Kapitel LXXXIV

5K 171 14
                                    


Danach verlief das Essen mehr oder weniger im Stillen. Keiner verlor mehr ein Wort über den Anwärterabend, oder über Vlad, welcher immer noch nicht runtergekommen war. So wie ich ihn kannte schlief er noch, oder aber er versteckte sich ob in seinem Zimmer. Ich nahm mir vor, später bei ihm vorbei zusehen.

Als wir fertig waren ging Dante mit Sergio in dessen Büro und ich schnappte mir Chiara. Immer noch mit einer Kaffeetasse in der Hand gingen wir gemeinsam auf die Terrasse. Wir setzten uns auf die Gartenmöbel und ich stellte meine Tasse ab.
"Also rück mit der Sprache raus." Brach ich gleich mir der Tür ins Haus. Chiara sah mich nur verwirrt an, doch der Schimmer in ihren Augen sagte mir, dass sie genau wusste was ich meinte.
"Womit?" Sie versuchte ihr Unsicherheit zu überspielen, aber ich sah genau, wie sie auf ihrem Stuhl hin und her rutschte.
"Na vielleicht erzählst du erstmal, wieso du Vlad angemeldet hast und für ihn bürgst." Innerlich betete ich, dass ich mich irrte und sie eine ganz andere Erklärung für ihr Verhalten hatte, doch die Röte auf ihren Wangen, welche sich gebildet hatte, als ich Vlads Namen erwähnte lies mich daran zweifeln.
"Weil er es verdient." Sagte sie nun sicherer und sah mir dabei direkt in die Augen. Ich musste ein schmunzeln unterdrücken, da ich wusste, dass das nicht alles war.
"Na gut, dann sag ich Ivan er soll ihn in seinem Rang hochstufen, dann ist er sowas wie ein Cape bei uns in der Mafia." log ich und beobachtete gespannt ihre Reaktion auf meinen Bluff.
"Nein bitte nicht." Hektisch knetete sie ihre Finger und sah sich links und rechts um. Wir waren alleine und ich schätze sie wollte sicher gehen, dass uns niemand hörte.
Da sie aber nicht mit der Sprache herausrückte, setzte ich noch einen drauf.
"Wieso du sagst doch er hätte es verdient. Ich sehe das genauso wie du. Wird Zeit, dass er seine verdiente Position einnimmt."
Heftig schüttelte sie mit dem Kopf und ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Ihre plötzliche Trauer machte mich stutzig. War ich zu weit gegangen? Ich hoffe nicht.
"Ja, aber bei uns. Er soll hier bleiben. Für immer." Das für immer flüstere sie so leise, dass ich nicht sicher war, ob ich es wirklich gehört hatte, also bohrte ich weiter nach. Sie sollte es endlich aussprechen.
"Aber wieso denn Chiara? Er gehört hier nicht her. Er ist immer noch Teil der russischen Mafia und nur hier weil ich ihn für Dantes Befreiung gebraucht habe. Wenn sich alles normalisiert hat geht er wieder nach Hause." Log ich weiter. Die Tatsache, dass ich nicht wirklich vorhatte Vlad zurück zuschicken verschwieg ich ihr. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht wechselte von verlegen zu wütend in nur einer Sekunde.
"Nein! Hier ist sein Zuhause. Nicht dort. Er mag es da nicht einmal! Er bleibt hier bei uns, bei mir." Ihre Stimme war lauter und ich versuchte sie mit Gesten daran zu erinnern, wo wir uns befanden. Das letzte war ich brauchte, war,dass Dante die Schwärmerei seiner Schwestern mitbekommt.
Bevor ich jedoch etwas sagen konnte sprach sie weiter.
"Ich liebe ihn, okay! Ist es das was du hören wolltest?" Wieder war ihre Lautstärke viel so hoch und obwohl ich es bereits geahnt hatte, fiel ich bei ihren Worten trotzdem fast vom Stuhl.

"Wenn liebst du?" Ertönte es plötzlich neben mir. Langsam hob ich den Blick und atmete einmal tief durch, als ich Marco erkannte. Jeder der Brüder war mir im Augenblick lieber als Dante. Marco ließ sich auf dem Platz neben Chiara nieder und sah sie abwartend an. Diese hatte mittlerweile die Farbe einer Tomate.
In meinem Kopf suchte ich nach einer passenden Ausrede, fand aber keine.
"Kennst du nicht!" Mit den Worten stand sie auf und ging, ohne mich oder ihren Bruder noch einmal anzusehen.
Na sehr schön, lief mal wieder genau nach Plan.
Ich fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht und massierte anschließend mit den Fingern meine Schläfen.

"Du solltest aufpassen, dass Dante davon nichts mitbekommt. Er kann den Russen so schon nicht leiden."
Mein Blick schnellte zu Marco und ich sah in entsetzt an.
"Was? Denkst du wirklich ich hätte es nicht bemerkt? Ich kenne Chiara am besten und weiß genau, wieso sie sich plötzlich so verhält."
Sehr schön, wenn Marco es bereits bemerkt hat, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch Dante ein Licht aufgeht.
Mit einem nicken erhob auch ich mich und ging wieder ins Haus.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now