Kapitel XI

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Es sind bereits zwei Stunden vergangen und ich kann nicht mehr. Wenn ich noch ein weiteres Kleid anziehen muss, dann erschieße ich mich.
Chiara und Valeria sind während der Anproben förmlich aufgegangen. Sie lachten und spaßten herum.
Valeria war mit den Designern in ein anderes Zimmer gegangen, da ich ihr nun die Entscheidung über das Kleid lasse. Hauptsache ich muss keins mehr anprobieren.

Es ist mir auch egal welches sie wählt. Wir planen sowieso nicht die Hochzeit meiner Träume, soll sie wenigstens ihren Spaß haben.

Ich und Chiara saßen wartend auf dem Sofa und sie erzählte mir von ihren Freundinnen und Plänen. Für ihre 19 Jahre hat sie bereits konkrete Vorstellungen von ihrem Leben.

Valeria betrat wieder den Raum und lächelte mich an. "Ich hab alles abgeklärt. Jetzt fehlt nur noch das Kleid für heute Abend."
Oh nein nicht noch mehr Kleider.
Hinter Valeria tauchte ein junger Mann auf, welcher eine Kleiderständer in den Raum fuhr. Okay es hängen nur geschätzte 6 Kleider an der Stange. Zwei davon sind zu hell und eins ist rot, keine passende Farbe für einen solchen Anlass. Das vierte hat einen Prinzessinenschnitt und ich mag vieles sein aber bestimmt keine Adlige.
Bleiben noch zwei.
Beide sind schwarz, wobei das rechte mit Pailletten ausgeschmückt ist. Nicht wirklich mein Geschmack, also nahm ich das linke schwarze Kleid vom Haken und reichte es Valeria.
Diese hatte mich während der ganzen Zeit beobachtet und nimmt das Kleid nickend entgegen.

"Gut dann hätten wir nun das Wichtigste, fehlen noch Schuhe und Accessoires sowie.." weiter hörte ich ihr nicht zu. Soll sie doch alles entscheiden.
Ich wandte mich an Chiara, um das Thema auf etwas interessantes zu lenken.
"Wollen wir mit dem Unterricht über die Martinellis weitermachen?"
Sie sah von ihrem Handy zu mir auf und ein Lächeln zierte ihre Lippen.
"Ja aber nur wenn du mir auch was von den Petrovs erzählst." Das ist wohl nur fair.
"Okay Deal. Welche Tattoos haben deine anderen Brüder auf dem Handrücken?" Ich könnte zwar leicht an diese Information ran kommen, jedoch habe ich mir noch keinen von ihnen genau angesehen. Ich konnte zwar die Tattoos auf Dantes Oberarm erkennen, hatte jedoch nicht daran gedacht sie mir genauer anzusehen.
"Also, die von Luca und Lorenzo kennst du ja bereits. Marco hat einen Löwen. Papá sagte, er habe sich wie eine Queen aufgeführt und deshalb das englische Wappen bekommen." Sie fing an zu lachen und auch ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen.
"Riccardo hat einen Raben und Leonadro einen Schlangenkopf. Das ist was ich mit Tag und Nacht meinte."
Sie macht ein kurze Pause. "Der Rabe erscheint einem so harmlos und ist trotzdem ein natürlicher Feind der Schlange. Aber frag mich nicht, was Vater damit sagen möchte. Das wissen nur die Zwillinge."
Es ist eine interessante Symbolik, besonders für Zwillinge. Ich hätte eher mit etwas gleichem gerechnet.
"Und Dante hat.." Sie kam nicht weiter, da ihre Mutter ins Zimmer herein geplatzt kam. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie weg gewesen war.
"Ach her je es ist schon so spät. Draußen wird schon alles vorbereitet. Ihr solltet euch fertig machen."
Mit einer Handbewegung huschte sie uns vom Sofa.
"Anastasia dein Kleid wartet in deinem Zimmer. Ruf wenn du Hilfe brauchst, die Dienstmädchen stehen dir für alles zur Verfügung. In 2 Stunden holt dich Dante ab." Ich nickte und ging in mein Zimmer.

