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Jungkook PoV

Sie waren normal.

Sie verhielten sich wie normale, anständige Menschen, fragten keine zu privaten Sachen, gingen nicht auf Dinge ein, die offensichtlich ein wunder Punkt waren und verachteten schon gar nicht unsere Lebensweise.

Taheyung's Grosseltern waren somit die ersten vernünftigen Menschen, die ich in letzter Zeit getroffen hatte. So kam es mir zumindest vor.

Die Stimmung wurde mit jedem Gang und jedem Schluck Wein ausgelassener. Das aufgetischte Essen war köstlich, Sora hatte einfach ein Meisterstück gezaubert. Auch Taehyung's Grossvater war ein netter Kerl, wenn auch ein wenig der Grummel-Typ. Aber er sah uns nicht einmal abschätzend oder dergleichen an, was für einen Mann in seinem Alter wirklich bewundernswert war.

Wir unterhielten uns den ganzen Abend über alles Mögliche, von unserer Weltreise bis hin zu unseren Freunden in London und diskutierten sogar über die momentane Wirtschaftlage von Nestlé.

Tatsächlich wusste da Tae's Grossvater Unmengen und er blühte richtig auf, als er uns gefühlt die letzten hundert Börsenzahlen, die in der Zeitung gestanden sind, aus dem Kopf zitierte.

Mein Freund hielt immerzu meine Hand unter dem Tisch, was einen kleinen Adrenalin Schub auslöste, weil es sich so geheim und verboten anfühlte, obwohl die Beiden offensichtlich wussten, dass wir zusammen waren.

Ich lachte viel, Sora hatte wirklich einen ausgezeichneten, sarkastischen Humor. Genau die Sorte, die ich mochte. Ich wettete darauf, dass sie Jin lieben würde und er sich putzmunter hier fühlen würde.

Nachdem dann die zweite Flasche Rotwein geleert war, schlenderten wir irgendwann zum übergrossen Sofa rüber, dass aussah, als käme es vom vorletzten Jahrhundert, und liessen und alle darauf fallen.

Tae's Grossvater war im Gegensatz zu seiner Grossmutter nicht mehr so gut auf den Beinen und ich musste unwillkürlich lächeln, als ich sah, wie mein Freund ihm half sich hinzusetzen.

Da drückte dann plötzlich die soziale Ader in ihm durch, die sonst immer tief in ihm schlummerte.

„Also Jungkook", begann Sora dann plötzlich und ich richtete mich ihr zu, wobei Tae sich gerade neben mich setzte. „Wie ist es mit Taehyung immerzu zusammen zu sein? Regt er dich nicht manchmal auf? Und passt er denn auch gut auf dich auf?"

„Oma!", kam es direkt von meinem Freund, während ich nur lachen konnte und beruhigend nach seiner Hand griff.

Der Alkohol machte mich mutiger, als ich wirklich war. Ohne hätte ich bestimmt nicht so offen reagiert.

„Es ist unbeschreiblich", meinte ich und sah kurz zu ihm, wobei sich ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Und ja ab und an regt er mich auf. Aber sobald er mich anlächelt oder sobald er mir wieder mit diesen funkelnden Augen entgegen sieht, vergiss ich das wieder."

Sora strich sich eine imaginäre Träne weg, ihre Augen leuchteten und sie grinste breit. Selbst Tae's Grossvater schmunzelte.

„Junge Liebe, etwas Wunderschönes", meinte sie. „Ich habe deinen Grossvater auch in eurem Alter kennen gelernt, Tae."

Mein Freund sah von unseren verschränkten Händen auf und sah sie leicht verwundert an.

„Viele Beziehungen in dieser Zeit brechen auseinander. Andere halten jedoch ein Leben lang."

Sie sagte das mit so viel Weisheit in ihrer Stimme, dass man ihr nur glauben konnte. Als würde sie uns damit nicht einfach Hoffnung schenken wollen, sondern es wirklich wissen.

porcellan | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt