Kapitel XCVIII

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Dante antwortete mir nicht, sondern starrte weiter auf das Stück Papier in seiner Hand.
Ich hielt es nicht mehr aus und riss es ihm aus der Hand. Meine Augen flogen über die Worte, doch mein Verstand nahm nicht davon auf. Es war als würden meine Neuronen lahm liegen.
Wieder versuchte ich das gelesene zu verarbeiten, aber es klappte nicht.
"Was bedeutet das?" fragte er mich mit angehobenen Augenbrauen.
Erneut las ich den Text und erst jetzt bemerkte ich, dass es auf russisch war.

В нашем мире, мира нет.
Много тымы, но есть и свет.
Мы знаем подвиги свои наперечёт,
Но за грехи мы не готова дать отчёт.
Жизнь не позволит их тебе скрывать.
Не сможешь человеком ты так стать.
однажды, духи гор о них расскажут.
Вену твою, при всех докажут.
Судьба наказывать не перестанет,
Тот час для каждого настанет.....

Las ich das Gedicht leise für mich und versuchte den Sinn dahinter zu verstehen.
"In unserer Welt, existiert kein Frieden. Es gibt viel Dunkelheit, doch auch das Licht. Wir können unsere Erfolge ohne Probleme aufzählen, doch für unsere Sünden übernehmen wir keine Verantwortung" fing ich an die ersten Strophen zu übersetzten. Ich gab mein bestes, um den Sinn so ähnlich wie möglich wieder zu geben, aber ich wusste, dass es auf russisch viel mehr aus sagte. Auch die Reime konnte ich nicht so wiederholen.
"Doch das Leben lässt nicht zu, dass du deine Sünden versteckst. Es ist nicht möglich, so ein guter Mensch zu sein. Eines Tages wird der Geist der Berge alles erzählen und offenlegen. Deine Schuld vor allen beweisen." Es war mehr als schwer, die passenden Worte zu finden.
"Das Schicksal hört nicht auf zu bestrafen. Dieser Augenblick wird für jeden von uns kommen.." beendete ich die Übersetzung.

"Was? Das steht da?" Dantes Geschichtsausdruck war noch verwirrter als vor meiner Übersetzung.
"Ja so steht es da, ich hab nur die Reime weggelassen." Misstrauisch hob er meine Augenbraue, "Lies es nochmal vor, aber diesmal langsamer."
Ich folgte seiner Anweisung und fing wieder von vorne an.
"In unserer Welt, existiert kein Frieden. Es gibt viel Dunkelheit, doch auch das Licht. Wir können unsere Erfolge ohne Probleme aufzählen, doch für unsere Sünden übernehmen wir keine Verantwortung. Doch das Leben lässt nicht zu, dass du deine Sünden versteckst. Es ist nicht möglich, so ein guter Mensch zu sein. Eines Tages wird der Geist der Berge alles erzählen und offenlegen. Deine Schuld vor allen beweisen. Das Schicksal hört nicht auf zu bestrafen, dieser Augenblick wird für jeden von uns kommen.."

"Und was sollen uns diese weisen Worte sagen? Dass für jeden von uns der Tag kommen wird, an dem wir für unsere Sünden bezahlen werden? Das wissen wir auch so", regte er sich nun laut über den Inhalt des Zettels auf.
"Woher soll ich das wissen? Ich hab ihn nicht geschrieben!" Erinnerte ich ihn daran, dass wir den Brief zusammen gefunden haben und ich kein Stück schlauer war als er, was den Gedanken dahinter angeht.
"Nein, dass macht doch keinen Sinn. Wieso diese Spielchen spielen? Wieso ein verdammtes Gedicht am Grab deiner Mutter hinterlegen. Die Person könnte auch einfach sagen was sie weiß" fuhr er weiter fort, ohne auf meine Antwort einzugehen.
"Ich sag dir jemand spielt mit uns und das gefällt mir ganz und gar nicht."

Plötzlich hörten wir ein Rascheln. Dante drehte sich blitzschnell in die Richtung um, aus welcher das Geräusch kam, aber es war bereits zu dunkel, um etwas zu erkennen. Ich faltete den Zettel wieder zusammen und packte ihn in eine meiner Hosentaschen.

"Lass uns fahren, wir denken im Hotel weiter nach." Er packte meinen Arm zog mich schützend hinter sich. Mit schnellen Schritten gingen wir zurück zum Auto.
Dante brauste förmlich vom Parkplatz und fädelte sich genauso schnell in den Verkehr ein.
"Kannst du bitte etwas langsamer fahren", flehte ich mit bedrückter Stimme und schnallte mich schnell an. Die Geschwindigkeit, mit welcher er über die Fahrbahn bretterte, trieb meine Anspannung nur noch mehr an. Meine Worte rissen seine Augen von der Windschutzscheibe und er sah zum ersten Mal auf das Tachometer.
"Entschuldige Amore." Sofort drosselte er die Geschwindigkeit und ich atmete erleichtert aus. Ich griff nach dem Zettel in meiner Hosentasche und holte ihn raus.
Immer und immer wieder las ich die Zeilen, konnte mir aber nicht vorstellen, was sich dahinter verbergen soll, was mir die Worte sagen sollen und ob es wieder etwas mit dem Tod meiner Mutter zutun hatte. So muss es doch sein, oder? Alle Nachrichten bezogen sich immer auf sie oder ihren Tod, also ist es auch dieses Mal so.

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