Kapitel XCIX

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Fertig angezogen gingen wir aus dem Hotel. Dante trug ein legeres weißes Leinenhemd und eine schwarze Jeans. Sein Outfit rundeten ein weißes Paar Sneaker und eine Sonnenbrille ab. Ich kombinierte ebenfalls weiße Sneaker zu meinem Kleid, sowie eine dunkelbraune Tasche und eine Sonnenbrille.
Vor dem Hotel wartete bereits ein Wagen auf uns.
"Und mia cara, was sehen wir uns zu erst an?" Er öffnete mir die hintere Tür des Autos und ich stellte mich dazwischen hin.
Bevor ich ein stieg, teilte ich ihm noch unsere ersten Anlaufstelle mit.
"Da wir jetzt schon nur einige Schritte vom roten Platz entfernt sind, würde ich sagen wir sehen uns das Kosmonauten-Museum an." Danach setzte ich mich in den Wagen und Dante schloss nickend die Autotür, umrundete den Wagen und nahm auf der anderen Seite platz.

Die Fahrt über spielte ich seinen Reiseführer und erklärte im die Geschichte der Sehenswürdigkeiten, welche wir aus dem Autofenster heraus sehen konnten.
Am Museum angekommen, gingen wir Hand in Hand ins Gebäude. Wir verbrachten zwei Stunden damit uns über Kosmonauten und den Weltraum zu informieren. Die Atmosphäre dort war unglaublich und ich konnte nicht glauben, dass ich in all den Jahren, in welchen ich hier wohnte, nicht einmal dort war.
Am Ende der Tour wurden wir in einen Raum geführt, welcher absolut dunkel war. Die Decke war mit tausenden von Sternen geschmückt und zeigten verschiedene Konstellationen. Ich stellte mich in die Mitte des Raumes und ließ meinen Blick über den simulierten Himmel gleiten.
Nach einigen Minuten spürte ich zwei Arme an meinem Bauch, welche mich mit dem Rücken an eine Brust drückte. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es mein Mann war. Sein Parfum stieg mir in die Nase und umhüllte mich, bevor seine Arme es taten.
Dante vergrub sein Geschickt in meiner Schulterbeuge, während ich die Augen immer noch nicht von den Sternen nehmen konnte.
"Es ist wunderschön", flüsterte ich leise, mehr zu mir selbst, als zu ihm.
"Ja, wunderschön", sprach er mir nach und drückte einen Kuss hinter mein Ohr. Ich rollte mit den Augen und drehte mich in seinen Armen zu ihm um. Natürlich wusste ich, dass er nicht den Himmel gemeint hatte, denn sein Blick lag die ganze Zeit auf mir.
"Du weißt schon, wie alt dieser Spruch ist oder?" Fragte ich spielerisch beleidigt und legte den Kopf schief.
"Das war kein Spruch, sondern die Wahrheit, Amore. Du bist das schönste, dass ich je gesehen habe. Nicht einmal das Leuchten der Sterne lenkt mich von dir ab." Seine Worte lösten ein warmes Gefühl in mir aus und ich legte liebevoll meine Hand auf seine Wange. Mit dem Daumen fuhr ich über seine Haut und er schloss unter meiner Berührung seine Augen.
"Wieso heute so romantisch, Senior Martinelli?" Machte ich mich grinsend lustig über ihn, auch wenn mir seine Worte viel bedeuteten. Dante öffnete die Augen und auch seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Ich legte meine Arme um seinen Hals und meinen Kopf auf seine Brust. So blieben wir einige Minuten stehen, bis Dante sich vorsichtig von mir löste.

"Komm lass uns gehen, die Tour ist schon seit Minuten vorbei." Er stütze seinen Arm über meiner Schulter ab und auch ich umfasste mit einer Hand seinen unteren Rückenbereich.
Als wie das Museum verließen, stand unserer Fahrer vor dem Wagen und wartete auf unsere Ankunft.
"Wie wäre es mit etwas zu essen? Ich bin ziemlich neugierig, was die russische Küche angeht", fragte mein Mann mich, als wir wieder hinten im Auto platz genommen hatten.
Ich nickte und drehte mich zum Fahrer um, "на арбат." (zum Arbat)

