Kapitel XXVI

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"Das hat mein Vater gesagt?" Fragte Luca nun zum siebten Mal. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Sergio mir die Leitung für dieses Geschäft übertragen hatte, auch wenn Pablo meine Worte jedes mal bestätigt hatte.
Es war schon irgendwie süß wie ungläubig er neben mir saß und immer wieder den Kopf schüttelte.
"Hast du Dante erreicht?"
Dabei sah er in den Rückspiegel zu Pablo, welcher bloß den Kopf schüttelte.

Luca parkte den Wagen vor einer Lagerhalle und sah sich nach den anderen beiden Autos von uns um, welche ebenfalls am Rand geparkt hatten.
"Hör zu Anastasia, es ist besser, wenn du hier wartest."
Wie bitte? Das kann er so was von vergessen. Das ist mein Deal und ich werde ihn auch über die Bühne bringen. Außerdem handelt es sich um einen Waffenlieferanten mit dem die Familie seit Jahren Geschäfte macht. Milchprodukte in einem Kiosk zu kaufen ist lebensbedrohlicher als dieses Geschäft.
"Das kannst du vergessen, du hast deinen Vater gehört, das ist mein Deal." Kam es nun mit Nachdruck von mir. Ich hatte es so satt, dass alle mich wie Porzellan behandelten.
"Weißt du was Dante mit mir macht, wenn wir da jetzt ohne ihn mit dir rein gehen?! Und denk an deine verletzte Hand."
Luca wollte einfach nicht locker lassen.
"Also erstens haben wir versucht Dante zu erreichen, es ist seine Schuld, wenn er unauffindbar ist. Und zweitens geht es meiner Hand gut. Ich hab ja nicht vor, um den Preis mit Hilfe von Handdrücken zu verhandeln."
Zwar war das zweite gelogen, aber das musste er ja nicht wissen. Ich werde meine Hand einfach nicht belasten und sie so vorsichtig wie möglich bewegen, bis ich wieder an meine Schmerzmittel rankomme.

Nach Pablos Erzählungen sind wir hier, um eine Waffenbestellung in Höhe von 2 Millionen Doller entgegen zunehmen.
Das Geld hat Pablo und er wird auf meine Anweisung warten, genauso wie Luca, auch wenn es dem weniger gefällt.

Ich hatte mich dafür entschieden, die Sache spontan und ohne konkreten Plan anzugehen.
Solche Geschäfte arten teilweise aus und dann muss man seinen Plan sowieso über Bord schmeißen.

"Okay ich möchte zwei Männer als Sniper in höheren Position, mit Sicht auf die westliche Seite, sowie einen bei den Nordostfenstern."
Pablo nickte zwei Männer zu, welche sich so gleich auf den Weg machten.
"Drei Männer sollten sich in dem hinteren Bereich, bei den Hintertüren, aufhalten. Zwei bewachen die Eingangstür und die Anderen kommen mit rein."
Pablo teilte die Männer ein und diese bezogen ihre Plätze.
"Anastasia, warte." Ich wollte gerade in das Gebäude gehen, als Luca mich aufhielt.
"Wir sollten auf Dante warten." Ich verdrehte die Augen.
"Du kannst ja gerne hier draußen auf ihn warten, ich habe die Erlaubnis deines Vaters anzufangen."

Mit diesen Worten ging ich ins Lagerhaus, gefolgt von Luca und Pablo. Eine große Halle erstreckte sich vor mir, in welcher wir bereits erwartet wurden.
Ein großer Mann stand am anderen Ende des Raumes und wurde von fünf Männern begleitet. Wir waren in der Überzahl, zumindest so weit ich es sehen konnte.
Ich konnte bereits die Waffenkisten ausmachen und checkte noch die Notausgänge bevor ich mich näherte.

Der große Mann bekam von zweien seiner Männer Gesellschaft, welche sich neben ihn stellten.
Er begrüßte uns auf italienisch, aber ließ dabei seinen Blick nicht von mir.
Ich spannte mich an. Die Atmosphäre war zwar nicht geladen, aber dennoch musste ich mich auf alles gefasst machen.

Pablo begrüßte den Mann ebenfalls, blieb aber dicht neben mir stehen. Ein Mann von der anderen Seite hob einen Kasten hoch und stellte ihn vor uns ab. Er öffnete ihn und 10 Maschinengewehre kamen zum Vorschein.
Ich nickte Pablo zu, welcher zum Kasten schritt und eine Waffe herausholte. Er lud sie durch und nickte mir dann zurück.
Bis auf die Geräuschen durch die Waffe war es Mucksmäuschen still im Lagerhaus. Ich war froh, dass ich meine Männer draußen ebenfalls platziert hatte, so konnten die Sniper die Situation unter Kontrolle halten, sollte es mir nicht gelingen.

