Kapitel XXIV

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Amelia kam endlich mit den Spitzen für meine Hand zurück. Ich war immer noch geschockt von Dantes Aussage. Oh Gott Amelia hat Spitzen in der Hand. Könnte sie ihr jemand bitte abnehmen, bevor mir ein Auge fehlt.
Sie sah mich aber nicht an und legte die Spitzen wortlos vor Dante auf den Tisch. Er nahm sofort eine raus und setzte sich aufrecht hin. Ich wollte sie ihm gerade abnehmen als er sie von mir weg hielt. "Es ist besser wenn ich sie dir gebe, Amore." Er und sein Amore. Wann hat er eigentlich damit angefangen? Erst bin ich für ihn nur Luft, oder werde von ihm durch die Gegend geschleudert und jetzt macht er einen auf verliebten Verlobten?
Mal gucken wie lange das anhalten wird. Dante zock mein T-shirt am meiner Schulter runter und setzte die Spritze an. Der Neandertaler hatte es nicht für wichtig gehalten die Stelle vorher zu desinfizieren. Ich verdrehte bloß ich Augen und richtete wieder mein Shirt.
"Hast du gerade die Augen verdreht?" Sein Ton war nun strenger, aber klang immer noch verspielt. Wer ist dieser Mann?
"Ja das hab ich" antwortete ich, ohne auf seine Provokation einzugehen.

Seit ich versucht hatte vor ihm zu flüchten und er diesen anstößigen Satz von sich gab, hatte ich die anderen am Tisch völlig ausgeblendet. Als ich nun meinen Blick über sie schweifen ließ musste ich feststellen, dass sie uns die ganze Zeit beobachtet hatten. Oh Gott wie peinlich, hoffentlich hatten sie nicht alles mit bekommen.
"Amelia bring Anastasia ihr Frühstück." Diese drehte sich nach Dantes Anweisung sofort um und ging in Richtung Küche. "Jetzt da du das Mittel bekommen hast kannst du was essen." Toll er führt sich auf wie mein Arzt. Eine weitere Sache in der er mich rumkommandieren wird.
Vor mir wurde ein Frühstücksteller abgestellt und ich fing an, immer noch auf Dantes Schoß sitzend, zu essen.
Es war unglaublich unbequem so zu sitzen und zu essen, aber ich wusste, dass ihn dieses Argument nicht dazu bringen würde mich los zu lassen, also machte ich einfach still weiter, um so schnell wie möglich fertig zu werden, damit ich den Raum verlassen kann.

"Anastasia wenn du fertig bist würde ich dich gerne in meinem Büro sprechen." Ich hob meinen Blick vom Teller und sah Sergio an. Was möchte er denn mit mir besprechen? Bestimmt geht es um den Test von gestern. Ob unsere Isabella auch getestet hatten? Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen. Es passte irgendwie nicht zu Ivan oder meinem Vater.
Ich nickte bloß und leerte meinen Teller. Als ich endlich fertig war ließ Dante mich los und ich folgte Sergio aus dem Raum.

