48. Ich will doch nur spielen (2) Teil 48 "Ein Schlag, der alles ändert"

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PoV Shoto:

Schon als ich diesen zufriedenen Gesichtsausdruck bei Kats gesehen habe, war mir klar, dass er was plant. Aber das? DAS ist der HAMMER. Ich wollte ihm klar machen, dass er Izu heute Nacht in Ruhe lassen soll und jetzt bekomme ich ihn auch nicht. Diese Mist-Kröte, das hätte ich nicht von ihm erwartet? Oder doch? Das konnte er wohl nicht auf sich sitzen lassen. Gut, Kats – dafür bekommst du gleich einen schönen fetten Einlauf. Mann, BIN ICH SAUER!

Izuku ist total geknickt und geht mit gesenktem Kopf Richtung Bett bei Recovery Girl: „Also gut!", murmelt er traurig und schlägt sich in sein Schicksal. Mit vor Wut glitzernden Augen sage ich zu Kats: „Das wird ein Nachspiel haben, Kitten!", doch den juckt das gar nicht. Ich erdolche ihn mit Blicken und er schaut ungerührt zurück, als könne ich ihm gar nichts. Na warte, du. Daddy ist richtig sauer. Aber das wirst du schon noch merken, denke ich und wende mich dem Kleinen zu. Als er sich auf's Bett setzt, gehe ich zu ihm, gebe ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und tröste ihn ein wenig. Allein die Tatsache, dass Izuku jetzt so geknickt ist, wird Kats bereuen. Wenn ich dich gleich in die Finger kriege. Es ist sogar für mich eine Überraschung, dass ich so übel auf seinen Trick reagiere. Ich bin normalerweise echt ein ziemlich ruhiger und harmonischer Zeitgenosse, Gefühle sind mir zuwider. Vielleicht liegt es daran, dass mir mein Alter am Montag den Marsch geblasen hat, vielleicht daran, dass ich nicht trainieren darf - die ganze aufgestaute Energie in mir muss doch ein Ventil finden. Heute hat sie ein Ventil gefunden und es heißt Katsuki Bakugo.

Kurzfristig bekomme ich Angst vor den eigenen aggressiven Emotionen, aber gut – das wirst du gleich ausbaden müssen, Kats. Die Oma kommt mit einer Spritze in der Hand auf Izuku zu und der Kleine sackt panisch in sich zusammen. Kats gibt ihm nur mit auf den Weg, dass er sich nicht so anstellen soll und verweis ihn darauf, dass wir momentan täglich unsere Spritze bekommen. Dann geht er aber zu ihm und hält seine Hand. Izuku gähnt noch kurz und fällt dann mit geschlossenen Augen in Kats' Arme, der ihn sanft auffängt und erstaunt guckt. 'Muss wohl so was wie 'ne Narkose sein', denke ich nur und freue mich für Izu, denn der bekommt nichts mehr mit. Wir legen ihn auf's Bett, ziehen ihn aus und Kats deckt ihn zu. Dann streicht er ihm liebevoll die Haare aus dem Gesicht und sieht mit einem Blick auf ihn herab, der geradezu danach schreit ihm sofort die Fresse zu polieren. Er ist wirklich in ihn verliebt, aber ich finde es gerade nur ... zum aus der Haut fahren. Ich stoße ihn an, damit er kommt, doch nun beugt er sich auch noch runter, um den Kleinen zu küssen. ICH GLAUBE ES HACKT! So nicht, Kats, denke ich und zerre ihn aus dem Raum. Jetzt gibt's 'ne Abreibung, die du nicht so schnell vergessen wirst. Dass ich es noch fertig bringe, mich bei der Oma zu verabschieden, glaube ich liegt nur an gewissen Automatismen.

