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Taehyung PoV

Mein Herz setzte ein Schlag aus, bevor es begann doppelt so schnell weiter zu schlagen.

Ich konnte zuerst gar nicht realisieren, dass der Jüngere das tatsächlich gesagt hatte. Mein ganzer Körper und mein Verstand drehte einfach völlig durch.

Bis anhin hatte ich immer angenommen, ich würde der Erste sein, der das sagte. Und diese drei magischen Wörter nun aus seinem Mund zu hören, brachte mich ziemlich aus der Fassung.

Doch ich probierte schnell wieder klar denken zu können, um Jungkook natürlich klarzumachen, dass es mir nicht anders ging. Seit Längerem schon nicht mehr.

„Ich liebe dich auch, Kookie", flüsterte ich also und legte meine Hand auf seine Wange, um ihn in einen gefühlsvollen, innigen Kuss zu verwickeln, den er schnell erwiderte.

Leicht in den Kuss lächelnd, schlang er seine Arme um meinen Nacken, begann mit den Spitzen meiner Haare zu spielen und drückte sich ein wenig näher an mich.

Ich legte den Kopf schief, intensivierte den Kuss und genoss den kleinen Seufzer, der Jungkook über die Lippen kam.

Als der Jüngere sich löste, lächelte er immer noch, was mein Herz augenblicklich erwärmte. Seine Augen funkelten glücklich, genau das was ich wollte. Ihn so strahlen zu sehen, brachte mich selbt zum Lächeln.

Jungkook legte seine Hand auf meine, die immer noch an seiner Wange ruhte und schmiegte den Kopf ein wenig in meine Handfläche. Dabei schloss er genüsslich die Augen.

„Weisst du eigentlich, dass wir bald einen Monat zusammen sind?", fragte ich schmunzelnd und strich mit dem Daumen über seine Wange.

Kookie öffnete die Augen wieder und nickte kurz.

„Muss ich dir eigentlich was schenken? Schenkt man sich was zum Einmonatigen?", fragte er dann mehr sich selbst als mich, worauf ich nur kurz auflachte.

„Du musst mir nichts schenken", meinte ich. „Aber ich würde dich gerne ausführen."

Jungkook's Augen funkelten auf und wurden grösser, während seine Wangen einen leichten Rot-Ton annahmen.

„Ausführen? Auf ein Date?"

„Aber natürlich. Wir hatten eigentlich noch kein wirkliches Date, also sollten wir das nachholen, oder?", sagte ich grinsend.

„Ein Date? So ein richtiges Date?", fragte er ungläubig.

Ich lachte wieder.
„Ja, Hase. Ein richtiges Date."

Jungkook's Wangen wurden röter, aber er lächelte freudig und drückte mir einen kleinen Kuss auf.
„Ich freue mich schon."

Plötzlich löste jedoch die Türklingel unsere entspannte, romantische Atmosphäre auf und sofort hüpfte Jungkook vom Sofa runter, um den Kunden zu bedienen, der gerade das Lokal betreten hatte.

Ich seufzte ein wenig genervt auf, kramte mein Handy hervor und checkte meine Nachrichten.

Vier verpasste Anrufe von Hobi.

Verdammt, was ist denn passiert?

Schnell schaute ich zu Kookie, der gerade hinter den Tresen stand und scheinbar beschäftigt war, also rief ich ihn zurück.

„Ja, Hobi? Was ist los?"

„Tae, du musst sofort herkommen."
Hoseok's Stimme zitterte, hörte sich mehr als besorgt an, was mich gleich erschaudern liess. Wenn es Hobi nicht gut ging, wenn er so verzweifelt wirkte, dann musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein.

„Wohin? Was ist passiert?"

„Ins Krankenhaus. Jin ist da."

~~

Jungkook hielt meine Hand, probierte ruhig über meinen Handrücken zu streichen, obwohl er selbst mit sich zu kämpfen hatte.

