Kapitel VIII

7.2K 222 9
                                    


Dante verspannte sich immer weiter.
Er sah zu Marco "che cosa hai detto?"
(Was hast du gesagt?)
Okay seine Wut war wohl auf Marco gerichtet und nicht auf mich. "Das was du gehört hast" sagte Marco jetzt grinsent und lehnte sich leicht nach vorne.
Plötzlich ertönte die Stimme neben mir "Ehi, comportati bene, Marco."
(Hey, benimm dich, Marco)
Ich sah den Mann neben mir das ersten Mal an. Er hatte ebenfalls schwarze Haare und blaue Augen. Was hatte diese Familie bitte für Gene. Acht Kinder und alle davon glichen Models.
Ich wollte es nicht zugeben, aber dass die Kerle heiß waren ist leider Fakt.
So gerne ich es auch leugnen würde, aber Dante sah sogar am Besten von allen aus.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Jungs anfingen laut auf Italienisch zu diskutieren.
Ich versuchte erst gar nicht ihnen zu folgen. Ich muss wirklich mein Italienisch aufbessern.
Mein Blick schweifte zu dem Mädchen, welches ich glaube Chiara hieß. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie mich die ganze Zeit angesehen hatte.
An ihrer Mimik und Körpersprache konnte ich sehen, dass wohl über mich geredet wurde.
Sie lächelte mich verlegen an.
Ich erwiderte es und schaute dann zur Mutter, welche ein Grinsen im Gesicht hatte.
Okay ich werde doch nicht schlau aus dieser Situation.

Dante ballte seine Hände zu Fäusten und funkelte Marco weiterhin böse an, während sich die beiden in Rage redeten.

Was auch immer sein Problem war, ich würde es mir nicht länger anhören. Ich hatte genug Drama für einen Tag.
Grade als ich mich entschuldigen und aufstehen wollte hörte ich wie jemand auf den Tisch schlug. Alle sahen zu Sergio, der aufgestanden war.
"Basta, State zitti." (Es reicht, seid still.)

Augenblicklich wurde es still.
Alle sahen weiterhin zu ihm während die Wut in seinem Gesicht geschrieben war.
"Klärt das draußen und nicht beim Familienessen, verstanden." Zum Ende hin wurde er immer lauter.

"Ich frage, ob ihr verstanden habt." Fragte Sergio ein zweites Mal mit strenger Stimme.
"Ja Papà." Sagte Marco nun, während Dante sich still setzte und ihn weiter ansah. Sein Körper war immer noch angespannt, als wäre er jeden Augenblick bereit aufzuspringen.
"Gut, dann esst weiter."
Ich saß immer noch ruhig da. Mir war der Appetit nun vollständig vergangen.
"Mit eurer Erlaubnis würde ich mich empfehlen um mich auszuruhen, der Tag war sehr lang." Ich sah nun zu Sergio um seine Reaktion abzuwarten. Er erwiderte den Blick und nickte dann leicht.

Als ich aufstand erhob sich auch Dante. "Ich werde dich zu deinem Zimmer begleiten." Na toll. Aber da ich zu müde war, um mich mit ihm anzulegen schritt ich wortlos zur Tür. Dante folgte mir wie ein Schatten.

Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete packte er mich am Handgelenk und wirbelte mich herum.
Langsam wird es langweilig, er sollte mal eine andere Platte auflegen.
Starr und emotionslos sah er mir in die Augen.
"Morgen kommen die Brautkleider an, welche du mit Chiara und meiner Mutter begutachten wirst."
Begutachten, nicht gerade das Wort welches ich gewählt hätte aber passend für eine Ehe, welche nur auf dem Papier echt sein wird.
"Am Abend findet ein großes Familienessen statt, damit dich alle kennenlernen können. Die restliche Zeit bist du frei." Er sah mir warnend in die Augen. "Aber ohne meine Erlaubnis verlässt du nicht das Haus, verstanden." Er zog mich leicht an meinem Handgelenk, das er immer noch umklammerte.
"Ob du verstanden hast." Fragte er erneut als ich nicht sofort reagierte. Tja wie der Vater so der Sohn.
Ich nickte, damit er endlich ging.

Er ließ mich los und ohne ein weiteres Wort war er weg. Endlich.
Ich schlug die Tür zu.
Sofort atmete ich tief durch.
Der morgige Tag wird die Hölle. Ich hatte keine Lust Brautkleider anzuprobieren für eine Hochzeit, die ich nicht wollte. Und noch weniger Lust hatte ich seiner Familie vorgestellt zu werden.
Ich halte es hier vielleicht doch nicht aus.
Mit einer fließenden Bewegung nahm ich beim vorbeigehen meine Zigaretten vom Couchtisch und ging zum Balkon.

