Kapitel XCII

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"Amore, du hast schon das ganze Internet durchsucht. Es gibt dort nichts über Ordo damnatorum."
Dante kam mit zwei Tassen Kaffee ins Büro zurück und stellte mir eine davon hin.
Ich wandte meinen Blick nicht für eine Sekunde vom Bildschirm seines Computers ab, sondern starrte auf die leeren Ergebnisse der Suchmaschine.
Wie ist es möglich, dass es keine Informationen über diesen Orden gibt?
"Gut, dann müssen wir wo anders suchen." Ich griff nach der Tasse in seiner Hand und stellte sie auf dem Tisch ab.
"Komm, ihr habt doch eine Bibliothek, dort finden wir bestimmt Antworten."
Ich zog ihn von seinem Platz hoch und hinter mir her, in die Bibliothek.
Es war schwere als ich dachte diesen großen Kerl die Flure hinter mir her zu ziehen.
Als wir endlich da waren ging ich mit langsamen Schritten zu den Regalen. Dante blieb die ganze Zeit am Eingang stehen und ich spürte seinen Blick auf mir.
Ich fuhr mit den Fingern über die Rückenbände der Bücher, während ich mir die Titel durchlas.
Das meiste davon war Weltliteratur oder Bücher über die italienische Geschichte.
Ich wusste nicht einmal, wo genau ich suchen sollte, also lief ich die Regale weiter entlang.
Der Orden der Verdammten, es klang wie eine Geheimorganisation oder eine Verschwörungstheorie aus dem Mittelalter, also konzentrierte ich mich auf die Geschichtsabteilung.
"Du nimmst alle Bücher ab dem 19. Jahrhundert. Ich die Zeitspanne davor." Wies ich ihn an und sah mir wieder die Bücher an.
"Ab dem 19 Jahrhundert? Weißt du wie viel Literatur das ist?"
Das wir die Nadel im Heuhaufen suchten war mir schon klar, besonders, da uns das Internet bei der Einkreisung nicht wirklich behilflich war.
"Orientier dich an der Französischen Revolution." Riet ich ihm und suchte nach einem passenden Buch für mich. Irgendwo mussten wir ja anfangen.
Wahllos nahm ich mir das erste Buch aus der Epoche vor der Neuzeit und setzte mich in einen der Lesesessel.

Nachdem ich zwanzig Minuten nichts brauchbares gefunden hatte, legte ich das Buch weg und ging zum nächsten über. Diesmal versuchte ich mich an der Renaissance. Dante las aufmerksam in seinem Band, aber ich erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er nicht damit rechnete etwas zu finden.
Irgendwann konnte ich den Namen Kopernikus nicht mehr lesen und klappte das Buch zu.
Ich hatte nicht erwartet gleich auf der ersten Seite des ersten Buches eine Erklärung über Ordo damnatorum zu lesen, aber nach zwei Stunden Suche hatte ich nicht mal einen Anhaltspunkt. Dafür wusste ich jetzt mehr über den Familienkrieg der de Medici und der Borgia als mir lieb war.

Verzweifelt klappte ich das vierte Buch zu und schnaufte laut auf.
"Amore, ich hab dir gesagt, dass es aussichtslos ist. Wir wissen nicht einmal, wo wir suchen sollen." Und leider musste ich ihm diesmal recht geben. Diese Suche war aussichtslos. Nicht, dass wir nicht mal wussten in welcher Epoche wir nach Informationen suchen sollten, die Wahrscheinlichkeit, dass eines dieser Gesichtsbücher etwas darüber wusste war enorm gering.
"Wo sind eure Mafia Aufzeichnungen?" Wenn der Orden der Verdammten etwas mit meiner Familie zu tun hat, dann wird es sicher nicht in den Weltaufzeichnungen zu finden sein. Wir müssen die dunkle Geschichte unserer Welt durchforsten, die mit den Mafiageheimnissen und Geschäften.
"Anastasia, was gedenkst du dort zu finden? Dort sind nur Dokumente über unsere Lieferungen oder Vertragspartner. Du wirst nichts über den Orden dort finden." Dante legte jetzt auch sein Buch zur Seite und kam zu mir rüber.
"Wir müssen uns was anderes einfallen lassen." Er hob mich aus dem Sessel und setzte sich dann mit mir auf dem Schoß wieder hin.
"Aber was? Wo sollen wir suchen?" Ich brauchte Antworten und das am besten so schnell wie möglich, wenn ich die Aufnahmen aus der Email entziffern wollte und im Augenblick war ich dem immer noch keinen Schritt näher gekommen.

"Lass und was essen gehen." Unterbrach Dantes Stimme meine Gedanken und ich willigte nach einer kurzen Abwägung ein. Ich werde dieses Rätzel sicherlich nicht heute oder morgen lösen, also können wir genauso gut was essen gehen.
Ich sah kurz an mir runter und stand von seinem Schoß auf.
"Gut, lass mich nur kurz was anderes anziehen."
Dante nickte und fing an die Bücher zurück ins Regal zu räumen. Mit schnellen Schritten lief ich zurück ins Zimmer und suchte mir was passendes aus dem Kleiderschrank heraus.
Nachdem ich mir ein kurzes Schwarzes angezogen hatte, ging ich nochmal schnell ins Badezimmer, kämmte mir die Haare und legte etwas Make-up auf.

"Amore, bist du so weit?" Dante stand im Türrahmen des Badezimmers und beobachtete mich, wie ich Mascara auftrug.
"Ja ich bin soweit." Ich legte meine Schminksachen zurück auf die Ablage und gemeinsam gingen wir aus dem Zimmer.
"Du siehst unglaublich aus, mia cara." Er drehte mich auf dem Gang zu sich und packte mich fest an den Hüften. Ohne Vorwarnung legte er seine Lippen auf meine und drückte mich fest an sich. Meine Hände wanderten zu seinem Haar und ich zog leicht da dran.
Er verstärkte den Druck und ich öffnete meinen Mund einen Spalt breit, damit er mit seiner Zunge hineingleiten konnte.

"Nehmt euch ein Zimmer, oder warte, ihr habt ja bereits eins." Allein diese Stimme ließ meine Laune in den Keller fallen, aber der Inhalt, den sie von sich gab machte mich rasend vor Wut.
"Musst du nicht irgendwo Toiletten schruppen?" Fauchte ich sie von der Seite aus an, ohne Leonora ins Gesicht zu sehen. Selbst dann, wenn ihre Taten Konsequenzen mit sich ziehen, gibt sie nicht auf und spuckt weiterhin ihr Gift überall hin.
Aber so ist das mit Frauen wie ihr, wenn sie in die Enge getrieben werden, sind sie am gefährlichsten.
"Die Meinung des Personals interessiert niemanden, also geh wieder an die Arbeit." Verwies Dante sie auf ihren Platz und zog mich danach mit sich die Treppe runter.
Der schöne Abend sollte sicherlich nicht mit Leonoras nervigem Gesicht anfangen, aber ich entschied mich dazu es einfach zu vergessen und auf meinen Mann und mich zu konzentrieren.
"Dante!"
Gerade als wir die Haustür öffnen wollten, rief jemand nach Dantes Namen und wir blieben stehen.
Genervt schnaufte er aus und drehte sich wieder um.
"Ja?" Schrie er zurück, doch als keine Antwort kam ging er in die Richtung, aus welcher die Stimme kam.
Ich ging ihm nach und sah, wie Marco uns entgegen kam.
"Papa will dich sehen, es ist wichtig."

Wir folgten ihm in Dates Büro und sahen Sergio hinter Dantes Schreibtisch sitzen. Luca und Lorenzo saßen in der Sitzecke und sahen gespannt zu uns. Die Zwillinge standen am Fenster und auch sie beobachteten uns.
Als Sergio uns bemerkte sah er vom Schreibtisch hoch und guckte uns misstrauisch an.
"Wir müssen reden." Sergio nahm einen Zettel von dem Tisch und hielt ihn hoch. Auf dem Blatt in seiner Hand war die Nahaufnahme von dem Siegelring zusehen.
Die Nahaufnahme, auf welcher Ordo damnatorum stand. Wir gingen weiter in den Raum hinein und Marco machte die Tür hinter uns zu.
"Was weißt du darüber?" Fragte Dante seinen Vater, welcher sich zurücklehnte und auf die Stühle vor dem Tisch zeigte. Wir beide nahmen Platz und warteten auf die Antwort.
Ich sah zu den Jungs in der Sitzecke, aber auch die zogen verwirrt die Augenbraun zusammen.
"Du brauchst sie nicht so zu durchlöchern, Anastasia. Sie wissen auch noch nichts, ich hab auf euch gewartet."
Dante rückte auf seinem Stuhl an den Rand und legte seinen Oberarm auf der Tischplatte ab.
"Fang schon an, Papa. Was weißt du über Ordo damnatorum?"
Sergio lenkte seine Aufmerksamkeit von mir auf seinen Sohn und beugte sich etwas über den Tisch.

"Die Frage ist nicht, was ich über den Orden der Verdammten weiß, sondern warum einer ihrer Anhänger hinter Anastasia her war."

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now