Kapitel XII

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Ich starrte ununterbrochen auf seine Hand. Ein majestätischer Adler zierte seinen Handrücken und verband sich mit einem Totenkopf. Der Totenkopf war das Familienwappen. Unser Wappen bestand aus zwei Kalaschnikow Patronen.

Ich zwang mich meinen Blick von seiner Hand loszureißen und wieder hochzusehen. Dantes Blick fuhr meinen Körper hoch und runter. Dabei blieb er längere Zeit an meinem Beinausschnitt und meinem Dekolleté hängen. Der Ausschnitt meines Kleides war zwar hoch genug geschnitten, jedoch wurde er von zwei asymmetrischen Schnitten verziert, welche dem sonst eher schlichten Kleid eine gewisse würze verlieh. Auch der Beinschnitt an meinem linken Bein ermöglichte einen Einblick, jedoch nahm das dem Kleid nicht seine Eleganz. Das Kleid weist einen gedanklich in eine bestimmte Richtung, jedoch lässt es genug Platz für die eigene Fantasie über. So musste es auch Dante gehen, denn er hatte bis jetzt immer noch kein Wort verloren und starrte mich einfach weiter an.


Um diese unangenehme Situation zu unterbrechen räusperte ich mich „Können wir gehen?"

Er legte seinen Kopf leicht nach links und ich könnte schwören ein kurzes Grinsen gesehen zu haben.


Als ich an ihm vorbei zur Tür wollte, hielt er mich am Handgelenk fest. „Nicht so schnell, wir sollten vorher einiges klären."


Ganz toll und ich dachte mir bliebe noch etwas Zeit bevor der Abend unerträglich wird. „Es liegt in deinem Interesse, dass wir heute Abend überzeugend den Schein eines verliebten Paares geben."

Okay hat er das einstudiert? Oder klingt er immer so gestochen. Ich meine es ist das erste Mal, dass er mir nicht droht oder mich anschreit. Wenn das seine normale Art war zu sprechen, dann soll er lieber wieder schreien.


„Vergiss es, wieso auch, jeder weiß doch, dass unsere Hochzeit ein Friedensabkommen ist. Außerdem ist doch sowieso nur deine Familie hier." Das kann er schön knicken. Ich werde bestimmt nicht ein auf verliebt mit diesem Trottel machen. „Das stimmt nicht ganz. Es sind auch einige Geschäftspartner hier und Freunde, sowie ein paar eher feindliche Familien. Genau deshalb solltest du so gut es geht zeigen, dass mir was an dir liegt."


Okay das ging etwas zu schnell. Ich war zwar nicht so schwer von Begriff wie mein Bruder aber den Zusammenhang sah ich dennoch nicht. „Da musst du schon genauer werden" sagte ich in einem provozierenden Ton. Ich sah wie er die Zähne zusammen biss. Er sollte lieber schnell lernen mit meiner frechen Art klar zukommen, denn ablegen werde ich sie bestimmt nicht.
Er überspielte meine Provokation, schlauer Mann.

„Es ist öffentlich bekannt, dass unsere Ehe den Frieden für unsere Familien bring wird, aber nicht, dass dies der Grund war. Die meisten glauben, dass wir beide so verliebt sind, dass unsere Familien nachgegeben haben und einer Heirat zustimmten." Dabei betonte er das Wort verliebt als müsste er sich übergeben.

„Dies wurde zur Sicherheit von allen so beschlossen, besonders für Isabellas und deine. Wird publik, dass es nur ein Vertrag ist, und mir nichts an dir liegt würde keiner meine Vergeltung fürchten, würde dir etwas zustoßen." Ganz toll jetzt reden wird bereits über meinen Tod. „Auch könnte man euch benutzen, um uns gegeneinander aufzuhetzen. Also solltest du dich so verliebt wie möglich geben, wenn du keine Zielscheibe auf dem Rücken haben möchtest." Bei den letzten Worten konnte ich durch seine Fassade sehen. Auch wenn es nur eine Sekunde war konnte ich ganz klar ein teuflisches Grinsen erkennen.

Ganz toll ihm machte meine Situation auch noch Spaß. Ich bin mit einem Sadisten verlobt. Aber leider ergaben seine Argumente sogar Sinn. Ich wünschte der Abend wäre jetzt schon vorbei.
„Keine Sorge, mia cara, ich werde die ganze Zeit bei dir sein."
(Meine liebe)

Genau das macht mir ja sorgen. Auch, dass er nun seine Fassade komplett abgelegt hatte und mich grinsend ansah. Wie kann man von einem Diplomaten zu einem hämischen Sadisten wechseln und das in 2 Minuten.


Ich entschied mich nicht weiter darauf einzugehen. Mein Kopf dröhnte so schon und ich war heute sowieso nicht in der Lage zu grübeln. Dante hielt mir seinen Arm hin in den ich mich wortlos einhackte.

Wir gingen die Treppe runter, wobei Dante mir immer wieder im Augenwinkel einen Blick zuwarf. Ich folgte seiner Führung zum Garten, welcher schön geschmückt war. Es standen große Blumenbukettes mit altrosafarbenen Amica Rosen in hohen Vasen im Garten verteilt. Über der Terrasse, sowie dem Pavillon waren Lichterketten abgebracht und die Tische waren mit weißen Leinen überzogen.

Eine enorme Menschenmenge breitete sich über den Garten aus. Überall standen Leute und unterhielten sich, Kinder liefen von rechts nach links und man hörte Musik und Gelächter. Wäre das nicht wegen meiner bevorstehenden Hochzeit könnte ich mich hier sicher amüsieren.

Dante drehte sich zu mir „Und wie gefällt dir unsere Verlobungsfeier, mia vita."
(Mein Leben)
Anscheinend hatte die Vorstellung bereits begonnen.

Warte hatte er gerade Verlobungsfeier gesagt? Ich dachte das wäre ein Familienessen. Wobei das hier sah eher nach einem Empfang für die Queen aus. Meine Tante übertreibt auch immer bei solchen Veranstaltungen aber das hier ging eindeutig an die Martinellis.

Ich kam nicht dazu ihm zu antworten, da uns bereits eine überglückliche Valeria entgegen kam. „Da seid ihr ja meine Lieben, wie gefällt es auch?" Ich war immer noch zu geschockt um zu antworten. „Danke Mamá, es ist dir gelungen." Tja der bekommt keinen Preis in der Kategorie beste Komplimente. Ich hatte zwar keine gefühlvolle Rede erwartet, aber das klang doch eher nach der Einschätzung eines Arbeitgebers und nicht eines Sohnes.

„Danke Valeria, es ist wirklich schön." Sie strahlte mich an. „Oh danke Liebes, du siehst übrigens atemberaubend aus. Hat mein Sohn dir das bereits gesagt?" Ich hätte fast geantwortet, dass er mich mit seinen Augen ausgezogen hatte, aber konnte den Satz gerade noch zurück halten. Dafür übernahm Dante das Wort. „Wieso sollte ich etwas offensichtliches ansprechen?" sagte er kühl ohne seine Blick von den Leuten zu nehmen.

Okay ich glaube das war ein Kompliment. Ein verdrehtes, recht seltsames und ziemlich kühles Kompliment. Aber ein Kompliment. „Verzeih meinem Sohn seine Manieren Anastasia." Ich lächelte sie bloß an und versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Es war seltsam genug.

Plötzlich hörte ich einen Pfiff. Ich drehte mich in die Richtung und sah Marco auf uns zukommen.
„Das nenn ich mal heiß. Willst du dir nicht doch lieber einen anderen Bruder aussuchen?" dabei grinste er mich dreckig aber zugleich amüsiert an.
Dantes Hand wanderte zu meiner Taille und er legte sie fest an meine Seite. „Jetzt wo du es sagst, weißt du wo Luca ist?" Marco sah mich gespielt schockiert an.
„Ah du brichst mir das Herz." Dabei legte er ganz theatralisch die Hand an seine Brust. Tja ein Clown bleibt ein Clown.


Wir lächelten uns an während Dante sich neben mir immer mehr verspannte. Auch sein Griff wurde fester.
Ich glaube ich brauche ein Handbuch für diesen Mann. Mit einer Gebrauchsanweisung wäre einziges leichter.


Plötzlich ertönte eine helle Frauenstimme etwa 10 Meter vor uns. Die dazu gehörige Person war blond und hatte eine wirklich schöne Modelfigur. Ihre Augen waren braun und ziemlich stark geschminkt.
In einem sehr kurzen Kleid aus Pailletten kam sie auf uns zu.
Oh man Pailletten.

Dante lockerte seinen Griff um mich. Vor uns stehend gab sie Dante einen Kuss auf die rechte und dann auf die linke Wange.


„Hallo Dante Baby."


Ace of HeartsWhere stories live. Discover now