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TaeTae,

Ich muss dir gestehen, dass ich nicht wirklich weiss, wie man solch einen Brief richtig beginnt. Lange hab' ich mir auch überlegt, was ich dir alles schreiben soll, bis ich mich dazu entschied, einfach aus meinem Herzen heraus zu erzählen.

Ich liebe dich, das sage ich dir jeden Tag und doch glaube ich, dass es noch nicht genug ist. Wenn ich daran denke, wie es ohne dich war, überkommt mich ein kalter Schauer. Keineswegs kann ich es mir heute noch vorstellen ohne dich zu sein.

Meine eigenen Dämonen, die sich aus meinen Geschichten geformt hatten, hatten mich verfolgt und obwohl ich dachte, ich käme mit dem klar, weiss ich nun, dass es nicht so war. Ich hatte mich alleine gefühlt, verlassen von der guten Seite der Welt. Jedes noch so kleine Stück Hoffnung auf Besseres wurde mir schnell wieder genommen, nichts zauberte mir noch ein Lächeln ins Gesicht.

Damals bin ich mit geschlossenem Blick durch die Strassen gegangen. Alles, was andere vielleicht erfreut hätte, wäre es auch nur so klein, hatte ich schlichtweg übersehen. Die schönen Dinge des Lebens erkannte ich nicht mehr, meine Sicht war eingeschränkt.

Die Sonne selbst hatte es nicht mehr geschafft meine Stimmung aufzuhellen. Ich kümmerte mich um meine Arbeit, um Yoongi und jeden Abend fragte ich mich wofür. Wieso tat ich mir das an? Wieso kämpfte ich für etwas, was sowieso niemals eintreffen wird?

Ich hatte wirklich darüber nachgedacht alles zu beenden. Einerseits um das grosse Loch in meiner Brust verschwinden zu lassen, andererseits vielleicht auch um dem ganzen Druck zu entkommen. Viel Last mussten meine Schultern tragen. Ich fragte mich, wie lange das noch so gehen konnte. Nicht ewig konnte ich in dieser Wohnung leben, nicht ewig konnte ich Yoongi aufhelfen und nicht ewig konnte ich so unglücklich sein.

Manchmal wenn ich abends nach einer langen Schicht nach Hause ging, in die Sterne schaute, da fragte ich mich, ob ich denn wirklich alleine war. Ob es wirklich niemanden gab, der mir aus meiner Spirale aus Frust, Verzweiflung und auch Angst wieder heraushelfen konnte.

Du bist dieser Jemand, Taehyung.

An jenem Abend, als ich von der Arbeit nach Hause ging, den Bus verpasste und stattdessen lief, war ich selbst den Tränen nahe. Wieder sah ich in den Himmel, fragte mich erneut, ob sich das denn überhaupt lohnte. Und dann trat ich um die Ecke, sah diesen Jungen auf der Treppe sitzen, vollkommen durchnässt, das Gesicht auf den Boden gewandt.

Mein Gedanken waren auf einen Schlag weggefegt, ich ging auf ihn zu, auf dich zu und sobald du mir in die Augen gesehen hast, war plötzlich alles unbedeutend. Nichts, aber auch gar nichts, zählte mehr, ausser diese wundervollen braunen Augen, die mir entgegen sahen.

Letzte Tränen hatten sich aus deinem Augenwinkel gestohlen und ich hätte nichts lieber gemacht, als sie wegzuküssen und dir zu sagen, dass alles wieder gut wird. Heute würde ich es tun, damals war ich viel zu schüchtern für das.

Die kleine Bekanntschaft entwickelte sich zu etwasem, das ich nie für möglich gehalten hätte. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn ich damals nicht stehen geblieben wäre.

Für mich war die Liebe eher ein Märchen als Realität. Ich hatte sie nie gross erlebt, ausser in meiner frühen Kindheit. Ich kannte dieses Kribbeln nicht, das meinen Körper sofort erfüllt hatte, als du mich das erste Mal angelächelt hast.

Das tut es immer noch.

Du zeigtest mir die andere Seite des Lebens. Die schimmernde Pracht der Welt, die schönen Plätze von London, die lebenswerten Dinge. Du hast das Grau verschwinden lassen, hast mich aus dieser Spirale heraus geholt, mir wieder ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. 

Jede Sekunde, die ich mit dir verbrachte, wurde schöner. Jeder Moment, den wir gemeinsam geniessen konnten, hinterliess eine prickelnde Erinnerung. Jedes noch so kleine Gespräch, jede feine Berührung, jedes Lächeln.

Du hast mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, mir neue Welten offenbart, mich alte vergessen lassen, mir sogar neue Freunde gegeben. Selbst nach dem ersten Monat mit dir, wusste ich schon, dass es vorbei war. Alles würde sich nun verändern, hatte ich damals gedacht und ich hatte bis heute Recht behalten.

Im Nachhinein würde ich sogar sagen, dass mir bereits bei unserer ersten Begegnung im Regen klar geworden ist, dass du der Mann bist, den ich eines Tages heiraten werde.

Unsere Geschichte würden viele als kitschig abstempeln, dem stimme ich sogar zu. Doch trotzdem hat sie so viel mehr Tiefe, als man vielleicht auf den ersten Blick annimmt. Schliesslich hast du es geschafft, mich aus meinem schwarzen Loch zu holen, mir endlich klar zu machen, dass ich nicht alleine war.

Selbst wenn es für uns nicht immer einfach war, wir schon vieles erlebt haben in unserer jungen Beziehung und ich mir sicher bin, dass auch die Zukunft nicht leicht wird, weiss ich genau, dass wir das immer wieder durchstehen können.

Wenn wir uns haben, geht es uns beiden gut, da brauchen wir nicht mehr.

Auf diese Weise, mit diesem Brief, will ich dir vor allem auch danken.
Für alles, was du in meinem Leben verändert hast und wir noch verändern werden.
Für jeden Sonnenuntergang, den wir zusammen angeschaut haben.
Für jeden Sternenhimmel, in den wir gemeinsam geschaut haben.
Für jede Nacht, die voller Liebe war.
Für jede Berührung, die du mir schenkst.
Für jeden Morgen, an dem ich neben dir aufwachen darf.
Für jeden Kuss, der mein Herz immer wieder höher schlagen lässt.
Für jedes Lächeln.

Du bist mein Lichtstrahl, Taehyung.
Mein Anker. Mein Halt.

Immer wenn ich dich nicht sehe, auch wenn es nur Sekunden sind, fehlt ein Teil von mir.

Du bist meine bessere Hälfte.
Mein Seelenverwandter.
Meine grosse Liebe.

Ich will mein restliches Leben mit dir verbringen, ich kann es mir gar nicht mehr ohne dich vorstellen. Wenn ich an meine Zukunft denke, bin ich mir nicht bei allem sicher. Meine Arbeit sieht immer anders aus, die Stadt in der ich wohne, das Haus, meine Freunde. Aber eine Sache ist immer gleich, eine Sache steht immer klar da. Diese Sache bist du. In jeder Möglichkeit meiner Zukunft, bist du fest verankert. Denn ohne dich wäre meine Welt einfach nicht vollkommen.

Dieser Brief war dazu da, dir meine Gefühle offenlegen zu können, dir zu zeigen, was du mir bedeutest. Es dir zu sagen, fällt mir oft schwer, also schrieb ich es lieber auf.

Ich liebe dich, Kim Taehyung.
Das weisst du und doch muss ich es dir nochmals sagen, das werde ich mein Leben lang tun.

Du bist mein Ein und Alles, Tae.

In Liebe,
dein Kookie

porcellan | vkookWhere stories live. Discover now