Kapitel XC

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Dante

Widerwillig verließ ich unser Schlafzimmer. Ich würde den Tag viel lieber bei meiner Frau im Bett verbringen, als in meinem Büro mit Luca und Lorenzo, aber leider hab ich keine Wahl. Es stellte ein enormes Risiko dar, den Verräter weiterhin in unseren Reihen zu haben. Solang ich nicht wusste wer es war, konnte ich keine große Mission planen und auch die Geschäfte der Mafia liefen seit dem viel langsamer. Wir mussten viel vorsichtiger sein und alles zwei- und dreifach überprüfen. Ich hatte es so satt und alleine der Gedanke, dass eine Ratte sich in meiner Mafia eingenistet hatte, trieb mich zur Weißglut. Wenn ich diesen Bastard endlich finde, dann werde ich ihn für all seine Taten leiden lassen. Niemand hintergeht die italienische Mafia und kommt ungeschoren davon.
Diese Lektion werde ich auch noch Hiroto spüren lassen, sobald Lorenzo und Christiano diesen Wichser gefunden haben.

Ich öffnete die Tür meines Büros und traf sofort auf Luca und Lorenzo, welche es sich in meiner Sitzecke gemütlich gemacht hatte.
"Also was habt ihr herausgefunden." Sprach ich gleich das Thema an für welches wir hier waren.
Lorenzo stand auf und reichte mir eine Akte.
Ich ging mit ihr in der Hand zu meinem Stuhl und setzte mich hinter meinen Schreibtisch.
Die ersten Seite bestand aus belanglosen Informationen, die wir bereits wussten, also suchte ich weiter.
"Was ist das?" Ich starrte auf ein Foto, welches ziemlich sicher während einer Nacht aufgezeichnet wurde. Es war ziemlich dunkel und man konnte die Umrisse nur wahrnehmen, weil die Scheinwerfer eines Autos die Umgebung erleuchteten.
Einer von den zwei abgebildeten Männern war der kleine Bruder vom Yakuza Boss, Tai. Zum Glück hatte Pablo dem Wichser bereits im Bunker die Kehle aufgeschnitten, sonst würde er auch noch auf meiner Liste stehen.
Hirotos Bruder stand mit der Vorderseite zur Kamera und war gut erkennbar. Die andere Person war nur von hinten zu sehen, was eine Identifizierung enorm erschwerte.
"Dieses Foto stammte von einem meiner Informanten. Es wurde von einer Überwachungskamera, vor den japanischen Lagerhäusern in Singapur, aufgenommen." Klärte Lorenzo mich auf.
Ich blätterte weiter und fand noch mehr Aufnahmen, aber keine von ihnen zeigte das Gesicht von Tais Gesprächspartner. Nun war ich auf die Erklärung meiner Bruder gespannt, wieso sie dachten, dass uns diese Bilder weiterbringen würden. Mit einer angehobenen Augenbraue sah ich die beiden an und wartete darauf, dass sie fortfahren würden.
"Die Aufnahmen wurden eine Woche vor eurer Entführung gemacht." Klinkte sich nun auch Luca ins Gespräch ein.
"Habt ihr was über die Person rausgefunden, die sich mit Hiroto getroffen hat?"
Lorenzo schüttelte den Kopf, kam dann zu mir rüber und wühlte in der Akte herum.
"Aber wir haben das!" Er zeigte mir eine Nahaufnahme. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, was er mir zeigen wollte.
Auf dem Foto war ein Auto zu sehen, auf welchem das Kennzeichen, durch die Nahaufnahme, klar zu sehen war. Es war eines unserer Kennzeichen.
"Glaubt ihr wirklich, dass die Rate so dumm war und eines unser Mafiaautos für ein geheimes Treffen genommen hat?" Ich musste alle Zweifel ausräumen, denn eine zweite Chance den Verräter zu enttarnen hatten wir nicht.

"Ich glaube nicht, dass es was mit Intelligenz zu tun hat. Er fühlte sich bestimmt so sicher, dass es ihm egal war. Außerdem vor was sollte er sich fürchten? Wenn ihn jemand gesehen hätte, dann würde man denken, dass es sich um ein normales Geschäftstreffen handelt. Niemand hätte es hinterfragt und wir hätten es auch nicht erfahren, wenn wir nicht danach gesucht hätten." Lorenzo machte es sich wieder auf einem Stuhl gemütlich und sah mich überzeugend an. Er war sich also sicher, dass er auf dem richtige Weg war, also sah ich wieder auf das Bild.

"Außerdem hätten wir dich ohne Anastasias Hilfe niemals so schnell gefunden. Wir gehen davon aus, dass ihr Ziel nicht nur darin bestand sich an uns zu rächen. Hätten sie es geschafft dich ebenfalls aus dem Weg zu schaffen, dann wäre der Platz des Dons und des Capes wieder frei. Wir hätten andere Probleme gehabt, als nach einem Verräter zu suchen und wer weiß, vielleicht hätten wir nicht mal von seiner Existenz gewusst, bevor sie sich den Tron schnappen."
Er machte eine kurze Pause und sah mir dann bedrückt in die Augen. "Wir glauben, jemand hat es auf deinen Tron abgesehen." Luca stand nun auch auf und kam zu meinem Tisch rüber. Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Wenn der zukünftige Don einer der mächtigsten Mafiafamilien entführt wird, dann geht es nicht nur um Rache. Es geht um Macht und jemand will mir diese wegnehmen.
"Was habt ihr noch?" Ich brauchte mehr Beweise, stichthaltige Theorien, oder Argumente, damit ich mir sicher sein konnte, dass wir uns nicht irrten.