Bis jetzt verlor ich noch kein Wort. Es wäre schlauer die gegnerische Seite mit den Verhandlungen beginnen zu lassen. Aber auch dann werde ich erstmal schweigen.
Ich hatte mich dazu entschieden, im Hintergrund zu bleiben und Pablo das Gespräch führen zu lassen.

Der Hauptgrund dafür war ein junger Mann, welcher mich nicht aus den Augen ließ.
Wenn ich die Fetzen italienisch richtig verstanden hatte, dann handelte es sich um den Sohn des Händlers.

Er hatte braunes Haar und dunkle Augen.
Seit dem Betreten der Halle beobachtete er mich und starrte mich förmlich in den Boden. Der andere Grund war, dass ich den Deal mit einem Übersetzer hätte vollziehen müsste, da hier die Verkäufer nur italienisch sprachen.
Es war also einfacher es gleich Pablo zu überlassen.

Nachdem auch Luca sich von den Waffen überzeugt hatte ließ ich Pablo die Verhandlungen beginnen. Ein grober Preisrahmen wird zwar bei solchen Geschäften bereits bei der "Bestellung" festgesetzt, aber bei der Übergabe kann man den oft noch schieben.
Ich blendete die Gespräche aus und konzentrierte mich wieder auf den Sohn des Verkäufers.
Er war meiner Schätzung nach so alt wie Marco.

Das Gespräch wurde immer lauter, weshalb ich zu Pablo sah, welcher Mühe hatte seine Wut zu unterdrücken.
Ich werde wohl doch den Hintergrund verlassen müssen.
"Was ist das Problem?"
Fragte ich ihn still ohne meinen Blick von dem Sohn abzuwenden. Ich traue dem so ganz und gar nicht.
"Die haben den Preis verdoppelt, angeblich wegen dem gestiegenden Markwert." Sagte Pablo fokussiert und kühl.
Mit so etwas in der Art hatte ich bereits gerechnet. In Russland versuchten die Waffenhändler auch immer den Wert ihrer Ware höher darzustellen als sie es in Wahrheit waren.
"Sag ihm das Geschäft ist geplatzt. Wir wollten die Verbindung zu den einheimischen Waffenhändlern eigentlich aufrecht erhalten, aber bei diesem Preis ist das unmöglich. Ich werde Ivan anrufen und wir lassen uns dann ab jetzt aus Russland beliefern. Wir hatten dort einen Lieferanten, der hatte schon seit längerem nach einem Vertrieb nach Italien gesucht."
Während ich Pablo anweiste sah ich immer wieder zu dem Sohn des Händlers und erhielt die gewünschte Reaktion.
Es war also ein Irrtum, als mir gesagt wurde, dass hier nur italienisch verstanden wird. Als ich anführte, dass wir uns mit russischen Händlern in Verbindung setzten würden, begann der Vater mit seinem Sohn zu flüstern.

Ich versuchte diese Tatsache zu überspielen, setzte aber noch einen drauf, indem ich mein Handy rausholen und Ivans Nummer wählte.

Im kompletten Raum herrschte Stille und nur das Läuten aus meinem Telefon zu hören.
In dem Augenblick, in dem ich Ivans Begrüßung durch das Telefon hörte, ertönte bereits die Stimme von dem älteren Verkäufer.

Er hatte länger durchgehalten als ich es erwartet hatte. Ich nahm das Telefon von meinem Ohr und sah den älteren Mann erwartungsvoll an.
"Gut, mache wir den Deal beim alten Preis. Aber dafür will ich eine Garantie, dass sie keine Geschäfte mit Russland macht, für die nächsten zwei Jahre."
Ich führte das Telefon wieder an mein Ohr und begrüßte Ivan.
"Ja entschuldige Bitte, ich wurde gerade abgelenkt. Sag mal kannst du eine Lieferverbindung zwischen Moskau und..."
"Ist ja gut, keine Garantie, aber können wir das Geschäft endlich abschließen?!"
Der ältere Mann wurde nun lauter und haute mit seiner Faust auf den, nun geschlossenen, Waffenkasten.

Ich nickte Pablo zu und dieser gab den Befehl an die anderen Männer weiter, welche nun begannen die Kisten rauszutragen. Danach ging er zu den Verkäufern und überreichte dem älteren Mann den Koffer voller Geld.
Dieser nickte bloß, während der Sohn immer noch vor Wut kochte. Das er nicht damit einverstanden war, dass sein Vater das Geschäft dann doch zu unseren Bedingungen abgeschlossen hatte, stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
Er redete immer wieder auf seinen Vater ein, aber dieser war wohl einfach nur froh, dass das Geschäft doch noch abgeschlossen wurde, da er sich nicht von seinem Sohn überreden ließ.
Die Kästen waren alle verladen, das Geld wurde übergeben und deshalb könnten wir uns verabschieden und gehen, doch gerade als wir die Halle verlassen wollten ertönte ein lauter Schuss.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now