Nach kurzer Zeit kamen wir bei der bekanntesten Straße Moskaus an. "Komm ich kenne genau das perfekte Restaurant für dich ", sagte ich, während ich ihn hinter mir herzog.
"Wir gehen zum Italiener?" Fragte er belustigt und auch ich konnte ein Lachen nicht zurückhalten.
Am Eingang Sibir/Sibir blieb ich stehen und nickte mit dem Kopf in Richtung des Gebäudes. Diesmal übernahm Dante die Führung und wir betraten Händchenhalten das Restaurant.
Keine Sekunde später begrüßte uns bereits ein Mitarbeiter.
"столик на двоих"(Ein Tisch für zwei), bat ich den Mann, welcher uns so gleich ins Innere führte.
Als wir uns gerade setzten wollten, klingelte Dantes Telefon.
"Setzt dich hin, Amore. Ich komm gleich wieder." Er holte sein Handy raus und ging wieder aus dem Raum, während ich auf meinem Stuhl platz nahm.
Ich griff nach der Speisekarte und sah mir schonmal die Vorspeisen an.
Der Kellner kam an unseren Tisch und nahm meine Bestellung auf. Ich entschied mich dazu, ohne Dante zu bestellen und ihn mit meiner Auswahl an Gerichten zu überraschen.
Grade als die Vorspeise aufgetischt wurde, kam Dante zurück und setzte sich gegenüber von mir hin.
"Wer hat angerufen?" Fragte ich zwischen zwei Schlucken Wasser, welche ich genüsslich meine Kehle hinunter laufen ließ.
"Mein Vater. Er und der Rat haben den Entschluss gefasst, dass meine Ernennung zum Don jetzt doch früher stattfinden soll, als gedacht", erzählte er, während seine Gabel im Salat verschwand.
"Und wann? Ich dachte du brauchst für die Ernennung einen Cape?" Ich zögerte etwas dieses Thema anzusprechen, aber anders konnte ich die Frage nicht stellen.
"Ja, aber da ich beschlossen habe die Position des Cape nie wieder zu vergeben, tritt der SIC und der TIC an diese Stelle, sie werden zusammen mit mir ernannt. Gestern haben dein Bruder und ich nicht nur deine und Isabellas Sicherheit besprochen und verankert, sondern auch Vlad von seinen Verpflichtungen gegenüber der russischen Mafia befreit. Wenn wir wieder zurück sind unterzeichnet er ein paar Papiere und kann seine Position als meine rechte Hand einnehmen, auch wenn erstmal nur auf Probe." Meine Augen leuchteten bei der Erwähnung meines Freundes hell auf. Ich war ungemein froh, dass er nun in Italien bleiben konnte und die Stelle bekommt, welche er verdient.
"Hat er dir ein Datum genannt?" Stellte ich die Frage erneut, da er sie mir immer noch nicht beantwortet hatte.
Dante war fertig mit seinem Salat und schob den Teller ein Stück zur Seite. "In acht Tagen, am Samstag. Aber zuerst werden wir den Mann verhören, welchen wir verdächtigen." Seine Wortwahl war aufmerksam gefiltert und ich wusste, dass es daran lag, dass wir in der Öffentlichen waren und er hier keine Macht hatte. Ich nickte und beendete ebenfalls meine Vorspeise.
Es dauerte nicht lange, da brachte der Kellner unser Hauptgericht.
Dante beäugte seinen Teller misstrauisch. "Du hast mir Tortellini bestellt?" fragte er verwirrt und ich riss entsetzt die Augen auf.
"Psst, sag das nie wieder so laut. Und wie kannst du es wagen, dass sind Pelmeni und keine Tortellini!" berichtigte ich ihn beleidigt. Ohne auf ihn zu warten tat ich einen Löffel Schmand in meinen Teller und tunkte meine kleinen Teigtaschen hinein.
Mein Mann griff ebenfalls nach seiner Gabel, agierte aber bei weitem langsamer als ich.
Immer noch vorsichtig führte er einen Pelmen an seinen Mund und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
"Du weißt aber schon, dass die nicht beißen", sprach ich mit kichernder Stimme und auch er grinste mich leicht an.

Nach dem Essen gingen wir etwas in der Gegend spazieren und sahen uns die Gebäude und Straßenmusiker an. Wir entließen unseren Fahrer und gingen zu Fuß zurück zum Roten Platz, bevor wir uns auch dort umsahen. Dante wollte unbedingt in das Mausoleum gehen, in welchem Lenin liegt und ich stimmte widerwillig zu. Ich hatte dieses Schauspiel bereits in der siebten Klasse gesehen und wenig Lust es nochmal zu betrachten, aber für ihn gab ich nach.
Wie ich es voraus gesagt habe, war diese Exkursion nicht wirklich interessant und wir verließen das Gebäude nach fünfzehn Minuten wieder, von denen wir die meiste Zeit angestanden hatten.
Anschließend gingen wir am Kreml entlang und sahen und auch die Basilius-Kathedrale an. Wir blieben davor stehen und ich konnte in Dantes Augen die Bewunderung für dieses Bauwerk sehen.
"Die Kirche wurde 1552 zu Ehren des Sieges des russischen Heeres über die Tataren errichtet. Einer Legende nach stellte Ivan der Schreckliche nach Vollendung des Baus 1561 dem Architekten Jakowlew die Frage, ob er nochmal eine so schöne Kathedrale bauen könnte. Dieser antwortete natürlich, dass er eine noch viel schönere Kathedrale errichten könnte. Daraufhin soll der Zar ihm das Augenlicht genommen haben, damit er keine weiteren erbauen könnte und diese Kathedrale einzigartig bleibt", erzählte ich meinem Mann die Hintergründe ihres Erschaffens.
"Und hat er?" fragte er mich, ohne seinen Blick von der Kirche zu nehmen.
"Nein, der Architekt war sogar noch nach dem Tod von Ivan dem Schrecklichem aktiv und dafür brauchte er schätz ich seine Augen, als nein, sie ist frei erfunden", klärte ich ihn auf und sah mir das Meisterwerk ebenfalls nochmal an. Es war egal, wie oft ich es bereits gesehen hatte, aber jedes mal fanden meine Augen neue Details an den Wänden oder Kronen dieses Gebäudes.
"Dafür hat mein Bruder sich diese Legende zu gut gemerkt. Er übernahm dieses Vorgehen und nutzt es oft bei unseren Feinden an, um Informationen zu erhalten."
Diese Tatsache zauberte ein teuflisches Grinsen auf seine Lippen und es sah so aus, als würde er sich an etwas erinnern.

"Lass und zurück ins Hotel Amore, unser Flug geht in ein paar Stunden und wir müssen noch packen."
Ich nickte und nahm seine Hand. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Hotel.




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