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Taehyung PoV

Das Restaurant sah genau so aus, wie ich es erwartet hatte. Roter Teppich, Silberbesteck und vergoldete Bilderrahmen. Tische, die reinweiss gedeckt waren, Teller aus Porzellan, deren Ränder mit blauen Muster geschmückt waren. Weingläser, bis aufs Äusserste poliert, standen in der korrekten Reihenfolge neben dem glänzenden Wasserglas.

Die Kellner wuselten angestrengt durch den Laden, waren jedoch bedacht darauf, keinen Fehler zu machen. Jedes leere Glas wurde sofort nachgefüllt, die Speisen mit Grazie und einem falschen Lächeln serviert und ihre Kleidung war genauso hell und strahlend, wie die Kerzen, die auf jedem Tisch leuchteten.

Mir war kotzübel.

„Familie Kim, wir haben reserviert", meinte mein Vater zu jenem Ober, der am Eingang des Restaurants stand. Sein Blick war streng und undurchdringlich wie immer.

„Ah genau, folgen Sie mir bitte", gab der Kellner zurück, lächelte kurz und schlängelte sich dann gekonnt zwischen den Tischen durch zu einem, der ein wenig abgelegen am Fenster lag.

Es war nicht verwunderlich, dass mein Vater jenen Tisch ausgesucht hat. Geschäftliche Deals sollten schliesslich möglichst privat und ohne neugierige Zuhörer abgeschlossen werden.

Obwohl mir all dieser Luxus keineswegs gefiel, musste ich mir eingestehen, dass ich Jungkook hier gerne mal hinbringen würde. Nicht, weil ich ihm meinen Reichtum präsentieren wollte, sondern einfach, weil er es verdient hatte, mal so ausgeführt zu werden.

Er wäre ganz sicher unglaublich verlegen, würde nicht wollen, dass ich ihn hierher bringe und alles bezahle. Es wäre ihm kaum recht, dass ich ihn einlade.

Trotzdem liess mich der Gedanke nicht los und vielleicht, irgendwann, werde ich ihn zu einem Date einladen und zwar genau in dieses Lokal.

„Ich wünsche ihnen einen schönen Abend", verabschiedete sich der Kellner und liess uns alleine zurück, worauf mein Vater zuerst den Stuhl für meine Mutter zurückzog, ehe er sich selbst setzte. Ein Gentleman eben, zumindest tat er so.

Ich hingegen setzte mich ans Fenster neben meinen Vater und starrte hinaus auf die dunklen Strassen, auf deren nassen Asphalt sich die Lichter der Strassenlaternen spiegelten.

Automatisch schaltete ich mein Gehör ab, liess meine Eltern diskutieren und dachte stattdessen an das einzige, was mich seit Tagen nicht losliess.

Kookie.

Was er wohl gerade tat?
Ob er immer noch im Café war?

Kurz tauchte das Bild vom ihm, wie er im Café herumeilte, einen Kaffee nach dem Anderen zubereitete und sich die verschwitzten Haarsträhnen zurück strich, vor meinem inneren Auge auf und ich musste augenblicklich schmunzeln.

Ich vermisste ihn bereits wieder, ich war wirklich schrecklich anhänglich, abhängig und schnulzig geworden und das war alleine seine Schuld.

„Mister Park!"

Die Stimme meines Vaters, riss mich aus meinen Tagträumen und als wäre es selbstverständlich, stand ich auf. Etwas, was ich schon vor ewiger Zeit gelernt hatte und mich mein Vater wohl umbringen würde, wenn ich es nicht tat.

Ein grossgewachsener Mann mit schwarzen Haaren, asiatischem Aussehen und einem freundlichen Lächeln kam auf uns zu. Dahinter eine schlanke Frau, etwa gleich alt wie meine Mutter mit genauso schwarzen Haaren, die in einem festen Knoten nach hinten gebunden waren. Sie lief graziös und langsam, genau wie meine Mutter, doch ihr Gesicht zierte ein herzliches Lächeln, jenes, dass ich noch nie in meiner Familie gesehen hatte.

porcellan | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt