Kapitel LXXX

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Anastasia

Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und ich saß immer noch auf dem Balkon und starrte in die Leere. Die Worte der Computerstimme gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie halten immer und immer wieder, als wäre sie ein gefangenes Echo, welches seinen Weg nicht heraus fand.
Sie werden Hiroto Nakamura töten.
Sie werden Hiroto Nakamura töten.
Sie werden Hiroto Nakamura töten

Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Nachdem ich mich einiger maßen beruhigt hatte, stand ich mit wackeligen Beinen von Boden auf und schlenderte mit einer Decke unterm Arm auf den Balkon. Dort machte ich es mir auf einem Stuhl bequem und starrte geistensabwesend in die Luft. Meine Gedanken waren leer. Nichts raste durch meinen Kopf, einfach nur Stille.

Komplett in meiner Trance gefangen saß ich dort, bis die Sonne aufging. Alles woran ich denken konnte war dieser eine Satz.
Sie werden Hiroto Nakamura töten.

Dante war immer noch nicht zurück gekehrt und obwohl ich seine Nähe vermisste, war mir seine Abwesenheit grade lieber. Ich musste eine Lösung finden, einen Ausweg und das könnte ich nicht tun solange er bei mir wäre.

Langsam stand ich auf und ging ins Bad, um meinen kalten Körper unter der Dusche aufzuwärmen. Das Wasser tropfte von meiner Haut und ich weigerte mich heruaszutreten. Ich wollte meine kleine Blase hier in der Dusche nicht verlassen, mich der Welt und all den Problemen stellen.
Am liebsten hätte ich mich unter meiner Decke in meinem Bett verkrochen und wäre erst rausbekommen, wenn alles vorbei war.
Nach weiten zehn Minuten, in welchen ich einfach unter dem warmen Wasserstrahl stand, gab ich mir einen Ruck und stieg aus der Dusche.
Ich trocknete mich ab und föhnen meine braunen Haare glatt.
Im Ankleideraum sah ich planlos in den Schrank. Mir war heute nicht nach einem festlichem Outfit, weshalb ich eine dunkle Jeanshose herausnahm und diese mit einem schlichten dunklem Shirt kombinierte.
Ich zog meine weißen Sneaker an und ging, ohne mich zu schminken nach unten ins Esszimmer.
Es war noch recht früh, weshalb außer Sergio und Valeria niemand am Tisch saß.
"Guten Morgen, Liebes."
Ich lächelte ihr schwach zu, da meine Kraft nur dafür ausreichte und nahm Platz.
Caroline stellte mir eine Tasse Kaffee hin und ich nickte dankend.
"Anastasia, geht es dir gut? Du siehst erschöpft aus mein Kind."
Ich nahm meinen Blick von der Kaffeetasse und sah zu Valeria, welche mich sorgenvoll musterte.
"Ich hab nicht viel geschlafen." Eigentlich gar nicht, korrigierte ich mich in Gedanken und schweifte wieder ab.
Sie werden Hiroto Nakamura töten.
Spuckte es wieder durch meinen Kopf. Meine Finger fingen an zu zittern und ich stellte die Kaffeetasse ab um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sergio war in seine Zeitung vertieft, was mir sehr entgegen kam. Ich trank meinen Kaffee aus und entschuldigte mich dann höflich bei Valeria und Sergio, um aufzustehen und das Esszimmer zu verlassen. Ich wollte im Augenblick nur alleine sein und darüber nachdenken, was mich heute Nacht erwartet.

Unser Schlafzimmer war immer noch leer, aber ich verwarf jeden Gedanken an meinen Mann und die Frage wo zum Teufel er sich immer noch herumtrieb und fokussierte mich auf mein Problem.
Hiroto Nakamura, der Mann dessen Leben ich heute Nacht beenden soll. Ich war nicht naiv zu glauben, dass Juan Li mir diese Aufgabe zufällig zugeteilt hatte. Er wusste, dass Hiroto schuld an Pablos tot ist und Dante somit nach Rache trachtet. In dem er mir dies als Gefallen auftut, bricht er so gleich eine Sache los, vor der ich bereits jetzt angst habe, der Moment wenn Dante erfährt, dass ich die Person bin, die ihm seine Rache verwehrt. Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich kann nicht zurück treten und den Gefallen abschlagen, das hätte noch größere Konsequenzen für uns. Gefangen in meinem Dilemma legte ich mich auf den Rücken und starte die weiße Decke unseres Schlafzimmers an.
Ich bemerkte nicht, wie sich die Zimmertür öffnete und Dante hereintrat. Erst als sich die Badezimmertür laut schloss schreckte ich hoch. Ich sah auf die Uhr und sprang auf. Es war bereits elf Uhr, in einer Stunde würde die zweite Runde eröffnet werden. Wie viele Stunden hatte ich bitte hier gelegen und die Decke angestarrt? Ich hörte wie im Badezimmer die Dusche angestellt wurde.
Mir war heute nicht nach dieser Veranstaltung und besonders die ganze Aufmerksamkeit passte mir gerade so gar nicht.
Widerwillig stand ich auf und sah mich im Spiegel an. Mein Gesicht schmückten dunkle und tiefe Augenringe, welche meinen Schlafmangel jeder Menschenseele präsentierten. Meine haut war blass und auch meine Lippen hatten wenig Farbe.
Dante kam mit einem Handtuch um den Hüften aus dem Badezimmer. Seine Haare waren nach nass von der Dusche und über seine Brust liefen vereinzelnd Wassertropfen herunter. Ich schluckte bei seinem Anblick einmal schwer und schüttelte leicht meinen Kopf, doch mein verräterischer Körper reagierte augenblicklich auf ihn. Hitze stieg in mir auf und mein Unterleib zog sich fast schmerzhaft zusammen.
Ohne ein Wort zu sagen ging ich an ihm vorbei und flüchtete mich ins Badezimmer. Es gibt viel wichtigere Probleme, den ich mich heute stellen muss und mein verdammt scharfer Mann, dem ich ein Sexverbot auferlegt hatte, war definitiv keins davon.

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