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Jungkook PoV

Die Arbeitstage waren die Hölle. Der Weg zur Firma regte viel zu sehr zum Nachdenken an, so dass sich meine Gedanken natürlich nur um Taehyung drehten. Wenn ich im Büro ankam, fragten mich all meine Kollegen erst mal wie es mir ging. Und auch wenn es nett gemeint war, hätte ich sie am liebsten angeschrien, dass es mir beschissen ging, weil meine zweite Hälfte gerade hunderte Kilometer weg von mir war.

Und dann war da noch Lu, mein Chef. Nach der Rückkehr war seine Laune so tief im Keller, dass man ihn kaum ansprechen musste und bereits eine Standpauke zu hören bekam. Aus irgendeinem Grund, mochte er plötzlich niemandem mehr. Niemanden, ausser mich. Und das machte mir fast noch mehr Angst.

Während er also meine Kollegen und Kolleginnen anschrie, drehte er sich im selben Moment mit einem Lächeln zu mir und fragte mich, ob ich gut geschlafen hatte. Ich mochte das nicht, ich mochte das ganz und gar nicht.

Vor allem jetzt, wenn Tae nicht da war und mein Selbstbewusstsein langsam dahin schmolz, war ich viel zu schutzlos, um mich gegen irgendwas zu wehren. Die Mauern, die mein Freund immer für mich aufrecht hielt und mich selbst vor meiner Naivität schützte, bröckelten.

Ich hatte Angst davor, dass Lu das ausnutzen könnte. Ich traute es ihm zwar nicht zu, aber jeden Morgen hatte ich da dieses komische, flaue Gefühl im Magen. Als wüsste er, dass irgendwas Schlechtes passieren würde.

Was ja dann auch geschah.

Es war Donnerstagmorgen, der typische englische Regen prasselte auf den Gehsteig vor dem grossen Bürogebäude. Die Temperaturen waren mild, trotz allem spürte man den Sommer. Wie immer wurde ich von unserer Empfangsdame begrüsst, ich winkte ihr zu und stieg in den Aufzug.

Doch der ging leider nicht genug schnell zu. Lu kam angestürmt und drückte gerade noch so seine Hand zwischen die schliessenden Türen, so dass er ebenfalls noch einsteigen konnte.

„Ein herrlicher Morgen, nicht wahr Jk?"

Ich nickte gequält lächelnd. Sein breites Grinsen schüchterte mich irgendwie ein.

Er sah zu mir, musterte mich, was mich automatisch die Arme verschränken liess. Rein instinktiv schützte ich meinen Brustkorb. Meine alte Gewohnheit drückte durch, ich begann auf meiner Unterlippe herum zu kauen.

Bitte lass die Fahrt bald vorbei sein.

„Sag, wann ist dein Freund wieder da?"

Ich hatte absolut keine Ahnung, wieso ihn das intressierte. Ich wusste nicht einmal, woher er wusste, dass Tae nicht da war.

„Samstag", murmelte ich leise als Antwort.

Sein Grinsen wurde nur noch breiter.

„Weisst du", begann er und kam näher auf mich zu, wobei er ganz beiläufig den Notfall Knopf drückte und der Lift ruckartig anhielt.

Mein Atem beschleunigte sich unaufhörlich, ich hörte das Pochen meines Herzens. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Er sollte wieder auf Abstand gehen, er sollte mich in Ruhe lassen.

Ich merkte, wie meine Nervosität wuchs, wie die altbekannte Angst aus meinen Knochen hervorkroch und mir die Luft abschnürte. Lu besass den gleichen furchteinflössenden Blick wie Chanyeol damals. Nur dass es hier bestimmt nicht um einen Typ ging, den er nicht teilen wollte.

Nein, hier ging es um was ganz anderes.

„Ich hatte mich schon immer gefragt, wie es ist, mit einem Typen zu schlafen...", redete er weiter. Mittlerweile presste ich meinen Körper an den Spiegel, der die gesamte Wand des Aufzugs auskleidete.

Sein Gesicht war nur wenige Centimeter von mir entfernt, sein Parfüm stieg mir in die Nase. Es roch viel zu beissend, nicht ansatzweise so gut, wie Taehyung.

Taehyung... Wenn er nur hier wäre... Alleine seine Präsenz würde mir mehr Sicherheit und Mut verschaffen. Ich könnte es alleine mit ihm aufnehmen, aber die Tatsache, dass er mein Chef war und eine dominante Aura besass, liess meine Knie irgendwie weich werden.

„Du bist wirklich süss, Jungkook. Und ich bin mir sicher, dein Knackarsch lässt sich sehr gut durchnehmen..."

Ich presste meine Augen zusammen, ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Meine Arme waren wie eingefroren, ich konnte meine Beine nicht mal anheben. Nichts schien sich bewegen zu wollen, das einzige was funktionierte, war mein Hirn, das auf Hochtouren nach einer Lösung suchte.

„L-Lass mich in R-Ruhe...", stotterte ich leise und schaffte es endlich meine Hände zu heben und sie auf seinen Brustkorb zu legen, um ihn ein Stück weit weg von mir zu drücken.

Plötzlich war es mir, als würde ich Tae's Stimme hören. Ich sah sein Gesicht vor mir, wie er aussah, wenn ich neben ihm aufwachte. Die zerstrubelten Haare, das leichte Schmunzeln auf den Lippen. Ich hörte das Flüstern, wenn er mir sagte, dass er mich liebte.

Und in dem Augenblick, fing mein Körper wieder an zu arbeiten. Ich verfestigte meinen Griff, stiess Lu von mir weg und baute mich vor ihm auf.

„Lass mich in Ruhe", wiederholte ich, dieses Mal mit einiges mehr Kraft in der Stimme.

Lu schien einen Moment perplex zu sein, ich nutzte das aus, um denselben Knopf nochmals zu drücken, so dass der Aufzug seine Fahrt fortsetzte.

Gott sei Dank öffneten sich die Türen kurz darauf, mit immer noch zitternden Knien trat ich hinaus und probierte einigermassen normal den Gang hinunter zu laufen.

Ich drehte mich nicht nochmals zu Lu um.

~~

Den restlichen Tag ging ich meinem Chef aus dem Weg, vermied all die Orte, an denen ich ihm begegnen könnte und machte früher Feierabend als sonst. Dieses Mal benutzte ich die Treppe um nach unten zu kommen.

In der U-Bahn kreisten meine Gedanken noch um den Vorfall und jedes Mal erschauderte ich ein Stück, als ich an seinen Gesichtsausdruck dachte. Er hatte kein Stück Witz mehr in seinen Augen, er hatte das komplett ernst gemeint.

Er hätte mich wirklich zu etwasem zwingen wollen, was ich ganz sicher nicht wollte.

Er war tatsächlich diese Art von Typ. Und Tae hatte das gewusst.

Sollte ich ihm davon erzählen? Er hatte eigentlich das Recht, es zu erfahren. Aber ich konnte mir allzu gut vorstellen, was dann passieren würde.

Er würde total ausrasten, in die Firma stürmen und Lu vermutlich zusammen schlagen. Und dann wäre ich mein Job los. Sowas konnte ich nicht riskieren.

Trotzdem wollte ich keine Geheimnisse vor Taehyung haben. Die hatte ich mal, aber jetzt vertraute ich meinem Freund mein Leben an und ich erzählte ihm alles. Wirklich alles.

Es würde sich falsch anfühlen, ihm nicht davon zu erzählen.

Schlussendlich einigte ich mich darauf, ihm es erst zu erzählen, wenn er zurück war. Er sollte seinen Aufenthalt in Dublin noch geniessen können und sich nicht Sorgen um seinen Freund machen müssen.

Aber dann werde ich es ihm sagen.
Ich könnte es sowieso nicht lange für mich behalten. Ich musste mit jemandem darüber reden, denn ich merkte jetzt schon, wie sich dieses Ereignis in mein Kopf frass und mal wieder alles zur Seite schob, was mich glücklich machte...

~~

Jaa... Dramarama würde ich mal sagen🤷‍♀️
Tae hatte also Recht behalten, was denkt ihr, wie er reagieren wird?

Leute ich geniesse meine Ferien so krass, das Meer, der Pool, das Essen, die Sonne und vor allem die Ruhe vor all den Dingen zu Hause🙃

Es ist herrlich, so entspannen zu können😊💜

porcellan | vkookUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum