Kapitel LXXXI

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Ohne ein Wort zu sagen kam Luca in den Kontrollraum. Alle saßen wie versteinert da und keiner traute auch nur laut zu atmen.
Er setzte sich neben mich aufs Sofa und sah zur Wand auf der gegenüberliegenden Seite.

Ich verspürte das dringende Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen, zu sagen, dass alles gut werden würde und mich für Vlads Verhalten zu entschuldigen.
Ihm zu sagen wie leid es mir tut, dass er ihn das alles hat erneut erleben lassen, aber ich rührte mich nicht.
Ich wollte es nicht noch schlimmer machen mit meinem Mitleid.
Es ist schon seltsam, dass wir Menschen erst dann unter unseren Gefühlen zusammenbrechen, wenn wir diese von anderen erhalten. Als wenn die Trauer oder das Mitleid von anderen uns signalisiert, dass es in Ordnung ist zu fühlen.
Ich kannte das nur all zu gut. Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich Dämme rund um meine Gefühle errichtet. Sie hielten die Flut in schach und erlaubten mir morgens aus dem Bett aufzustehen, aber sobald mein Bruder, oder meine Tante mich in den Arm nahm brachen sie.
Die Flut von Gefühlen stürmte über mich herein und ertränkt jedes bisschen meiner selbst, welches ich mühsam aufgebaut hatte.
Diese Flut wollte ich Luca ersparen, also sagte ich kein Wort.

Nachdem auch der letzte Anwärter durch war standen wir auf und gingen zu den Gästen in den Garten. Dort war wie gestern bereits ein Buffet aufgebaut, an dem sich alle bedienten.
Wieder vernahm ich die urteilenden Blicke, wegen meiner Kleidung, aber meine Gedanken kreisten gerade über etwas anderem.
Der Tod meiner Mutter, die geheimnisvollen Nachrichten, Luca und Belgrad und zu guter letzt Hiroto.
All diese Themen nahmen abwechselnd besitz von meinen Gedanken, sodass sich nach nur kurzer Zeit höllische Kopfschmerzen ankündigten.

Ich stand von meinem Platz neben Dante auf und entschuldige mich höfflich bei unseren Gästen für mein frühes verschwinden. Dante tat es mir nach und zusammen gingen wir durch den Garten zurück zum Haus.
"Warte kurz Amore, dann begleite ich dich." Bevor ich antworten konnte verschwand er in der Menge und ließ mich in Mitten des Gartens stehen.

Rechts von mir stand eine Gruppe von Mädchen in Chiaras Alter. Sie sahen mich abwertend an und tuschelten in einer Lautstärke, dass ich ihre Stimmen wahrnahm, aber die Worte nicht verstehen konnte.
Ein Kellner ging mit einem Tablett Drinks an mir vorbei und ich nahm mir ein Glas mit dunkler Flüssigkeit. Wenn ich wetten müsste, würde ich Scotch sagen.
"So traut sie sich raus?"
"Leonora hatte recht, die kann ihr wirklich nicht das Wasser reichen."
Die Stimmen der Mädchen würden lauter und ich sah mich nach Dante um, da ich endlich von hier weg wollte.
"Wie kann man nur so etwas zu einem Anwärterabend tragen." Dieser Spruch kam von der Blonden welche in der Mitte der Gruppe stand.
Ich leerte das Scotchglas mit einem Zug und stellte es auf deren Tisch ab.
"Heute ist Waschtag." Mit dieser Erklärung wandte ich mich von den entsetzten Gesichtern der Gören ab und ging in Richtung der Terrasse.

Als ich etwas erhobener stand ließ ich meinen Blick nochmal durch die Menge gleiten, aber ich konnte weder Dante ausmachen, noch sah ich Vlad oder Luca. Ich denke den beiden war nach der Sache im Verhörraum auch nicht nach feiern.
Auch wenn Vlad all diese schlimmen Sachen gesagt hatte, wusste ich, dass er sich für jedes Wort schämte. Er haste psychologische Folter. Ihm war es lieber jemanden mit seinen Fäusten zu foltern, als mit Tricks, welche einem die Seele verdrehten.
Und trotzdem hatte er es getan. Er muss den Posten wirklich wollen und allein der Gedanke daran, dass er ihn nicht bekommen wird, brach mir das Herz.

Ich drehte mich wieder zum Haus und ging hinein. In unserem Schlafzimmer nahm ich eine Kiofschmerztablette und legte mich ins Bett. Es war zwar erst früh am Abend, aber ich wollte die Kopfschmerzen endlich los werden und am besten geht das, indem ich den verlorenen Schlaf nachhole.
Bevor ich die Augen schloss stellte ich mir einen Wecker für Mitternacht.

Gerade als ich in die Traumwelt abdriftete wollte hörte ich, wie die Zimmertür aufging. Die Matratze neben mir gab nach und Dantes Parfum stieg mir in die Nase. Er hatte seine Hand an meinen Kopf herangeführt und strich vorsichtig über mein Haar. Mit einem Finger klemmte er eine Lose Haarsträhne hinter mein Ohr und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.
"Ich bringe alles wieder in Ordnung, Amore."
Nach diesen Worten stand er auf und verließ wieder das Zimmer.
Sekunden später schlief ich dann wirklich ein.

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