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Taehyung PoV

Jungkook rückte mit jedem Schritt bei dem wir dem Ziel näher kamen, noch ein bisschen mehr zu mir. Unsere Hände waren verschränkt, ich merkte wie seine begann stärker zu zittern.

Die braunen Augen waren noch gerötet vom Weinen, trotzdem wollten wir heute diesen Punkt auch noch abhaken. Morgen würde unser Flieger starten.

Busan war schöner, als ich dachte. Mitten im Zentrum war es eine richtige Grossstadt, aber irgendwie versprühte es den eigenen Flair. Man merkte den Menschen an, dass sie hier direkt am Meer lebten. Für mich war es mal wieder eine Abwechslung alles in koreanisch zu lesen und mit jedem auch meine Muttersprache zu sprechen. Mittlerweile hatte ich mich sehr an Englisch gewöhnt, obwohl ich ja mit meinen Freunden immer noch koreanisch redete.

Wir bogen in eine Seitenstrasse ein, hier standen einige grosse Hochhäuser mit Wohnungen. Es wirkte alles sehr modern, ziemlich gut herausgeputzt. Jungkook lief gezielt auf eines der Häuser zu.

„Hier bin ich aufgewachsen", flüsterte er und sah nach oben. Der blaue Himmel reflektierte sich in den vielen Fenster des Hauses.

Ich schlang meinen Arm um seine Taille, zog ihn näher zu mir und blickte ebenfalls nach oben. Er war sehr behütet aufgewachsen, eine perfekte Wohnung, gute Eltern. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie schlimm es für ihn war, das alles auf einen Schlag zu verlieren.

„Es ist schön hier", erwiderte ich leise und sah lächelnd zu meinem Freund. Er erwiderte das Lächeln, wenn auch ein wenig schwächer.

„Komm, ich zeig dir was", meinte er dann und schnappte sich wieder meine Hand, um mich um das Haus herum zu ziehen. Dahinter kam ein ziemlich grosser Innenhof zum Vorschein mitsamt Spielplatz.

Doch Kookie zog mich daran vorbei zu einer Ecke hinter einer kleinen Hütte. Sie war gut abgeschirmt, von aussen sah man diesen Ort kaum. Ein einziger Gartenstuhl stand zwischen den hohen Tannen, ein paar Tücher waren oberhalb angebracht worden. Eine dunkelgrüne Plane lag auf dem Boden.

„Ich hätte nicht gedacht, dass das alles noch hier ist", meinte Kookie und sah mich lächelnd an. Seine Augen begannen endlich wieder mehr zu strahlen.

„War das dein Geheimversteck?", sagte ich grinsend und legte wieder meine Hand auf seine Hüfte. Er nickte.

„Nach der Schule kam ich oft hier hin, um zu zeichnen."

Jungkook ging auf einen der Bäume zu, trat darum herum und öffnete eine Kiste, die ich gar nicht bemerkt hatte. Er fischte ein Heft heraus und kam stolz lächelnd auf mich zu.

„Meine alte Zeichnungen", erklärte er und blätterte kurz darin, wobei ein Lächeln auf seinem Gesicht prangte, als würde er in Erinnerungen schweben.

„Schau mal", meinte er und streckte mir das Heft hin. „Da hab ich meinen besten Freund gezeichnet."

Ein Junge war auf dem Bild zu sehen, Jungkook's Zeichnung war auch hier nur vom Bleistift gefertigt worden. Er lächelte, hatte die Arme auf einem Tisch verschränkt und den Kopf darauf abgelegt.

„Wann war das?", fragte ich schmunzelnd nach.

Kookie zog die Augenbrauen hoch.

„Als ich 9 war, denke ich mal."

Wir sahen uns noch eine Zeit lang die Bilder in Kookie's Heft an, ehe wir zurück zum Haus liefen. Jungkook blieb nochmals einen Moment stehen, atmete durch. Wahrscheinlich ging er all die Bilder und Erinnerungen durch, die sich an diesen Ort hafteten.

porcellan | vkookWhere stories live. Discover now