"Wir lassen gerade herausfinden, wer zu dem Zeitpunkt den Wagen hatte. Das kann einige Tage dauern, aber sobald wir wissen wer der Mann auf dem Foto ist, wissen wir auch wer der Verräter ist." Immer noch nicht ganz überzeugt, schob ich die Akte von mir weg.
"Wir wissen aber nicht worüber die beiden gesprochen haben. Was wenn es etwas Belangloses war?" Ich musst mir in dieser Sache ganz sicher sein. Wir durften uns keine Fehler leisten, denn die Unwissenheit der Ratte darüber, dass wir von ihr wussten, war unser größter Vorteil.
"Worüber hätten sie denn sonst noch sprechen sollen? Zu der Zeit hatten wir keine laufenden Geschäfte mit den Yakuza und es standen auch keine bevor, also worüber hätten sie denn sonst reden sollen?" Da war was dran. Die Japaner haben bereits Monate zuvor keine Aufträge mehr an uns gegeben. Das war auch erst der eigentliche Grund, wieso wir überhaupt mit den Chinesen ins Geschäft kommen mussten.
"Außerdem wurde weder von mir, noch von Lorenzo ein Ausflug auch Singapur genehmigt. Und von dir auch nicht, ich hab das Protokollbuch durchgesehen. Von uns hätte niemand zu der Zeit in Singapur sein dürfen."
Also war es wirklich eine Spur. Ich will diesen Bastard endlich haben und ihn zeigen was es heißt mich zu hintergehen.

"Gut, dann bleibt weiter dran. Ich will den Namen des Mannes haben und zwar schon gestern."
Beide nickten und Lorenzo holte so gleich sein Handy raus, um den Kontaktmann anzurufen. Er verließ mein Büro und schloss die Tür hinter sich. Luca stand immer noch vor mir und sah mich sorgenvoll an.
"Du weißt, was das bedeutet oder? Wenn jemand hinter deinem Tron her ist, dann haben wir es nicht mit einem Laufburschen zu tun. Die Person die wir suchen ist in ein hochrangiges Mitglied." Und damit hat Luca genau die Angst angesprochen, die ich bereits seit Wochen mit mir herumtrage. Ein Mann, welcher in unser Mafia nicht nur ein und ausgeht, sondern auch vertraut ist mit allen Abläufen und vor allem den Sicherheitsmaßnahmen, stellt eine enorme Gefahr dar, für meine Familie, für Anastasia. Wenn diese Person, oder Personen meinen Sturz herbeiführen wollen, dann wird sie ihr nächstes Ziel sein. Der beste Weg, um mich unschädlich zu machen, ist es mein Frau anzugreifen.
"Ich hab die Sicherheitsmaßnahmen schon verstärk, aber wenn die Person zu unserem Innernekreis gehört, dann wird das kein Hindernis für sie sein. Ich will, dass du dir ein Konzept für Anastasias Sicherheit ausdenkst und es umsetzt. Niemand außer unserer Familie wird davon erfahren. Nicht der Rat und auch kein anderes Mitglied der höheren Ränge. Die Männer, die du dafür einsetzt, sollten extern sein, aber überprüfe ihre Loyalität vorher."
Wies ich meinen Bruder an, welcher sogleich nickte. Wenn es darum ging Sicherheitsmaßnahmen, Angriffstaktiken aufzustellen oder zu durchschauen, dann war Luca der beste Mann dafür.

"Gibt es noch was? Ich hab gleich noch ein Telefonat mit Ivan Petrov wegen dem neuen Vertrag. Und Vlad müsste auch gleich kommen und die SIC Sache mit mir besprechen."
Luca ging wieder zurück zu dem Sofa, auf welchem er saß, als ich reinkam. Er griff nach etwas und kam zu mir zurück. Es war eine weitere Akte.
Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck nicht sehen, worum es nun gehen wird. Die Sache mit dem Verräter hatten wir abgeschlossen, also ging es um etwas anderes.
"Das solltest du dir auch noch ansehen. Ich hab den Siegelring von Isaac Daly untersuchen lassen. Mein Mann hat eine Innenschrift gefunden, welche kaum sichtbar war."
Er öffnete die Akte und überreichte mir einige Bilder. Der Ring des Mann mit welchem sich Anastasia während unserer Flitterwochen getroffen hatte, war darauf zu sehen.
Ich blätterte weiter und sah eine Nahaufnahme der Inneren Seite. Dort waren zwei Wörter in das Metall eingraviert. Verwirrt sah ich meinen Bruder an.

"Was heißt Ordo damnatorum?"

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now