Was wohl sein Tier ist?! Ich kam gerade aus der Dusche, als es an der Tür klopfte. "Einen Moment." Ich zog mir schnell was über und öffnete die Tür.
"Miss, Signore Martinelli fragt nach ihnen, er ist im Salon." Ich nickte der Wache zu und verließ mein Zimmer.
Als ich den Salon betrat sah ich die Zwillinge auf dem Sofa sitzen und Luca stand an einer Wand gelehnt.
"Nach mir wurde gerufen?" Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung und Luca grinste mich an.
Er hielt den Hörer von einem Kabeltelefon in der Hand. Plötzlich betrat auch Marco hinter mir das Zimmer. "Na Schwägerin." Mit diesen Worten ließ er sich neben die Zwillinge fallen.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Luca, welcher mit dem Kopf auf den Hörer zeigte. "Der schreckliche würde dich gerne sprechen."
Ivan.
Mit schnellen Schritten lief ich zu Luca und nahm ihm das Telefon ab.
"Ivan?"
"Hey Nastja wie geht es dir, behandeln sie dich gut? Ich schwöre wenn sie dir was getan haben dann.." Ich unterbrechen in sofort "es geht mir gut, wirklich." Dabei sehe ich zu den Jungs, welche nun alle zusammen in der Sofaecke saßen und mich ansahen.
Ivan atmete erleichtert aus und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Wie geht es dir?"

"Alles ist gut, nur viel zu tun." Kam es von meinem Bruder. Ich starrte immer noch die Jungs an.
"Ich werde mich nach der Hochzeit nochmal meldet, зайчик."
(Häschen)
"Okay gut, bitte pass auf dich auf Ivan, люблю тебя.
(Hab dich lieb.)
Das starren der Jungs wurde intensiver. Mir lief ein unangenehmer Schauer den Rücken runter.
"И я тебя."
(Und ich dich.) Mit diesen Worten legte Ivan auf. Er musste mich wirklich vermissen wenn unser harter Macho solche Worte sagte.
Ich legte das Telefon wieder zurück und wollte gerade gehen, als einer der Zwillinge das Wort an mich richtete.
"Wie bekommt man eigentlich den Beinamen der Schreckliche?"
Ich glaube das ist das erste Mal, dass ich die Stimme von einem der Beiden hörte.
"Der Name wird bei der Geburt vergeben." Es hat keinen Sinn diese Information für mich zu behalten. Es ist kein Familiengeheimnis, in Russland kennen fast alle diese Tradition. Wir sprechen nur nicht mit Feind darüber. Aber ich schätze, dass sind wir bald nicht mehr.
"Warte, du meinst er heißt Ivan der Schreckliche nicht wegen seiner Taten?" Fragte mich Luca entsetzt.
Ich kann seinen Unterton verstehen, wenn man bedenkt, dass er sich seinen Wolf verdienen musste.
"Nein, man wird von seinem Großvater väterlicherseits nach einem russischen Mitglied der Zarenfamilie benannt."
Ich hoffe, dass dies nun genug Informationen sind und erklärt wieso Ivan nach Ivan dem Schrecklichen benannt wurde und diesen Beinamen trägt. Er ist ja nicht mal ein offizieller Name. Es ist eher sowas wie ein Spitzname, eine Namensverbindung.
Gerade als ich zur Tür wollte fragt Marco plötzlich "und wie lautet deiner?"
Vor dieser Frage wollte ich gerade fliehen. Ich stehe bereits mit dem Rücken zu der Sitzecke. Ich könnte einfach weitergehen, aber dann wüssten sie, dass ich diese Frage nicht beantworten möchte. Das wäre eine Schwäche.
Luca kennt bereits eine Lücke in meiner selbstbewussten Fassade, eine weitere kann ich wirklich nicht gebrauchen.
Aus diesem Grund drehte ich mich um und sah jeden einzelnen in die Augen.
"Anastasia die Letzte."
Damit drehte ich mich wieder um und ging in mein Zimmer.
Ich hasse diesen Beinamen. Mir reichte es, dass die Kinder mich früher immer das Letzte genannt haben. Ivan wirkt durch seinen noch angsteinflößender und mächtiger und ich einfach nur wie bestellt und nicht abgeholt.
Ich schob die Erinnerung an diesen Namen und die frühere Zeit weg und konzentrierte mich auf mein Make up und meine Haare. Valeria hat mir einen Stylisten angeboten aber ich mag es nicht wenn mich andere berühren. Ich will keinen Anfall provozieren.

Gerade als ich den Reißverschluss an meinem Kleid schloss ging die Tür auf. Ich stand mit dem Rücken zur Tür, aber ich muss nicht erst hinsehen um zu wissen, dass es Dante war. Genau 2 Stunden, pünktlich wie ein Uhrwerk.

Ich drehte mich um und sah in ihn einem eleganten schwarzen Anzug. Sein Hemd war ebenfalls schwarz. Der Stoff schmiegte sich förmlich an seinen muskulösen Körper.
Meine Augen wanderten hoch zu seinen Händen, welche er vorne ineinander verschränkt hatte.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now