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Jungkook PoV

Es war mitten in der Nacht, als ich meine Augen aufschlug. Ich lag nach wie vor in Tae's Armen, sass auf seinem Schoss und trug noch all meine Strassenkleidung. Kein Stück weit hatte der Ältere mich weg gelassen, auch wenn es für ihn vermutlich ziemlich unbequem war mittlerweile.

„Baby, schlaf ruhig weiter", ertönte die tiefe Stimme meines Freundes, ehe er kurz über meinen Kopf streichelte.

Er hatte vermutlich kein Auge zugemacht. Wegen mir hatte Taehyung nicht geschlafen.

„A-Aber", murmelte ich und probierte mich aufzusetzen, um ihn ansehen zu können. Im leichten Schein des Mondes, leuchteten seine Haare in einem Dunkelrot, seine Augen wirkten müde und stumpf.

„So kannst du ja nicht schlafen", flüsterte ich und wollte schon von seinem Schoss rutschen, als Tae meine Taille packte und mich sofort wieder näher zog.

„Bleib einfach hier."

Seine Stimme erlaubte kein Widerspruch, also schluckte ich nur und schmiegte mich wieder an seine vertraute Brust. Die Schuhe hatte mir scheinbar jemand ausgezogen, doch meine Jeans wurden mit der Zeit unbequem. Trotzdem liess ich es jetzt einfach bleiben, Tae würde mich keinen Zentimeter mehr von sich weg lassen.

Die letzten Stunden hatte ich mich sozusagen an ihm festgekrallt, bei ihm Halt und Sicherheit gesucht, weil er der einzige ist, der mir das geben kann. Diese Bilder, die einfach wieder aufgetaucht waren, die Erinnerungen an diese Verzweiflung, an diesen Schmerz.

Alles in mir ist plötzlich zusammen gefallen, all die Mauern, die noch um meine Vergangenheit gebaut waren, rissen ein. Ich hatte gemerkt, wie sich die Welle von Traurigkeit und Angst anbahnte. Taehyung war für mich einfach mein Rettungsanker, mein Fels in der Brandung. Und so hatte ich diese Nähe zu ihm unbedingt gebraucht.

Tae würde sich nie darüber beschweren, da war ich mir sicher. Für ihn war es vermutlich schlimmer, zu sehen wie ich litt. So geht es mir schliesslich auch, wenn Tae auch nur ein bisschen traurig ist. Zudem er sich wahrscheinlich auch Vorwürfe macht, die rein gar keinen Sinn ergeben. Er hätte das nicht verhindern können, das war in keinster Weise seine Schuld. Und für mich war sowieso nur die Tatsache, dass er nacher für mich da war, das was zählte.

Er war wach geblieben.
Er hatte mich die ganze Zeit gehalten.
Er hatte mich beruhigt.
Das war etwas, was ich so unglaublich an meinem Freund schätzte und etwas, bei dem ich mich immer wieder fragte, wie ich das nur verdient habe.

„Schatz?", murmelte ich leise und vergrub mein Gesicht wieder in seiner Halsbeuge. „Ich liebe dich."

Tae tastete nach meiner Hand, die noch an seinen Seiten lag, und verschränkte sie mit seiner. Sein Daumen streichelte über meine nicht mit Verband eingewickelten Finger, ich legte meine andere Hand auf seinen Rücken.

„Ich dich auch."

Ich schloss meine müden Augen wieder, drückte mich nah an meinen Freund und atmete seinen Geruch ein, um mich erneut zu beruhigen.

Alleine wenn der Ältere meine Hand berührte, hatte ich sofort das Gefühl, das mir nichts geschehen konnte. Bei ihm fühlte ich mich wohl und geborgen. Bei ihm war ich Zuhause.

~~

„Deine Lippe muss noch desinfiziert werden, Kookie", meinte Tae, als wir am nächsten Morgen aufstanden. Obwohl ich wenigstens von Tae's Schoss weg kam, war der Ältere immer noch ganz nah bei mir und hielt stets meine Hand.

„Mhm", antwortete ich schlicht und schaute auf den Boden. Irgendwie tat mir alles weh, meine Augen hatte ich kaum aufgebracht und ich wollte nichts lieber, als einfach duschen zu gehen und zu schlafen.

porcellan | vkookOù les histoires vivent. Découvrez maintenant