich und nicht sie. Geht Nachts einfach zum Hafen, um sich dort mit irgendeinem fremden Kerl zu treffen", steigerte ich mich immer weiter hinein.
"Ja, du hast recht, aber das arme Mädchen wollte doch nur die Hintergründe über den Tod ihrer Mutter herausfinden", versuchte Pablo sie zu verteidigen.
"Und das eben grade? Schreit sie mich wegen einer Akte an." Mein Fuß beschwerte das Gaspedal und unser Tempo nahm zu.
"Aber wenn sie glaubt, dass das Thema vom Tisch ist, dann kennt sie mich nicht!" Pablo sah zu mir rüber und zog die Augenbrauen zusammen.
"Ehrlich gesagt kennt sie dich auch noch nicht wirklich." Wieder beschleunigte ich den Wagen.
"Verdammt Pablo, jetzt ist nicht die Zeit, um kleinlich zu sein." Aufgrund unserer Geschwindigkeit hatten wir bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt.
"Ich wollte damit sagen, dass sie dich noch nicht ausreichend gut kennt und du sie, weshalb du vielleicht nicht weißt wieso sie so reagiert hat."
Manchmal zweifle ich daran, wessen Freund er eigentlich ist.

Im Rückspielgel zog ein schwarzer Jeep meine Aufmerksamkeit auf sich. Wenn ich mich nicht irre, dann fährt er bereits seit zwei Blocks hinter uns her.
"Hast du es gesehen?" Ohne den Blick von der Straße zu nehmen griff ich in die Halterung zwischen unseren Sitzen, um mein Handy rauszuholen. "Wenn du den schwarzen Jeep hinter uns meinst, dann Ja!" Auf Pablo ist verlass, er hat seinen Platz als mein Cape nicht nur, weil er mein bester Freund ist, sondern weil ich ihm blind vertrauen kann.
Ich kann mir ab und zu erlauben unaufmerksam zu sein, weil ich weiß, dass er das niemals sein wird.

"Ruf Lorenzo an." Ich reichte meiner Rechten Hand mein Telefon.
"Zu spät." Rechts und links von uns tauchten weitere Jeeps auf und nahmen uns in die Zange.
"Was schätzt du?"
Pablo sah sich um, bevor er eine Pistole aus dem Handschuhfach nahm. "Mehr als zehn, ohne einen Plan werden wir da nicht leben raus kommen."
Ich gab Gas und das Tachometer sprang auf 120 kmh.
"Was glaubst du wer das ist?"
Wenn ich das nur wüsste, aber meine Vorahnung sagte mir, dass wir sie nicht abhängen können.
"Ich weiß nicht, aber wir müssen hier weg."
Ich beschleunigte noch einmal und drückte dann das Bremspedal durch.
Die Reifen quietschten und ich hatte Mühe, das Lenkrad grade zu halten. Die Fahrer von den seitlichen Autos hatten nicht mit einem solchen Manöver gerechnet, denn sie fuhren weiter.
Fast hätte der Jeep hinter uns die Stoßstange meines Autos geküsst, doch im letzten Moment bremste auch er ab.
"Los" Pablo und ich rissen die Türen auf und zückten unsere Waffen, doch leider war es zu spät. Die zwei Fahrzeuge, welche weiter gefahren waren, kamen zurück und wir wurden ebenfalls ins Zielrohr genommen. Männer mit asiatischer Herkunft traten aus den Autos und umkreisten uns. So langsam bekomme ich eine Ahnung, wer hinter dem ganzen steckt.
"Wir sind umzingelt." Mit Gewalt kommen wir nicht gegen so viele Männer an, also bleibt uns nichts anderes übrig als zu erfahren, was sie wollen.
Wie aufs Stichwort öffnete sich eine der hinteren Autotüren und Hiroto Nakamura stieg aus, gefolgt von seinem Bruder Tai.
Ich sah zu Pablo rüber, welcher bereits seine Kampfhaltung eingenommen hatte.