Befreiend zog ich das Nikotin ein und ließ den Rauch raus in die Dunkelheit. Plötzlich hörte ich das knallen einer Tür.
Ich sah an der Seite des Balkons runter und bemerkte zum ersten Mal eine Tür unter ihm.
Aus dieser kam gerade Dante gestürmt.
Hatte der Kerl eigentlich auch mal andere Launen?! Er war die unausgeglichenste Person, die ich je gesehen habe.

Ich sah wie er zum seitlichen Toreingang ging und auf den Mann traf, den ich schonmal im Garten mit ihm gesehen hatte.
Die beiden stiegen in einen Wagen ein und rasten weg.

Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich zurück in mein Zimmer und zog mir mein Nachthemd an.
Es brauchte nur Sekunden und ich fiel in den Schlaf. Dieser Mann raubt mir meine ganze Energie.

Wegen einem lauten Geräusch riss ich meine Augen auf. Ich befand mich nicht mehr in meinem Bett. Ich wollte mich bewegen, aber meine Hände waren festgebunden. Ich rüttelte stark an den Fesseln, aber sie gaben nicht nach.
Verdammt wo war ich? Der Raum wurde leicht durch eine Lampe erhellt, welche von der Decke hing. Es sah aus, als wäre ich in einem Keller. Die Wände waren kahl und aus Beton. Ich saß auf einem Stuhl welcher am Boden festgemacht war. Ganz toll, kein Ausweg.
Mein Blick suchte weiter nach dem Geräusch, welches mich aus dem Schlaf gerissen hatte, doch ich fand nichts. Der Raum war komplett leer.
Plötzlich ging die Tür auf und eine schwarze Gestalt kam rein.
Irgendwie kam mir das alles bekannt vor. Der Raum, der Stuhl, sogar die schwarzen Umrisse der Person.
Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber die Hand mit der er nach etwas außerhalb des Raumes griff.
Wie kann das sein? Nichts ergibt hier Sinn.
Er zog eine Person hinein, welche vor mir auf den Boden fiel. Es war eine Frau die leise weinte. Ihr Gesicht war mit ihren Haaren verdeckt und ihr Kopf zum Boden geneigt.
Mir kam das alles zu bekannt vor.
Plötzlich ging der Mann auf die Frau zu und riss ihren Kopf an den Haaren nach oben, sodass ich in ihr Gesicht sehen konnte.
Mir stockte der Atem. Das kann nicht sein! Mein Körper erstarrte.
"Мама?" Flüsterte ich leise und mir liefen Tränen über die Wangen.
"Lasst sie los!!!" Schrie ich nun aus vollem Hals, doch als Antwort bekam ich nur ein dunkles Lachen.
"Lass sie gehen, neeeiin nicht schon wieder bitte, lass sie....мама."
Ich rüttelte wieder panisch an den Fesseln um zu ihr zu kommen, aber es gelang mir nicht.
Meine Mutter sah mich die ganze Zeit traurig an.
Ich halte das nicht aus. Nicht schon wieder.
"Hör auf" schrie ich, auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen wird. Ich kannte das Ende bereits.
Der Mann trat nun näher und stellte sich hinter meine Mutter. Nein bitte nicht. Es soll aufhören.
Er hielt ihr eine Waffe an den Kopf und lachte. Die Lippen von meiner Mutter bewegten sich, aber wegen meinem Geschrei verstand ich nichts.
Sie schloss die Augen. Ich hörte auf mich zu wehren, es brachte sowieso nichts. Ich werde das Ende sehen egal was passiert.
Plötzlich rüttelt mich jemand an meiner Schulter. Der Druck dort wurde immer größer und gerade als der Schuss fiel setzte ich mich schreiend in meinem Bett auf.

Mein Puls raste und Tränen rannten unkontrolliert meine Wangen hinunter. Ich spürte das weiche Bett unter mir und erkannte das Gästezimmer der Martinellis. Es war ein Traum, es war ein Traum, es war ein Traum sagte ich mir immer wieder in meinen Gedanken.
Immer noch zwischen zwei Welten feststeckend sah ich eine Gestalt zur meiner Linken. Ich bekam wieder Panik. Langsam drehte ich meinen Kopf und sah plötzlich in blaue Augen.

________________________

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now