Kapitel LX

5.4K 179 10
                                    


Ende der Rückblende

Anastasia

"Verdammt! Verdammt! Verdammt!" Riccardo warf sein Innenohr auf den Boden und ließ seiner Wut freien Lauf.
Wir waren so kurz davor sie zu finden. Der Schock in mir wich und machte der blanken Wut Platz und auch ich sprang von meinem Stuhl auf.
"Sie sollen alles durchsuchen, überall nachsehen." klammerte ich mich verzweifelt an die letzte Chance, dass sie doch dort sind und bloß nicht gefunden wurden.
Riccardo kam zu mir rüber und faste mich an den Schultern an. "Sie sind nicht dort." schüttelte er mich leicht und seine stimme war laut und streng. "Sie sind nicht dort." diesen Satz sagte er mit mehr Verzweiflung und Trauer.
Danach ließ er mich los und ging einige Schritte zurück.
"Ich gehe zu Vater, vielleicht haben sie bereits einen neuen Plan. Warte hier auf mich." Mit diesen Worten ging er aus und ich setzte mich erschöpft zurück auf den Stuhl.
Es wird Zeit, dass ich die Sache in die Hand nehme und meinen Mann da raushole.
Ich nahm mein Handy vom Tisch und wählte die Nummer von Vlad.

"Vlad ich brauch dich, nimm bitte den nächsten Flug nach Palermo." Ohne seine Hilfe werde ich meinen Plan nicht umsetzten können.
"Natürlich, bin schon auf dem Weg." So wie Pablo Dantes rechte Hand ist, so könnte man Vlad meine nennen. Obwohl er im Dienst meiner Familie steht gehörte er immer zu meinen Männern und das ist jetzt immer noch so. Aber auch wenn er jetzt losfliegt, wird er erst in fünf bis sechs Stunden hier sein, also muss ich den ersten Teil des Plan selbst durchführen.
Ohne noch mehr Zeit zu verlieren legte ich auf und suchte in meiner Telefonleiste nach dem Namen des Mannes, welchen ich nie um Hilfe gebeten hatte und es nie zu tun vor hatte.
Ich drückte auf Anrufen und legte mir das Telefon ans Ohr. Mein Puls passte sich dem Takt des Ruftones an und ich atmete einmal tief durch, um meine Stimme so ruhig wie möglich zuhalten.

"Sie mal an, die verlorene Tochter ruf an." Das war seine Begrüßung nach all der Zeit in der wir nicht von einander gehört hatten, nach allem was ich wegen ihm durchmachen musste.
"Vater" auch ich ließ die Begrüßung kalt und distanziert klingen. Ich rufe nicht an um nach seinem Befinden zu fragen und das sollte er wissen.
"Was willst du, ich hab nicht viel Zeit." Er spielt nicht einmal den besorgten Vater, aber mir soll es recht sein.
"Verschaff mir ein Treffen mit Juan Li." Der Triade Boss war seit Jahrzehnten ein Geschäftspartner meines Vaters und wenn mich jemand in seine Nähe bringen könnte dann er.
"Was willst du von ihm?" zumindest lehnt er meine Bitte nicht sofort ab.
"Deinen Fehler wieder gut machen und verhindern, dass es zum Krieg kommt!" meine Stimme wurde strenger und man konnte meine Wut raushören.
"Dein Ton gefällt mir nicht, wie redest du mit mir!" Seine Worte ließen die Wut nur weiter in mir aufsteigen.
"Ich will ein Treffen Vater!" lenkte ich das Gespräch wieder auf meine Forderung.
"Was hab ich davon?" da war er, der große Wassili Petrov zeigte sein Gesicht. Nicht einmal seiner Tochter tut der Mann einen Gefallen ohne Gegenleistung.
"Was willst du?" Meine Verzweiflung hatte den Punkt erreicht, an dem ich mit allem einverstanden war, was auch immer er verlangen würde.
"Ich organisiere dir dieses Treffen, aber als Dankeschön wirst du dich von uns fern halten. Du bist jetzt eine Martinelli und keine Petrova mehr, also wirst du dich auch so verhalten." Er schmeißt mich aus der Familie, natürlich. Ohne mein Mitwirken würde er es niemals schaffen, aber wenn ich zustimme dann ist er mich endlich los. Ich würde meine Familie verlieren, meinen Bruder, meine Tante, meinen Onkel, sie alle wären für mich nichts als Mitglieder einer verfeindeten Familie. Aber ohne dieses Treffen verliere ich meinen Mann.

"Du hast mein Wort und jetzt verschaff mir dieses Treffen und das heute noch!" danach legte ich auf und wischte mir die vereinzelnden Tränen weg, die meine Wangen runterließen. Ich war nun alleine, meine alte Familie hab ich verloren und die neue noch nicht gewonnen. Ich schob die Gedanken beiseite und konzentrierte mich wieder auf Dante und Pablo.
Ich ließ aus dem Raum in Richtung unseres Schlafzimmers. Im Flur stieß ich mit einer weinenden Chiara zusammen.
"Anastasia" brach sie mit gedämpfter Stimme kaum hörbar hervor. Ich nahm sie in den Arm und streichelte ihr über den Rücken. "Es wird alles wieder gut, sie werden beide heil und sicher zurück kommen." Ich musste mir mühe geben, damit es überzeugend klang, da meine Stimme ebenfalls leicht zitterte.
"Alles wird wieder gut." flüsterte ich ihr ins Haar und drückte sie noch einmal, bevor sie sich von mir trennte.
"Ich fahre jetzt wieder zurück zu Laura, komm doch auch mit." Ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte bereits andere Pläne, ich werde meine Worte wahr machen, die ich ihr vor einer Minute gesagt hatte.
"Ich werde hier auf Neuigkeiten warten." Sie nickte und ging dann an mir vorbei in ihr Zimmer. Ein schlechtes Gewissen überkam mich, da ich Chiara nicht beistand und ihr nicht bei ihrer Trauer helfen konnte. Aber wenn mein Plan funktioniert, dann wird ihre Traue nur für kurze Zeit sein.
Ich öffnete die Tür zu unserem Schlafzimmer und lief die Treppe hoch zu dem Ankleidezimmer. Auf Dantes Seite des Schrankes nahm ich eine Sporttasche aus dem unteren Fach raus und ging mit dieser in den kleinen Raum mit den Waffen.
Ich packte zwei Pistolen und ein Gewehr ein, sowie Munition und zwei Kugelsichere Westen.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now