Ich zerre Kats in den Flur und schließe die Tür. Mein Zorn brennt gerade heiß, wie das Feuer der Hölle und ich persönlich bin SATAN. Kaum, dass wir auf weiter Flur allein sind, drücke ich Kats mit Wucht gegen die nächste Wand, stelle mein Bein zwischen seine und reibe ihm unauffällig seinen Schritt. Er sieht mich fragend an und grinst so selbstsicher, dass es bei mir im nächsten Moment aushakt. Mit einer Wut und einer Schnelligkeit, mit der ich selber nicht gerechnet habe, dresche ich ihm ohne zu zögern die Faust in den Magen. Er scheint nur kurz überrascht, hat den Schlag aber erstaunlich gut weggesteckt. Trotzdem keucht er auf und knickt in der Mitte ein: „DAS KITTEN, war nur der Vorgeschmack auf das was dich noch erwartet", zische ich ihm zu. Dass er nicht kotzt, liegt wohl an seinem trainierten Körper und sicherlich hat er schon so manchen Schlag in den Magen eingesteckt. Trotzdem bin ich mir sicher, dass er zumindest nicht mehr grinst, wenn er wieder hochkommt, doch da habe ich die Wette ohne mein Kitten gemacht. Er sieht mich von unten herauf an und seine Augen funkeln amüsiert, bevor er provokant fragt: „Na, Daddy? War das schon alles, was du drauf hast? Ist der Abend etwa nicht so gelaufen, wie gewünscht?" Den nächsten Schlag bekommt er mit der flachen Hand ins Gesicht. Eine Ohrfeige die aus purer Wut besteht – und Kats lacht immer noch. 'Das ist doch wohl NICHT ZU GLAUBEN', geht mir durch den Kopf. 'Bin ich etwa so schwach, dass der Typ das nur als lächerlich empfindet?', frage ich mich.

'Gut, den nächsten nimmt er nicht mehr so lächelnd hin. Wart's ab, Kitten!' Ich hole aus und schlage mit der Faust zu, doch er reagiert blitzschnell und fängt sie ab. Dann knurrt er drohend: „DAS REICHT, DADDY! Jetzt bin ich dran." Im nächsten Moment hat er seinerseits einen Schlag angebracht. Er trifft mit einer Kraft mein Magendreieck, die ich bisher nur von meinem Alten kannte. Man kann eine Menge trainieren und Muskelaufbau betreiben, aber die Magengrube ist und bleibt eine empfindliche Stelle. Da ich den Schlag von Endeavor am Anfang der Woche noch nicht ganz verdaut hatte, hat Kats jetzt genau meine Schwachstelle offengelegt. Meine Beine knicken ein, ich falle auf die Knie, knalle ihm im Fallen vor die Beine und kriege keine Luft mehr. Keuchend spüre ich, wie sich Speichel in meinem Mund sammelt. Ich kann nicht mehr atmen und habe wirklich beschissene Schmerzen. Ich muss hier raus, denn es fühlt sich so an, als wolle die Pizza wieder ans Licht, nur kann ich nicht hier in den Flur reihern. Kats sieht das ähnlich und schafft mich nach draußen. Der Ausgang ist nicht weit. Die kalte, frische Luft tut gut, obwohl ich kaum atmen kann. Meine Wut ist nicht mehr vorhanden und auch sonst ist mein Kopf gerade, wie leergefegt. „Komm, Daddy. Bring's hinter dich. Ich weiß, dass du den nicht einfach wegsteckst." Kats steht neben mir und verhöhnt mich, zumindest glaube ich das, obwohl seine Stimme eher Bedauern ausdrückt. Soll das heißen, er wollte das nicht? Ich stolpere in eine dunkle Ecke des Gemäuers und gebe das Essen wieder ab. Ich kotze, bis mein Magen leer ist und nur noch schmerzt. SCHEISSE! Als es vorbei ist, halte ich mich an der Wand fest und huste nur noch und spucke nochmal aus. Himmel, was für ein Schlag ... !

Ich kann ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Was bin ich nur für ein Daddy? Ich bin am Arsch, 'ne lausige Nummer und meine Dominanz ist in sich zusammengefallen, wie Sahne die man zu warm geschlagen hat. Ich zittere am ganzen Körper, als ich bemerke, dass mir jemand die Hand auf den Arm legt und mich aus der Ecke zieht. Mit gesenktem Kopf stehe ich vor ihm und warte auf Worte. Worte, die mir aufzeigen, dass es mit der Daddykink-Sache hier und jetzt ein Ende hat, Worte die mir sagen, dass Izuku in Zukunft nichts mehr mit mir zu tun haben wird und Worte, die mir meine Zukunft aufzeigen – ohne den grünhaarigen Nerd und Kats. Doch stattdessen sagt er nur: „Sorry Daddy, aber das war nötig, um dich wieder zu erden. Komm mit, lass uns ins Wohnheim gehen. Du solltest dich waschen und etwas trinken. Ich begleite dich!" Ich sehe hoch in sein Gesicht und sehe den Handabdruck, der rot auf seiner Wange glüht. In seinen Augen steht Schmerz und Bedauern und Ärger, aber er sieht mich an und sagt dann: „Es tut mir Leid, Shoto. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Aber deine Schläge haben in mir diesen Reflex ausgelöst. Die waren nicht von schlechten Eltern und ich wollte es nur noch rasch beenden. Verzeih mir, bitte!"

Ich lasse mich langsam von ihm zum Wohnheim zurück begleiten, als mir der verfluchte Filmabend einfällt. Auch Kats bleibt kurz stehen und sieht mich etwas unsicher an. „Gibt es noch einen anderen Eingang?", fragt er leise. In meinem Kopf herrscht immer noch das Chaos und ich verstehe die Frage nicht. Ich zucke nur die Achseln und schlucke bemüht. Mir ist immer noch schlecht. Im Moment wünsche ich mir nur noch, mich irgendwo hinlegen zu können, damit der Schmerz nicht mehr so schlimm ist. Wieso zur Hölle tut das so verdammt weh? „Ich hab eine Idee", sagt Kats plötzlich und schleift mich mit ins Gebäude. Die Blicke der anderen liegen zunächst vereinzelt und schließlich komplett auf uns. „Was ist denn mit euch passiert?", fragt Kiri erschrocken und diesmal hält ihn niemand vom Fragen ab. „Wir haben unterwegs eine aus der 3. Klasse getroffen, die sich an unseren interessierten Blicken gestört hat. Ich hab noch nie 'ne Frau so schnell ausrasten sehen", gibt Kats zum Besten und die Gruppe beginnt umgehend zu diskutieren. Jetzt können wir an ihnen vorbei, ohne dass sich noch jemand kümmert. Genug Gesprächsstoff für die nächsten Tage. Auch wenn es eine glatte Lüge ist, so hat sie dennoch ihren Zweck erfüllt.

Irgendwann spüre ich nur noch, dass ich auf etwas Weichem sitze und mir jemand die Klamotten auszieht. Dann sieht er mich an und fragt sachte: „Ist dir noch schlecht? Brauchst du ... 'nen Eimer, oder so? Vielleicht 'ne Tablette?" Sein Tonfall ist von Sorge gezeichnet. Er reicht mir ein Papiertuch zum Mund abwischen und ich nehme es dankbar entgegen. Ich zucke erneut nur die Achseln und spüre, wie mein Blick verschwimmt. Kats hockt sich vor mich und wischt mir sanft die Tränen weg, die mir die Wangen runter rollen. Dann nimmt er mich in den Arm und hält mich einfach nur fest. WTF? Als er mich loslässt geht er ins Bad und füllt den Zahnputzbecher mit kaltem Wasser. Das tut gut. Ich trinke langsam, aus Angst, dass es wieder rauskommt und gebe den Becher zurück.

In dieser Nacht schlafe ich in Kats sanfter Umarmung ein, den Kopf zum Bettrand, wo der Mülleimer steht. Er liegt hinter mir und drückt mich sanft an sich. Geredet haben wir nicht mehr, aber ich spüre deutlich, dass sich an unserer „Beziehung" etwas geändert hat. Etwas, dass uns auch in Zukunft verbinden wird, egal, was noch auf uns und unsere Schule zukommt. Etwas, dass außerhalb der Liebe liegt, die wir beide für Izuku empfinden. Und doch frage ich mich: 'Ist Daddy hier und jetzt am Ende?'

Ich will doch nur spielenWhere stories live. Discover now