Kapitel LIX

5.2K 185 16
                                    


Langsam öffnete ich meine Augen und musste sie sofort wieder schließen. Ein Brennen zog sich durch mein Gesicht, was es schwer machte sie offen zu halten.
Flüssigkeit lief mir über eine meiner Gesichtshälften und ich schätze, dass es das Blut von meiner geplatzten Augenbraue war. Vorsichtig versuchte ich es erneut und hielt diesmal dem Schmerz stand. Meine Arme waren an einer Vorrichtung befestigt, welche von der Decke hingen. Mit meinen Zehnen konnte ich den Boden nur leicht streifen.

Der Raum bestand als kahlen Gesteinswänden und alles was an Licht dar war, bestand aus einer alten Glühbirne, welche ihre besten Tage bereits hinter sich hatte.
"Du bist wach." Pablos Stimme ertönte und ich musste meinen Kopf einige Mal drehen um ihn zu erblicken.
Er war parallel zu mir auf einem Stuhl gefesselt und sah so aus, wie ich mich fühlte. Ich denke, dass wir selbst im bewusstlosen Zustand noch einige Schläge einstecken mussten.

Plötzlich ging die Tür auf und die Sushi-Fresser traten ein. "Guten Morgen, wie habt ihr geschlafen? Ich muss mich für dieses Gästezimmer entschuldigen, wir renovieren." Grinste mich Hiroto dreckig an, dem werde ich sein Lächeln noch aus dem Gesicht wischen.
In meinem Mund hatte sich etwas Blut angesammelt, welches ich auf den Boden spuckte, bevor ich ihm antwortete.
"Es geht schon, wir haben nichts anderes von euch erwartet."
Der eiserne Gesichtsausdruck des Mafiabosses verlor kurz seine Beständigkeit und ich konnte die Wut in seinen Augen aufblitzen sehen.

Einer seiner Handlanger kam zu mir und schlug mir mit der Faust in den Magen
Nur gut, dass ich die Bewegung hab kommen sehen und rechtzeitig meine Bauchmuskeln anspannte.
"Ich weiß ja nicht wer euch beigebracht hat Leute zu befragen, aber sie wütend zu machen erhöht für gewöhnlich nicht ihre Redebereitschaft."
Gerade als ich das letzte Wort aussprach, flog schon die zweite Faust in meine Richtung und wieder traf es die selbe Stelle. Doch wie bereits zuvor gab ich keinen Ton von mir.
"Ich hab ja gehört, dass der große Dante Martinelli hart im nehmen ist, aber ehrlich, du machst deinem Ruf alle ehre." Hiroto kam einen Schritt näher zu mir. "Wärst du doch nur so ehrenhaft unserem Kodex gegenüber."
Endlich ist es raus, der Grund weshalb wir hier sind.
"Du weißt genau, dass ich keine andere Wahl hatte und selbst wenn ich sie gehabt hätte, du bist der letzte, der sich wegen einem Vertragsbruch beschweren darf."

Überheblicher Bastard, wir verziehen ihm seinen Fehltritt und er kettet mich hier an, aber wenn er denkt, dass das ungesühnt bleibt, dann irrt er sich.
Das erste was ich tun werde, sobald ich diese Fesseln los bin, ist ihm die Haut von den Knochen zu ziehen.

"Ah ah ah, so nicht mein Freund." Hirotos Affe nahm seine Worte an mich als Aufforderung erneut zuzuschlagen, immer und immer wieder.
"Hört auf!" erklang nun lauthals Pablos Stimme.
"Oh wie unhöflich von mir, ich hab mich nur mit dem angehenden Boss beschäftigt und den Handlanger ignoriert, aber deine Zeit wird auch noch kommen." Nun war es Pablo, der grinste.
"Ich kann es kaum erwarten eure kleinen asiatischen Fäuste zu spüren, mein Körper könnte eine Massage gebrauchen." provozierte er unsere Entführer weiter. Aber wo er recht hat, hat er recht. Deren Hände sind wirklich klein.
Einer der Mistkerle ging zu Pablo rüber und nahm einen seiner Finger in die Hand. Mit einem Ruck drehte er den Finger in Richtung Pablos Handrücken und ein Knacken war zu hören. Die Wicher hatten ihm den Mittelfinger gebrochen, doch mein Cape gab keinen Ton von sich, einzig und allein ein schweres Atmen war von ihm zu hören.
Nach einigen Sekunden hatte er aber auch seine Atmung wieder unter Kontrolle. Ich musste mich halb verrenken, um ihn zu sehen.
"Das soll weh tun? Hast du dich so bedroht gefühlt von meinem langen Mittelfinger? Aber keine sorge ich hab noch einen, um ihn dir zu zeigen."
Diesen Jungen kann nichts aus dem Konzept bringen, aber es wird Zeit die Aufmerksamkeit wieder von ihm weg zu lenken. "Pablo, die können nichts dafür. Gott hat ihnen so flinke Finger gegeben um Sushi zu rollen und nicht um zu zuschlagen."

