Kapitel IV

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Schweigend fuhren wir einige Kilometer bis zu einer weiteren Landebahn. Ich sah die ganze Fahrt über aus dem Fenster.
Hinter und vor uns fuhren ebenfalls Wagen der Martinellis, in jedem von den zich Bodyguards.

„Denk erst gar nicht daran" erklang die tiefe Stimme neben mir und ließ mich kurz zusammen zucken. Als ich mich traute einen kurzen Blick neben mich zu riskieren, sah ich Dante in sein Handy vertieft.
Bis jetzt hatte er mich keines Blickes gewürdigt. Der Knopf seines Jacketts war geöffnet und meine Sonnenbrille lag auf dem Sitz zwischen uns. Der Wagen hielt, aber keiner stieg aus. Der Fahrer blickte im Rückspiegel erst zu Dante und dann zu mir, bis er wieder Dante fixierte. Wir warten doch jetzt nicht bis der Herr fertig ist oder?

Das konnte ja lustig werden. Nachdem er fertig mit seinem Handy war, öffnete er die Tür und stieg wortlos aus. Ich machte es ihm nach und folgte ihm zum Flugzeug. Ich sah eine Sitzecke, in die sich noch keiner der Bodyguards gesetzt hatte, und ließ mich nieder. Dante setzte sich zu seinem Vater an den Tisch. Immer noch sah er mich nicht einmal an. Nicht, dass ich darauf warten würde, aber seltsam war das bei weitem.
Ich schnallte mich an und blickte aus dem Fenster. Wenn das mein Leben wird, dann nehme ich ein Leben auf der Flucht vielleicht doch in Kauf.

Den ganzen Flug über sagte niemand ein Wort zu mir. Ab und zu hörte ich die Wachleute auf italienisch reden, oder Dante ein Telefonat führen. Nur schade, dass mein Italienisch eingerostet war und ich nur stückweise den Gesprächen folgen konnte. Okay folgen war übertrieben ich verstand einzelne Wörter.

Langsam fielen mir meine Augen zu und ich lehnte mich in meinem Sitz zurück. Das gute an Privatjets war, dass man hier wirklich während eines Fluges schlafen konnte.
Als ich meine Augen wieder öffnete saß Dante in dem Sitz gegenüber von mir und musterte mich.
Er sah mich emotionslos an. Auch seine Körpersprache verriet mir nicht was er dachte.
Verdammt, wieso kann ich diesen Mann nicht einschätzen. Bei seinen Wachleuten war es einfach, die waren angespannt und folgten jeder meiner Bewegungen. Sie sahen eine mögliche Flucht kommen und beobachteten mich deshalb. Idioten, wie soll ich aus einem fliegenden Jet fliehen.
Auch war in ihren Gesichtern eine gewisse Abneigung zusehen, auch wenn sie versuchten neutral zuschauen.
Dantes Vater hingegen war schwerer zu lesen, jedoch nicht unmöglich. Ich sah seine neugierigen Blicke, welche versuchten mich einzuschätzen. Gleichzeitig positionierte er sich sehr autoritär um seine Macht zu demostieren. Ob er mich damit einschüchtern wollte oder es bei ihm normal war konnte ich nicht sagen. Vielleicht wartete er auch darauf, dass ich den ersten Schritt mache. Darauf können die lange warten. Das gute daran, dass man jahrelang für seine Familie unsichtbar war, man konnte stundenlang Leute beobachten ohne voreilig zu handeln. Und genau das werde ich tun.

Das Flugzeug kam zum Stehen und die Türen wurden geöffnet. Wir waren da. Bereits auf der Treppe wehte mir der warme Wind Siziliens ins Gesicht. Ich war als erstes aufgestanden, weil ich die drückende Stille und die Augen auf mir nicht mehr ertrug.
Unten angekommen wartete ich auf Dante, welcher bei meinem Anblick anfing leicht zu grinsen.
Zunächst wusste ich nicht was sein Problem war, bis mir auffiel, dass ich wie ein Hund auf seine Anweisungen wartete.
Ich könnte mich dafür Ohrfeigen.
Kaum bin ich in dieser Familie hab ich mein Rückrat verloren. Aber vielleicht lag es daran, dass mit mir immer noch niemand redete. Nicht, dass ich Versucht hätte ein Gespräch zu führen, jedoch außer seiner ach so netten Begrüßung und der Warnung im Wagen hatte Dante kein Wort mehr in meine Richtung verloren. Dante kam mit gefährlich langsamen Schritten auf mich zu und setzte seine Sonnenbrille wieder auf.

Das ganze Spiel ging wieder von Vorne los und wir stiegen in eine weitere Kolone von SUVs ein. Die Fahrt war diesmal zum Glück nicht so lang und nach bereits 20 min erblickte ich ein großes Anwesen. Wir fuhren durch die Tore und hielten vor einer Steintreppe, welche zum Eingang führte.
Es sah anders aus, als unser Haus in Moskau aber stand unserem in seiner Größe und Schönheit nicht nach.

Plötzlich packte Dante mich grob am Ellbogen und führte mich die Treppe hoch. Ich wäre fast über die ersten Stufen gestolpert, hätte er mich nicht so fest gehalten. Oben angekommen öffnete uns bereits ein Dienstmädchen die Tür.
Als sie Dante sah leuchteten ihre Augen auf und sie lächelte ihn strahlend an. Oh Gott wo war ich denn hier gelandet.
Ich hatte jedoch nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn Dante führte mich, ohne dem Dienstmädchen Beachtung zu schenken, eine weitere Treppe nach oben.
Im zweiten Stock ging er immer noch schweigend einen langen Flur entlang. Ich hatte Mühe mit ihm mitzuhalten, auch wenn meine Beine nicht gerade kurz waren.
Ich spielte das Spiel erstmal mit, mal sehen wohin das führt.
Vor einer Tür blieb er stehen, öffnete sie und drängte mich hinein. Ich stolperte ins Zimmer und konnte mich gerade noch aufrecht halten. Plötzlich ertönte Dantes Stimme „Links von dir ist das Badezimmer, die andere Tür ist das Ankleidezimmer, deine Sachen werden gleich raufgebracht. Du bleibst in diesem Zimmer und in zwei Stunden wirst du zum Essen abgeholt."
Er war dabei den Raum zu verlassen bevor er stoppte und wieder zu mir sah „ Ach ja und denk erst gar nicht daran zu flüchten, ich würde dich überall finden."
Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und schloss laut die Tür. Was war das denn?
Entweder er schweigt oder er droht mir. Sehr schön. Ich ließ mich aufs Bett fallen und sah zur Decke hoch. Das wird anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte.
Plötzlich klopfte es an der Tür.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now