Kapitel XCIV

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Dantes Frage blieb unbeantwortet im Raum stehen. Jeder von uns war mit den eigenen Gedanken beschäftigt, welche unaufhörlich in unseren Köpfen kreisten.

Egal, ob es um den Orden der Verdammten und den Grund ihres Auftauchens ging, oder um die Aufnahmen in der Email, alle Wege führten mich zu Isaac Daly.
Der Mann, welcher mich am Hafen treffen wollte und jetzt tot ist.
Der Mann, der ein Siegelring mit der Aufschrift der Geheimorganisation bei sich trug und der Mann, den man mit dem Geheimnis über den Tod meiner Mutter begraben hatte. Doch ihn konnte ich nicht mehr fragen. Und wenn er etwas von sich in dieser Welt zurück gelassen hatte, dann waren es Fragen.

Ich beschloss die Sache ruhen zu lassen, bis wir neue Hinweise finden. Ich brauchte etwas Abstand, um das Chaos in meinem Kopf zu sortieren.
Also verschoben wir das Abendessen auf ein anderes Mal und ich ging geschafft zurück in unser Schlafzimmer. Dante blieb noch bei seinen Brüdern und Sergio im Büro, um über den Verräter zu reden.
Grade als ich die Treppe zum ersten Stock nehmen wollte, hörte ich Stimmen aus dem Esszimmer. Ich änderte meine Richtung und ging zur Tür, um zu sehen, wem die Stimmen gehören.
Es waren Chiara und Vlad, welche sich hitzig unterhielten. Sie waren alleine und nutzten wohl die Gelegenheit, dass alle Männer in Dantes Büro versammelt waren.

"Chiara du bist noch so jung. Du weiß noch nicht was du willst und glaub mir, ich bin es nicht." Hörte ich Vlad mit einer bedrückten Stimme sagen. Was war los zwischen den beiden?
"Woher willst du wissen was ich will?" Donnerte Chiara ihm entgegen und ich konnte deutlich heraus hören, dass sie alles andere als glücklich über den Verlauf ihres Gesprächs war.
"Ich hab dir gesagt, dass ich dich liebe und du stößt mich einfach von dir weg. Ich bin kein kleines Kind mehr, welches heute Schokolade liebt und morgen Gummibären. Ich liebe dich und nicht erst seit gestern, also warum willst du es nicht akzeptieren?" Ich sollte nicht hier sein und ganz sicher sollte ich nicht zuhören, wie Chiara ihr Herz Vlad ausschüttet. Aber ich war wie gefesselt, ich musste wissen was er ihr antworten wird.
"Deine Verliebtheit ist noch so rein und unschuldig. Du bist grade mal 18 Jahre alt. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir und du wirst dich in jemanden verlieben, der dich verdient. Jemand der im selben Alter ist wie du. Und ihr werdet..." Weiter kam er nicht, denn Chiara unterbrach ihn.
"Willst du mich deshalb nicht? Weil ich erst 18 bin. Bin ich nicht reif genug?" Der Ton ihrer Stimme war brüchig und ich konnte ihre Verzweiflung raus hören.
Es kam keine Antwort, aber ich wusste, dass für Vlad genau das eines der Hindernisse war. Chiara war unglaublich schön und wenn sie etwas älter wäre, dann wurde sie genau seinem Typ entsprechen. Aber sie war nun mal erst 18.
"Mir ist dein Alter egal, wieso ist dir meins dann so wichtig?" Schrie sie ihn nun an, als er ihn nicht antworten wollte. "Dann haben wir eben sieben Jahre unterschied, na und?! Wen interessiert das?!"
Ich höre wie Vlad erschöpft ausatmete. Ihn muss dieses Gespräch mehr mitnehmen, als er sich zu zeigen erlaubt.
"Es geht nicht um unseren Altersunterschied, sondern darum, dass du noch nicht so weit bis. Du solltest dich nicht jetzt in einen alten Mann, wie mich, verlieben, wenn du noch so viel zu Erleben hast. Du musst dich selbst finden, erfahren wer du bist und wer du sein willst. Mit gleichaltrigen feiern gehen und dich ins Leben stürzen." Versuchte er ihr seinen Standpunkt klar zu machen, aber Chiara verstand es nicht.
"Du hättest auch einfach sagen können, dass du mich nicht liebst." Mit diesen Worten rannte sie durch die Terassentür nach draußen. Vlad fuhr sich einmal durch das Gesicht, bevor er in meine Richtung kam. Ich versuchte noch rechtzeitig zu verschwinden, aber es war zu spät. Grade als ich die Treppe erreicht hörte ich meinen Namen.
"Nastja?" Ich blieb stehen und drehte mich langsam zu Vlad um.

"Ja?" Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. Aber ich wusste bereits, dass ich aufgeflogen war.
"Du hast alles gehört oder?" Er klang nicht wütend, eher als wollte er sich gehen, dass ich den ganzen Kontext mitbekommen habe .
"Ja hab ich. Ich wollte nicht lauschen. Tut mir leid, dass ihr euch gestritten habt."
"Mir auch." Danach sagte er nichts mehr und verließ das Haus. Ich denke er muss jetzt erstmal alleine sein und nachdenken, weshalb auch ich wieder meinen Weg aufnahm und die Treppe hochging.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now