"Entschuldigt, dass wir so unangekündigt reinplatzen." Hiroto kam mit seinen Bodyguards näher zu uns.
"Nein, wir bitten um Verzeihung, da ihr so plötzlich aufgetaucht seid, können wir euch leider keinen Espresso anbieten." konterte Pablo nun auf die provokante Begrüßung des Yakuza Bosses.
"Was verschafft uns die Ehre deines Besuches, Hiroto?" schloss ich mich dem Gespräch an.
"Wir haben uns eine Zeit lang nicht mehr gesehen, Dante. Ich sicher gehen, dass es euch gut geht." Ich hasse es, wenn er so gezwungen höfflich mit mir redet, als wenn ich den Subtext zwischen seinen Zeilen nicht heraushören könnte.
"Diese Distanz habe nicht ich angeordnet."
Das japanische Arschloch grinste mich bloß überheblich an, der kann was erwarten sobald ich meine Waffe zurück habe.
"Wirklich? dann sollten wir das vielleicht an einem gemütlicherem Ort ausdiskutieren. Ich sorge auch für eine gute Tasse Espresso."
Das ich nicht lache, der würde einen guten Espresso nicht einmal erkennen, wenn er mit diesem gewaterboardet wird. Keine schlechte Idee, die hebe ich mir für später auf.

Hiroto gab seinen Männern ein Zeichen und sie entwaffneten uns. Jeweils zwei Männer delegierten mich und Pablo in eines der schwarzen Jeeps. Auf mir lagen zahlreiche Augen, sodass ich nicht einmal einen Hinweis für meine Brüder hinterlassen konnte, hoffentlich finden sie uns dennoch.

"Wenn ich bitten darf." uns wurden die Tür geöffnet und mit einem enormen Stoß drückte man uns ins Innere.
Eine Sekunde nachdem wir saßen wurden uns schwarze Säcke über den Kopf gezogen.
Das Auto setzte sich in Bewegung und wir folgten der geraden Straße. Nach ungefähr zehn Minuten bogen wir nach rechts ab und weitere fünf Minuten folgten wir dem Straßenverlauf, bis wir erneut abbogen.
Der Untergrund war nun holpriger und ich schätze wir haben die Hauptstraße verlassen und fahren nun auf einem Feldweg.
Da wir die Fahrrichtung nicht gewechselt hatten, war ich mir ziemlich sicher, dass wir südwestlich in Richtung der Stadtgrenze verschleppt werden. Meiner Kenntnis nach hatte die Yakuza dort keinen Besitz, aber ehrlich gesagt hab ich mich auch seit einem Jahr nicht mehr mit ihnen befasst.
Ich wusste, dass ich den Kodex breche würde, als ich den Geschäfte mit den Chinesen zugestimmt hatte, aber einen anderen Ausweg fiel mir zu dem Zeitpunkt nicht ein. 'Hoffentlich werden wir für meine Entscheidung nicht zu teuer bezahlen.

Das Auto stoppte, und ohne Vorwarnung zog man uns heraus, doch bevor ich mich umsehen konnte bekam ich bereits den ersten Schlag in meine Magengrube.
"Wie unhöflich, stellt man für gewöhnlich nicht erst eine Frage." ich musste die Luft langsam aus meinen Lungen rauslassen, damit meine Stimme ihren dominanten Ton nicht verlor.
Pablos Stöhnen war zu hören, doch gerade, als ich zu ihm sehen wollte, traf mich schon die nächste Faust, doch diesmal ins Gesicht.
Ich schwankte leicht, doch fand Sekunden später mein Gleichgewicht zurück, doch konnte ich mich darüber nicht wirklich freuen, denn es folgte bereits ein weiterer Schlag.

Dieser wurde aber mit etwas Hartem ausgeführt und ließ mich schwarz sehen.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now