Seine Unterlippe zitterte, er schaute unentweg aus dem Fenster des Busses, während ich selbst nur auf den grauen Boden vor mir starren konnte. Mein Fuss wippte auf und ab, ich konzentrierte mich auf Kookie's Streicheleinheiten, konnte aber trotzdem nicht ruhiger werden.

In meinem Kopf drehte sich alles, ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen.

Jin war im Krankenhaus.
Er war verletzt.
Er war bewusstlos.
Niemand wusste wirklich, wie es ihm ging.

Und mein Herz konnte sich nur vor Sorge zusammen ziehen. Ich hatte gerade erst Freunde gefunden, richtige Freunde und nun wollte das Schicksal ihnen wehtun?
Wieso?

„Tae, ich-"

„Schon gut, Kookie", murmelte ich einfach und drückte kurz seine Hand, während er den Kopf auf meine Schulter legte.

Die monotone englische Stimme im Bus kündete die neue Haltestelle an. Hier mussten wir aussteigen.

Meine Beine zitterten, als ich aufstand und aus dem Bus stolperte. Jungkook folgte mir, er hatte den Blick gesenkt und klammerte sich an meine Hand. Ich hoffte einfach, wir beide bekamen so mehr Kraft.

Wir hasteten die Strasse entlang auf das hohe graue Gebäude hinzu, was mich bereits unruhig machte. Ich war eigentlich nie der Typ, der Krankenhäuser hasste. Ich fand sie spannend, hörte gerne den Ärzten zu, wenn sie die Ergebnisse von Untersuchungen erklärten, egal wie viele Fremdwörter sie benutzen. Meist bewunderte ich sie einfach, wollte ebenfalls ein Lebensretter sein und Menschen helfen.

Doch heute riefen sie nur Angst und Unbehagen hervor.

Jungkook redete mit der Rezeptionistin, ich war einfach nicht dazu in der Lage. Und schon zog er mich hinter sich her zum Aufzug.

„Tae", er drehte sich zu mir und legte eine Hand auf meine Wange. „Tae, schau mich an."

Vorsichtig hob ich den Kopf und schaute in seine ebenfalls betrübten Augen. Er lächelte schwach.

„Es wird alles gut, ja?"

Nun musste ich selbst ein wenig lächeln, nickte, mehr damit ich es mir selbst bestätigen konnte.

Kookie küsste mich, kurz und einfach, aber es fühlte sich an, als wollte er mir so beistehen. Er gab mir Kraft, einfach in dem er sich selbst war und neben mir stand, damit ich nicht alleine war. Damit ich zumindest ein wenig Familie hatte.

Natürlich kannte ich Jin nicht lange, aber das war mir mehr als egal. Er bedeutete mir viel, er ist mir einfach ans Herz gewachsen und schon alleine an Hobi's Stimme hatte ich den Ernst der Lage erkennen können. Und das bereitete mir Sorgen.

Doch das war nicht einmal das Schlimmste am Ganzen. Das Schlimmste war Namjoon's Gesicht, als wir vor Jin's Zimmer ankamen, wo meine Freunde auf den Stühlen sassen.

Seine Augen war fast schwarz, gerötet, die Wangen blass, Augenringe zierten seine sonst so makellose Haut. Er kaute auf den Piercings an seinen Lippen rum, wippte vor und zurück, während seine Finger auf die Oberschenkel trommelten.

Hobi starrte einfach nur vor sich hin, seine sonst so funkelnden, glücklichen Augen wirkten stumpf und müde. Seine Hand fuhr immer wieder nervös durch die Haare.

Sie beide hoben den Kopf kurz an, als wir uns neben sie nieder liessen und Kookie sich sofort an mich kuschelte.

„Wissen wir schon was?", fragte ich monoton nach, worauf beide den Kopf schüttelten.

Also lehnte ich mich ebenfalls zurück, legte einen Arm um die Taille meines Freundes und zog Kreise auf seinem Handrücken.

Bitte, lass alles wieder gut werden...

porcellan | vkookDove le storie prendono vita. Scoprilo ora