"Das reicht!" anscheinend hatten wir einen wunden Punkt bei Hiroto und seinen Männern getroffen.
Die Tür ging auf und Tai betrat den Raum. So widerwertig Hiroto auch war, sein Bruder war der Psychopath der Familie.
Mit haltender Waffe schritt er zu mir und drückte den Lauf an meine Stirn.
"Für deinen Verrat wirst du mit deinem Blut bezahlen." spuckte er förmlich in meine Richtung und ich sah ihn angeekelt an.
"Schon mal was von einem Minzdrop gehört, deinem Atmen würde es gut tun."
Und wieder erhielt ich die gewünschte Reaktion. "Ich bring dich um." fing er an zu schreien, doch bevor er seine Warnung wahr machen konnte wurde er von seinen Männern zurück gehalten.
"Ich bring ihn um. Ich bring ihn um!!" Sein hysterisches Verhalten sagte mir, dass sie noch nicht vor hatten uns umzubringen. Sie werden uns noch eine Zeit hier behalten, was meinen Brüdern hoffentlich genug Zeit verschafft, um uns zu finden.

Hiroto ging zu seinem Brüder rüber und zog ihn am Nacken zu sich. Stirn an Stirn nuschelten sie etwas auf japanisch und trennten sich dann wieder. Was auch immer Hiroto ihm gesagt hat es scheint zu funktionieren, denn der Verrückte beruhigte sich wieder.
"Kommen wir jetzt zum spaßigen Teil unseres Gesprächs." Der Yakuzaboss nickte dem Mann zu seiner recht zu, welcher dem stillen Befehl nachkam und den Raum verließ.
"Dem spaßigem Teil? Hattet ihr vorher den keinen Spaß?" meldete sich Pablo wieder zu Wort, aber meine Gedanken waren bei dem Mann, der den Raum verlassen hatte.
Wenn die uns jetzt Befragen wollen, dann werden die sich in einer Sackgasse wiederfinden. Weder Pablo noch ich werden denen auch nur die kleinste Information geben.
Der Mann kam zurück, doch nicht alleine. Vor sich schob er ein Gerät herein, welches sehr stark nach einer Industiebatterie aussah. Also war mein Gedanke richtig, wir gehen in das Verhörstadium über.
"Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir fehlt der Funke in unserer Unterhaltung." Hirotos Metaphern waren genau so unpassend wie sein Kleidungsstyl. Ich meine wer kombiniert einen braunen Gürtel von Hugo Boss mit einem schwarzen Armani Anzug. Schon alleine sein Anblick lässt mich kotzen.

Ein Eimer mit kaltem Wasser wurde über mir ausgegossen und Tai nahm die Elektroden in die Hand. Zur gleichen Zeit traten zwei Männer zu Pablo heran und befestigten etwas an seinem Stuhl. So langsam durchschaute ich deren Plan und auch wenn ich sicher war, dass keiner von uns beiden ein Wort verlieren wird, konnte ich nicht abschätzen wie weit sie gehen werden.
Alles was uns über bleibt ist Zeit zu schinden, denn sonst werden Pablo und ich hier sterben.
"Dir ist klar, dass das einen Krieg auslösen wird." Versuchte Pablo die Japaner in die Realität zurück zubringen.
"Aber der hat doch bereits begonnen." teilte uns Hiroto mit. Da hat er recht, denn meine Familie wird das nicht ungestraft lassen. Selbst wenn wir hier lebend raus kommen, ein Krieg ist jetzt unvermeidbar.

"Also lasst uns beginnen." Hiroto stellte sich vor mich und Pablo.
"Wie viele Waffen haben die Chinesen bei euch bestellt?"
Stille.
Wie ich bereits gesagt hatte, über unsere Lippen wird kein Ton gehen.
Tai legte die Elektroden an meine nasse Brust und die Elektrizität strömte durch meinen Körper. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, doch ich verkrampfte und meine Beine fingen an zu zucken.
Dann ließ das Zucken nach und ich konnte wieder atmen. Ich hörte, wie auch Pablo Luft aus den Lugen entweichen ließ, sie müssen das Gerät für uns beide zur selben Zeit angemacht haben.

"Als ich sagte ich könnte eine Massage vertragen, hab ich nicht von Schocktherapie gesprochen." Gut zu wissen, dass er seinen Humor noch nicht verloren hatte, denn den werden wir brauchen.

"Ach ja? dann haben wir deine Bitte falsch verstand." scheinheilig hob Hiroto die Hände in die Luft.
"Aber wieder zu meiner Frage. Wie viele?"
Erneut sagte keiner ein Wort.

"Gut, ich denke ihr braucht eine Erinnerungshilfe." Wieder nickte Hiroto seinem Bruder, sowie den Männern neben Pablo zu und erneut jagten 200 Volt durch unsere Körper.

Kurz bevor ich das Bewusstsein ein weiteres Mal verlor, hörte ich wie die Tür aufgeschlagen wurde und eine mir unbekannte Stimme erklang.
"Boss, die Italiener haben unser Lagerhaus im Osten gestürmt." Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, sie kommen näher.
Danach wurde alles schwarz.

Ace of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt