44. Ich will doch nur spielen (2) Teil 44 "Die richtige Medizin"

618 38 2
                                    

PoV Shoto:

Ich streichele Izu über den Kopf und die Schulter und versuche ihn zu beruhigen, doch im Moment ist er zu angeschlagen. Deshalb entscheide ich, dass es besser ist, wenn Kats geht. Izuku's Schluchzen ist herzzerreißend und tut mir in der Seele weh. Es tut mir WEH, ihn so zu sehen.

„Kats! Ich möchte dass du verschwindest. JETZT!", sage ich harsch und fühle mich mies dabei. Aber als ich Kats einen Blick zuwerfe, ist es bei ihm genau dasselbe. Er zuckt bei meinen Worten zusammen und sieht aus, wie ein geprügelter Hund. Er sitzt mit gesenktem Kopf auf dem Bett, den Kopf in die Hände gestützt und ihm laufen unkontrolliert die Tränen übers Gesicht. Er ist blass und ich sehe ihm an, wie sehr Izuku's Reaktion und meine Worte ihn gerade verletzen. Seine Tränen tropfen stumm auf Izu's Teppich und dann holt er zitternd Luft. Auch sein Anblick tut mir weh, verdammt! Kats sieht mich endtraurig an und ich gebe auf, atme resigniert aus und schüttele kurz den Kopf, damit er weiß, dass er doch bleiben kann. Was soll ich nur mit den Beiden machen? Ich kann weder den einen noch den anderen jetzt allein lassen und greife deshalb auf den Plan zurück, den ich sowieso aufgestellt hatte. Aber erst mal muss ich warten, bis sich die Beiden wieder halbwegs beruhigt haben.

Kopfschüttelnd sehe ich mir die zwei Helden an und versuche zu verstehen, wie es so weit kommen konnte. Ich schnaube leise vor mich hin und sehe mal zu Izu, mal zu Katsuki, der sich nicht mehr wirklich traut mich offen anzusehen. Ob es an seinen Tränen liegt oder an meiner Drohung von vorher, das weiß ich nicht. Nach einiger Zeit kommt von Izuku nur noch ein leises Schniefen und die Bitte, nach einem Taschentuch. Ich gebe ihm eins und er putzt sich die Tränen ab, bevor er sich geräuschvoll die Nase putzt. Dann sagt er etwas, ist aber so leise, dass ich ihn nicht verstehe.

„Ich habe Hunger", wiederholt er etwas lauter. Ich streiche ihm durch die grünen Locken und lächle ihn sanft an: „Ich auch, Izu. Kats? Wie sieht es mit dir aus? Hast du auch Hunger?" Erst schüttelt er den Kopf, doch kurz darauf hört man deutlich, wie sein Magen knurrt. Wenn die Situation nicht gerade so ernst wäre, würde ich jetzt lachen.

Ich atme tief durch, stehe auf und sehe mir die beiden an. Ich schüttele den Kopf und bestimme dann: „Also gut. Wir drei werden jetzt zu mir nach oben gehen. Dort legt sich Izu in mein Bett und bleibt da, bis es ihm besser geht." Ich sehe, dass Izuku sich widersetzen will, doch ich mache mit strengem Blick klar, dass jetzt ICH das Sagen habe. „Wir werden uns einen Film ansehen und uns Pizza bestellen. Ihr müsst nicht reden, dürft es aber natürlich, wenn der Wunsch da ist." Was ich aber nicht glaube. Ich beobachte sie kontrollierend und sehe, dass sie sich anschauen, kurz. Izuku schnieft leise und versteckt sein Gesicht unter der Decke, während Kats das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben steht und beschämt den Blick wieder abwendet. Dann trocknet er sich erneut die Tränen und wischt sie an seiner Hose ab. Ich reiche ihm ein Taschentuch und er bedankt sich leise. „Izuku? Hast du eine Sonnenbrille?", frage ich ihn. „Wieso?" „Na, wenn wir jetzt gleich durch den Flur müssen, wäre es besser, wenn nicht gleich ALLE sehen, wie du gerade drauf bist. Oder?"

Er nickt und steht langsam und vorsichtig auf. Mit wackeligen Schritten geht er zum Schreibtisch und wühlt in der Schublade. Dann nimmt er ein Brillenetui raus. Katsuki sieht mich erst fragend an, steht dann auf und verschwindet kurz in Izuku's Bad, wo wir kurz danach das Wasser laufen hören. 'Guter Plan', denke ich und hoffe, dass es etwas bringt. Sanft ziehe ich Izuku in meine Umarmung und flüstere ihm ein: „Alles wird gut", ins Ohr, doch dann spüre ich, dass er den Kopf schüttelt. „Er hasst mich. Wie soll das denn je besser werden?", fragt er mit tränen-erstickter Stimme. „Izuku, sieh mich an. Wenn er dich wirklich hassen würde, hätte er nicht geweint, oder was denkst du?" „Aber, aber ... warum? Ich hab doch nichts gemacht. Sonst, wenn er sauer ist, weiß ich wenigsten ein bisschen, wieso er so reagiert, aber in den letzten Tagen verstehe ich ihn überhaupt nicht mehr!", weint er wieder und ich drücke seinen Kopf tröstend an meine Schulter. Ich kann den Kleinen verstehen, ziehe ihn wieder in meine Arme und sage: „Ich glaube schon, dass ich ihn verstehe. Trotzdem will ich nicht, dass er dich in nächster Zeit anfasst und werde das auch durchsetzen. Du wirst schon sehen!", damit sehe ich ihn mit grimmiger Entschlossenheit an. Izuku nickt leicht, aber ich sehe deutlich, dass er mir nicht glaubt. Sogar das kann ich verstehen.

Als Kats aus dem Bad kommt und Izuku in meiner Umarmung sieht, ist er kurz davor wieder ausfallend zu werden, doch mein Blick ist bitterernst und eiskalt. In meinen Augen steht eine deutliche Warnung: STOPP – BIS HIERHER UND NICHT WEITER. Er senkt sofort den Blick und weicht zurück. „Okay, ich bin soweit", gibt er dann leise von sich und wir machen uns zu Dritt auf den Weg nach oben. Im Gemeinschaftsraum ist einiges los. Es herrscht Feierabendstimmung und wir hören das Lachen und Scherzen der anderen. Mina stöhnt laut: „Das war schon wieder voll anstrengend heute. Die drei da können sich glücklich schätzen, dass sie diese Quälerei nicht mitmachen müssen!" Die Gespräche verstummen und alle Blicke liegen auf uns. Kats sieht gar nicht hin, Izuku hat den Kopf gesenkt und sieht nur auf den Teppich und ich schicke nur einen monotonen Blick in die Runde, dann machen wir uns auf den Weg zum Fahrstuhl. Keiner von uns hat Lust zu reden und so gehen wir schließlich schweigend in mein Zimmer, ohne dass noch etwas dazwischen kommt. „Was wird das? Ein flotter Dreier?", höre ich von Mineta und gleich darauf ein Klatschen und ein lautes : "AUA, was soll das Tsuyu?" „Das weißt du genau, Mineta!", gibt sie aggressiv zurück. „Lasst sie in Ruhe. Die drei haben's auch nicht leicht", geht Kirishima dazwischen und Denki meint nur: „Genau. Und die Woche ist noch nicht vorbei!"

PoV Izuku:

Nach der Ohnmacht fühle ich mich noch ausgelaugter, als vorher, aber Shoto ist bei mir und das beruhigt mich. Ich verstehe nur nicht, warum Kacchan das gemacht hat. Warum war er überhaupt so sauer? Und warum heult er die ganze Zeit? Ich habe ihn noch nie so gesehen, außer am Wochenende, als ich ihnen dieses Theater vorgespielt habe. Macht der sich etwa Sorgen um mich? UM MICH? Das ist doch gar nicht möglich, oder doch? Er hatte bestimmt nur Angst jetzt noch mehr Ärger zu bekommen und dann wäre ICH vielleicht Schuld, dass er nicht seine Heldenlaufbahn weiterführen kann. Ich weiß WIE wichtig ihm die ist. Mindestens so wichtig, wie mir meine! Wir gehen zusammen auf Shoto's Zimmer und ich frage mich, wie wir hier zusammen und entspannt einen Film sehen sollen. Außerdem frage ich mich, wie es kommt, dass Shoto so knallhart über unseren Abend bestimmt und Kacchan das auch noch ohne zu meckern hinnimmt. Die Beiden scheinen sich echt näher gekommen zu sein. Vom Gefühl her, hat Shoto im Moment das Sagen und ich bin ohne zu zögern bereit, mich dem zu unterwerfen – aber ist Kacchan das auch?

Kaum sind wir in Shoto's Zimmer, schiebt er mich zum Bett und sagt, ich soll mich hinlegen. Also tue ich das, doch er verschraubt nur genervt die Augen und deutet an, dass ich mich „richtig" ins Bett legen soll – also unter die Decke. Das kommt mir komisch vor, aber wenn er das so sagt, wird es wohl okay sein. Kats setzt sich zunächst auf den Schreibtischstuhl, während Shoto im Schreibtisch etwas sucht. Kurz darauf hat er eine Menükarte von einem Pizzadienst in der Hand. „Ich weiß schon, was ich nehme. Was wollt ihr? Sucht aus, ich lade euch ein. Ich will jetzt nichts mehr hören, okay?", unterbindet er sofort jeglichen eventuellen Protest von uns, dann reicht er die Karte Kacchan, der nicht lange braucht, um zu entscheiden: „Ich nehme die extra-scharfe Diavolo-Pizza mit Habanero." Dann sieht er zu mir und hält mir die Karte hin. Als ich sie nehme, berühren sich ganz kurz unsere Finger und wir zucken beide erschrocken weg, denn es hat einen sichtbaren Stromschlag gegeben. Geschockt sehen wir uns an, dann werde ich rot und sehe weg, während auch Kacchan rosa wird und die Hand rasch zurückzieht. Shoto hat das Ganze beobachtet und sagt nur kühl: „Bei euch hat's ganz klar gefunkt!"

„Quatsch!", sage ich rasch und werde noch roter. „Bullshit!", knurrt Kacchan und wendet sofort den Blick ab. Shoto schnaubt nur und meint dann: „Wenn das nicht offensichtlich ist, dann weiß ich auch nicht!" Er schaltet den Fernseher ein, holt noch einen Sitzsack aus der Ecke und schlägt uns ein paar Filme vor. Kacchan ist für Action, ich bin damit einverstanden und ehe wir uns versehen schauen wir in relativ angenehmer Atmosphäre „The Fast and the Furious". Bis die Pizza geliefert wird, nach Shoto's Anruf, soll es noch 'ne Stunde dauern, doch das ist für mich okay. Ich hätte ohnehin nicht sofort essen können. Aber je länger der Film läuft, umso mehr merke ich, dass ich mich langsam von Kacchan's Angriff erhole und mich hier bei Shoto entspanne. Vielleicht ist dieser Filmabend tatsächlich genau die richtige Medizin, die ich oder besser wir, gerade brauchen. Ich schaue vorsichtig zu Kacchan. Er erwidert den Blick. Dann sagt er unhörbar: „Bitte verzeih mir!" Erstaunt über die Bitte, denke ich darüber nach. Ich senke kurz den Blick, hebe ihn wieder und sehe, dass er resigniert auf seine Hände schaut. Als er wieder hochsieht, nicke ich leicht und plötzlich funkeln seine Augen. Er scheint sich wirklich zu freuen. Verrückte Welt!

Ich will doch nur spielenWhere stories live. Discover now