Kapitel XXVII

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Ein Echo hallte durch die Räumlichkeiten. Meine Beine zitterten und ich spürte meinen Herzschlag pulsieren. Der Schuss klingelte immer noch in meinen Ohren und ließ mein Skelett erschüttern. Ich versuchte mich auf einen Punkt zu fokussieren, aber alles um mich herum drehte sich. Immer mehr verlor ich mich in meiner Panik und musste feststellen, dass die Realität immer mehr meinen Erinnerungen weichte.
Luca tauchte vor mir auf und schüttelte an meinen Schultern, während ich beobachtete wie er auf mich ein schrie. Aber kein Ton kam bei mir an. Stille, war alles was ich hörte, als hätte der Schuss mein Trommelfell geplatzt. Ich konnte mich auch nur schwer bewegen, meine Brust hob und senkte sich in einem schnellen Tempo.
Ich hyperventilierte und mein Blick wurde unscharf.
Ich versuchte mich an Luca festzuhalten um nicht um zu kippen, aber es viel mir immer schwerer mich aufrecht zu halten.
Ich musste versuchen mich zu beruhigen und den Anfall zu unterdrücken. Wenn ich jetzt den Bezug zur Realität verliere, dann endet das in einer Katastrophe.

Luca zog mich, Schritt für Schritt aus der Halle und ich ließ es zu. Ich musste hier raus um wieder frei atmen zu können.
Der Tunnelblick machte es mir schwer, weshalb ich mich teilweise komplett auf ihn stützen musste.
Als wir dann endlich, durch die Tür, nach draußen traten verbesserte sich meine Sicht und auch meine Atmung wurde ruhiger. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper, aber ich hatte die Kontrolle zurück.
"Es sind die Schüsse, die diese Anfälle bei dir auslösen." Luca fragte mich nicht, sondern stellte es eher für sich selbst fest.
"Dantes Schuss bei der Verlobung, und jetzt der Schuss von Perez Junior. Beide Male hattest du diese Reaktion." Ich nickte bloß. Es ergab keinen Sinn Luca einzureden, er würde im Unrecht liegen, denn das tat er nicht.

"Dantes Schuss?" fragte ich nun ungläubig, nachdem ich das von ihm gesagte verarbeitet hatte. Mein Kopf war immer noch viel zu durcheinander. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass Dante auf unser Verlobungsfeier geschossen hatte, dass er den Schuss getätigt hatte, der meinen Anfall ausgelöst hatte.
Luca antwortete mir aber nicht, sondern starrte zum Eingang. Pablo und einige unserer Männer kamen raus und verteilten sich auf die Autos, während Pablo zu uns rüber kam.
"Ich hab alles geregelt. Perez hat seinen Sohn jetzt wieder unter Kontrolle und wir können weg. Sergio wartet bereits."
OH Verdammt, ich hoffe, dass er nichts von meinem Anfall Sergio erzählt. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen. Genau jetzt, wo mir eine solche Chance gegeben wurde. Ich hatte den Deal zwar abgeschlossen und das zu einem besseren Preis als erhofft, aber wenn Sergio erfährt, dass ich Anfälle habe, lässt er mich nicht mehr auf Missionen gehen, geschweige denn sie leiten.
Vielleicht wäre das auch besser, ich hätte das Geschäft ebengrade ernsthaft gefährden können. Nicht auszumalen, was bei einer echten Mission passieren könnte.
Ich muss diese Anfälle endlich in den Griff bekommen.

Die Autofahrt verlief im Stillen. Als wir endlich da waren stieg Pablo aus. Auch ich wollte meine Tür öffnen, jedoch schloss Luca die Türen von innen ab. Ich drehte mich verwirrt zum Fahrersitz um und sah ihn verwirrt an. "Wir sollten reden."
Ich schüttelte bloß seufzend den Kopf. Wieso verstand er denn nicht, dass ihn diese Sache nichts angeht. Ja gut, er hatte mir bereits drei Mal geholfen, aber das bedeutet nicht, dass ich ihm jetzt mein Herz ausschütten muss. "Anastasia! Wir. werden. jetzt. reden." Dabei betonte er jedes Wort lautstark, sodass ich zusammen zuckte. "Du musst mir nicht den Grund erzählen, auch nicht was das für Anfälle sind, aber du wirst mit mir darüber reden was wir jetzt damit machen." Damit machen? was meint er damit? Ich verstand Luca einfach nicht. Ich meine den ganzen Tag ist er mir gegenüber still und meistens mied er Konversationen und jetzt will er reden, genau dann wenn ich es vorziehen würde ein heißes Bad zu nehmen.
"Dein Vater wartet auf uns." Mit diesem Satz drehte ich mich von ihm weg und sah aus dem Fenster. Etwas kindisch fühlte ich mich damit schon, aber ich werden ihm nicht das geben was er will.
"Okay, du hast die Wahl. Entweder du wirst reden, oder mir bleibt nichts anderes übrig als es Dante zu sagen." Na ganz toll. Er erpresst mich und dann auch noch damit, mich bei meinem Verlobten zu verpetzten. Oder eher fake Verlobten. Oh man, mein Kopf raucht. Und ich dachte ich wäre kindisch.
Ich hatte keine andere Wahl und drehte mich wieder zu ihm um. Dante durfte auf keinen Fall etwas erfahren. Keiner durfte das.
"Hör zu, ich will dich nicht zwingen darüber zu reden, aber ich werde dich zwingen das zu behandeln. Diese Anfälle sind nicht gesund und das weißt du. Ich hab bis jetzt zwei beobachtet und ich schätze sie werden sogar immer schlimmer. Du zitterst am ganzen Körper, dein Blick ist starr und deine Atmung stockweise. Du bist nicht ansprechbar, als würdest du nicht da sein.
Anastasia, das ist verdammt ernst. Mit einer solchen Belastung kannst du nicht in den Außeneinsatz." Er sah mir dabei tief in die Augen. Es war komisch von jemandem meinen Anfall beschrieben zu bekommen. Ich wusste nur wie es in mir drinnen ist und was ich fühle, aber nicht wie die Leute mich in der Zeit sehen. Ich wusste, dass er recht hatte und, dass diese Anfälle gefährlich und ungesund waren. Das musste ich oft genug miterleben, besonders in den ersten Jahren. Aber mit der Zeit hab ich mich damit abgefunden und gelernt damit zu leben. Für gewöhnlich weiß ich meist, was einen Anfall triggert und gehe dem aus dem Weg. Auch waren sie vor meinem Umzug nach Italien seltener geworden. Aber hier ist alles anders und es gibt keinen Ivan, der mich von allem abschirmte, was einen Anfall hervorrufen könnte. Ich war alleine und musste das auch alleine durchstehen.

"Ich sag dir was wir machen. Ich rufe einen alten Freund an, der sich mit sowas auskennt und bitten ihn uns zu helfen. Sollte es nicht klappen, verliere ich kein Wort mehr darüber und beschütze dein Geheimnis. Aber sollte es helfen, dann machst du die Therapie zu Ende."
Hatte er gerade Therapie gesagt? Ich mache keine Therapie! Das kann er vergessen, wir Petrows machen sowas nicht.
"Nein, keine Therapie!" schrie ich fast durch den Wagen. Luca sah mich entsetzt an. "Mach jetzt den Wagen auf!" Ich hatte die Schnauze voll. Der kann mich nicht einsperren und dann auch noch seine Bedingungen stellen. "Dir ist schon klar, dass ich dich so nicht mehr auf Missionen lassen kann?!" Ich blickte einfach gerade aus durch die Frontscheibe. Er soll aufhören sich in meine Angelegenheiten zu mischen und die Tür öffnen. Nach einigen Sekunden stellte auch Luca fest, dass ich wohl nicht einknicken würde und öffnet die Tür. Ich riss sie auf und stieg zügig aus.
"Darüber reden wir noch!" brüllte er mir noch laut hinterher und schlug dann auch seine Autotür zu. Er und Dante waren sich doch ähnlicher als ich dachte, fehlt noch, dass er mich am Handgelenk packt und rumwirbelt. Ich lief die Treppe hoch in mein Zimmer. Ich brauch jetzt Zeit für mich.

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