Er führte mich zu dem Zimmer aus dem ich gestern seine und Dantes Diskussion gehört hatte. Na gut nicht gehört sondern eher belauscht hatte.
Wir betraten das Zimmer und Sergio nahm hinter einem alten Eichentisch Platz. Dabei zeigte er auf einen von zwei Sesselstühlen, welche direkt davor standen.
Nachdem ich mich gesetzt hatte schaute ich mich im Raum um. Die Einrichtung war eher dunkel und Antik gehalten. Das wohl modernste hier war der Computer auf seinem Tisch. Sogar die Musikanlage bestand aus einem Plattenspieler und einer breiten Vinyl Plattensammlung.
"Ich hab dich her gebeten, um dich über den gestrigen Test aufzuklären." Damit unterbrach Sergio meine Bewunderungstour durch sein Büro und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Ich nickte bloß, da ich nicht sicher war, was ich darauf antworten sollte.
"Zunächst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass du dich gestern verletzt hast und auch für die Schläge die du einstecken musstest. Aber ich hoffe du verstehst wieso ich das tun musste. Ich möchte ehrlich zu dir sein, ich vertraue deiner Familie nicht. Und auch wenn wir nun Frieden geschlossen haben, musste ich sicher gehen, dass ich dir vertrauen kann, besonders vor der Hochzeit."
Ich hatte es mir schon gedacht. Ich meine mir war klar, dass ich mir das Vertrauen der Familie erst verdienen musste, besonders aufgrund meines Nachnamens, aber ich hatte nicht mit einem solchen Test gerechnet. Ich dachte ich würde ihn mir mit der Zeit, durch mein Handeln verdienen.
Wieder nickte ich bloß.
"Ich würde lügen, wenn ich sagen würden, dass du mich gestern nicht beeindruckt hast. Nicht, weil du den Test bestanden hast, davon war ich ausgegangen, sondern von deiner Fähigkeit Details zu sehen und zusammen zusetzen. Du ziehst die richtigen Schlüsse und das schnell.
Deshalb wollte ich mit dir sprechen."
Ich zog meine Augenbraun hoch. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er besprechen wollte.
Aber die Tatsache, dass er bereits davon ausgegangen war, ich würde den Test bestehen ließ mich lächeln.
"Ich denke du konntest in der kurzen Zeit, die du bereits hier bist, feststellen, dass unsere Mafia eine andere Struktur hat als die Russische. Zumindest unter der Führung deines Vaters." Er hatte recht, mit beiden Aussagen. Hier war es weniger förmlich oder strickt. Man wurde nicht in eine Schublade gesteckt, welche man auf keinen Fall verlassen durfte. Auch hatten die Frauen hier eine völlig andere Stellung. Von Chiara wusste ich, dass ihre Mutter viele Aufgaben in der Organisation inne hat und sie in alles einbezogen wird.
Ich könnte mich irren, aber auch die Ehe zwischen den beiden ähnelt in keinster Weise denen, die ich kenne. Alleine die Blicke, welche er ihr beim Essen vor einigen Minuten zugeworfen hatte waren gefühlvoller als all die, welche mein Vater meiner Mutter geschenkt hatte.
Ich dachte zunächst das lege an der italienischen Art, und dass wir in Russland einfach kühler sind, aber nun schätze ich, dass doch mehr dahinter steckt.
Auch die Tatsache, dass sich unsere Organisation sehr stark geändert hatte seit mein Vater der Chef war. Ich wusste nur von Ivans Erzählungen wie es zur Zeit meines Großvaters war, da er starb, als ich noch klein war, aber es war ganz anders als jetzt. Mein Opa war ein guter, wenn auch strenger Mann gewesen, welcher meine Oma über alles liebte. Er hätte seine Tochter für keinen Frieden der Welt zwangsverheiratet.
"Macht dir keine Sorgen, du wirst dich schnell an die Umstellung gewöhnen und meine Frau wird dir Schritt für Schritt helfen sich, nach Dantes Ernennung, in der neuen Rolle zurecht zu finden."
Meine neue Rolle. Ich atmete einmal tief durch. Ich ahnte bereits, dass ich Valerias Stellung einnehmen würde, aber es nun laut ausgesprochen zu hören war nochmal etwas anderes. Eigentlich war es genau das, was ich immer wollte. Eine Stimme, aber jetzt wo mein Ziel so nah war bekam ich Zweifel. Was wenn ich es nicht schaffe, oder ich einen gravierenden Fehler begehe. Ich werde es so schon schwer haben meine Treue vor den Männern zu beweisen, aber ein Fehler könnte dafür sorgen, dass sie mich nie akzeptieren.
"Um dir dabei zu helfen, habe ich mir gedacht, wir könnten bereits jetzt mit kleinen Aufgaben anfangen. Da morgen eure Hochzeit ist würden wir damit nach euren Flitterwochen anfangen."
Oh Gott, ich wusste nicht wie ich reagieren soll. Mein Herz raste und ich musste meine Gedanken sortieren.
Verdammt die Hochzeit. Ich hatte völlig vergessen, dass sie bereits morgen war. Und jetzt noch das. Ich entscheid mich dazu erst nach den Flitterwochen darüber nachzudenken und erstmal wegen der Hochzeit und den Flitterwochen in Panik zu geraten.

"Ja das würde ich sehr gerne tun." Kam es dann mit einer zitterten Stimme von mir nachdem ich mich einigermaßen wieder gefangen hatte.
"Sehr gut, dass war dann alles."
Ich stand auf und verabschiedete mich noch von Sergio, welcher hinter seinem Tisch sitzen blieb. Ich ging in den Flur und versuchte mich zu sammeln.
Wie soll ich nur die Hochzeit überstehen und wie um Himmels willen hatte ich den Gedanken daran so lange verdrängen können.
Ich stand immer noch im Flur vor Sergios Büro als Luca auf mich zu kam.
"Wie geht es dir? Ist es schlimmer geworden?" Ich wusste sofort von was er sprach. Ich schüttelte bloß den Kopf um nicht weiter über die Entführung nachzudenken. Über keine von beiden. Die von gestern hatte zwar meine Nerven strapaziert und ich hatte wirklich Mühe gehabt drohende Anfälle zu unterdrücken, aber bis jetzt half das komplette ausblenden von Erinnerungen mich nicht darin zu verlieren.
"Es geht mir gut." Ich dachte, dass Luca damit von mir ablassen würde, aber er hielt mich am Arm fest, damit ich nicht an ihm vorbei gehen konnte.
"Wenn ich es gewusst hätte...ich hätte es aufgehalten, glaub mir." Und das tat ich. Er war zwar oft kühl und eher resigniert, aber wenn wir alleine waren war er verständnisvoll und besorgt. Er erinnerte mich an Ivan, was es mir leicht machte ihm zu vertrauen.
"Das tue ich." Ich lächelte ihn ehrlich an und löste mich dann von seinem Griff.
Ich wollte gerade zurück in mein Zimmer gehen, als ich Stimmen aus dem Esszimmer hörte. Es war Dante und Miss Dummhausen. Ich schlich zur Tür, darauf bedacht, dass mich keiner beim Lauschen erwischen konnte. Wenn das so weiter geht werde ich noch für eine Spionen gehalten. Ich schlich in diesem Haus öfter herum, als ich es in meinem Elternhaus getan hatte. Und ich war noch nicht mal eine Woche hier.
"Baby ich weiß, dass du sie nicht heiraten möchtest."
Wie bitte?

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