• 14 •

2.7K 207 19
                                    

• J A C K S O N •

Die Nacht auf Samstag habe ich keine einzige Sekunde geschlafen. Immer, wenn ich die Augen geschlossen habe, zogen unschöne Bilder aus meiner Vergangenheit an mir vorbei.

Die Vergangenheit, die ich am liebsten vergessen würde.

Um mich irgendwie von all dem abzulenken habe ich beschlossen, mich heute mit Miles und ein paar anderen zu treffen, um ihm die Mutprobe mitzuteilen. Ich bin mal gespannt ob er den Schwanz einzieht.
Wenn ja, hat er hier allerdings nicht länger etwas zu suchen. Jeder musste da durch und ich mache ganz bestimmt keine Ausnahme, nur weil Logan so gut mit ihm klar kommt und ihn wirklich zu mögen scheint.

Wie zu erwarten steht Logan um 12 Uhr vor meiner Tür und löchert mich bereits mit der Frage, was ich für Miles geplant habe. Tja, das bleibt allerdings noch mein Geheimnis.
Grinsend ignoriere ich seine Fragerei, bis auch er schließlich aufgibt und schmollend neben mir läuft.
"Wie lief eigentlich das Essen gestern?"
Stocksteif bleibe ich bei seiner Frage kurz stehen, bevor ich weiterlaufe. Das Grinsen ist aus meinem Gesicht verschwunden und auch Logan scheint nun zu merken, dass etwas nicht stimmt.
Er legt die Hände auf meine Schultern und dreht mich zu sich herum.
"Tut mir leid. Ich dachte nur sie würden sich vielleicht mal zusammenreißen, wenn jemand für sie fremdes dabei ist", traurig sieht er mich an.
Ich stoße einen verachtenden Laut aus. "Das ist denen doch egal. Sie sehen ihn ja eh nie wieder. Selbst wenn er etwas rum erzählen würde, würde ihm niemand glauben und außerdem ist die Stadt riesig", erwidere ich.
Er klopft mir kurz brüderlich auf die Schulter, bevor er mich wieder loslässt und wir weiterlaufen. Ich weiß aber, dass er mich definitiv nochmal darauf ansprechen wird.

Wir erreichen den Centralpark, wo an unserem Platz auch schon ein paar andere warten. Miles ist ebenfalls schon anwesend und begrüßt Logan und mich mit einem Handschlag.

Die Sonne scheint über unseren Köpfen und auf den wegen um uns herum befinden sich sehr viele Menschen. Touristen, sowie auch Leute, die hier leben. Von dem Lärm der Stadt bekommt man hier drin nichts mit. Es ist, als wäre man irgendwo in der Pampa am anderen Ende der Welt. Lediglich die Hochhäuser, die man von hier sieht, erinnern einen daran, wo man sich wirklich befindet.

Wir setzen uns in einen Kreis und die Blicke der anderen landen gespannt auf mir.
"Miles, du weißt, was dich heute erwartet. Wenn du den Schwanz einziehst, brauchst du dich hier nicht mehr blicken zu lassen. Jeder musste da durch und ich werde für dich, nur weil du hier neu bist, ganz bestimmt keine Ausnahme machen", ernst schaue ich ihn an. Er erwidert meinen Blick, was mir den Anlass gibt, fortzufahren.

"Weißt du, meine Mum ist so ein Psychodoc und ich habe mir gedacht, ihre Praxis hat mal eine gratis Umgestaltung verdient. Was sagst du dazu?", beginne ich und da er nichts antwortet, rede ich schulterzuckend weiter.
"Ein bisschen Graffiti hier und da und du weißt schon, dir fällt bestimmt noch etwas ein", ich kann förmlich beobachten, wie ihm seine Gesichtszüge immer mehr entgleisen, jedoch habe ich nicht erwartet, dass diese nur entweichen, um großer Wut und Fassungslosigkeit Platz zu machen.
Die Gruppe schaut ihn abwartend und teilweise grinsend an. Alle gespannt auf seine Reaktion. Lediglich Logan sieht mich mit einem Fassungslosen Blick an?
Was ist denn los?
Es dauert gefühlte 5 Minuten, bis Miles endlich antwortet.

"Ich glaube dir hat jemand ins Hirn geschissen, wenn du überhaupt eins besitzt, was ich stark bezweifle."
Hier und da hört man einen überraschten, oder geschockten Laut und auch ich bin sprachlos.
"Oh, ich glaube er zieht den Schwanz ein", Caleb lacht und ein paar andere schließen sich ihm an, während Miles und ich uns ein Blickduell liefern, was niemand von uns verlieren will. Noch niemand hat es jemals gewagt, sich so die Chance auf einen Platz bei uns zu verhauen.
"Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens einen, den ich einziehen kann", Miles wirft Caleb einen kurzen abwertenden Blick zu, bevor er sich wieder mir zuwendet.
Er kommt ein paar Schritte auf mich zu und bleibt dicht vor mir stehen.

"Ich dachte echt, du bist doch irgendwie anders. Aber du bist genau so wie dein Vater. Du solltest lernen, Leute so zu nehmen, wie sie sind, ohne dass sie sich dir beweisen müssen", er flüstert die Worte in mein Ohr, doch mit einem wütenden und vielleicht auch enttäuschten Unterton.

Er tritt zurück und dreht sich meinen Leuten zu, die gespannt auf eine Reaktion von mir warten, die allerdings nicht kommt. Miles Worte wiederholen sich in Dauerschleife in meinem Kopf.
Du bist genau so wie dein Vater.
Nur am Rande bekomme ich mit, wie er ihnen den Mittelfinger entgegenstreckt, auf dem Absatz kehrt macht und verschwindet.

Erst Logan holt mich aus meiner Gedankenwelt zurück. Er steht vor mir und sieht mich sauer, aber auch besorgt an. Die anderen trauen sich nicht in unsere Richtung zu blicken und beschäftigen sich mit ihren Handys, oder unterhalten sich.
"Jacks, ist alles okay?", fragt Logan und zieht mich etwas von den anderen weg.
Es dauert etwas länger, bis mir die Frage über die Lippen kommt, die mir jetzt schon die ganze Zeit auf der Zunge liegt.

"Bin ich wirklich so wie er?"

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now