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• M I L E S •

Jacksons Verhalten ist so lächerlich.
Erst lässt er sich von Jordan in der Umkleide rammeln, dann macht er einen auf großen Babo und schließlich beginnt er zu betteln und versucht es mit einem netten Lächeln. Der Typ sollte dringend mal mit seiner Mutter sprechen und das innerhals der Praxis...

Ich kann es selbst nach mehr als 24 Stunden Zeit, um die gesehenen Bilder zu verdauen nach wie vor nicht richtig glauben. Jackson hatte Sex mit einem Typen. Und dabei hat er nicht wirklich so gewirkt als wollte er das nicht oder als sei er sehr unerfahren.
Also entweder ist er ein hetero Typ mit sehr seltsamen Vorlieben oder er muss zumindest bi sein. Beides leitet mich aber zu der Frage, wie er es aufgrund dieser Tatsachen wagen kann, jemanden – in dem Falle mich- als dreckige Schwuchtel zu bezeichnen und das, obwohl ich nun echt nichts für dieses Missgeschick konnte.
Er hat ja sogar mal Jordan krankenhausreif geprügelt, nur weil dieser ihm auf den Arsch geklatscht hat. Wahrscheinlich ist er einfach nur schockiert davon Gewesen, wie sehr ihm das gefallen hat und deshalb hat er so reagiert.
Wenigstens löst die Gewissheit, dass Jackson auf Männer steht, viele meiner Fragen auf.
Ein Junge wie er, der auch noch zuhause Probleme hat, seine Sexualität verleugnet und jedem etwas vorspielt... klar ist bei dem was in der Birne kaputt.

Eigentlich sollte ich Mitleid mit ihm haben, weil ich ja weiß, wie schwer es ist, sowas mit sich rumschleppen zu müssen. Aber im Gegensatz zu ihm hatte ich wenigstens schon den Mut, mich zu outen und habe deshalb einiges durchgemacht.
Klar, jetzt verberge ich auch noch so einiges, aber das liegt ja nur daran, wie die andern damals auf mein Outing reagiert haben. Jackson hat kein Recht mich mit meiner Vergangenheit zu erpressen, wenn er in der Gegenwart ein Feigling ist, der nicht mal zu sich selbst stehen kann ohne berechtigten Grund.
Ich meine, er hat so viel Respekt, wie mal nur haben kann und er hat den besten Freund, den man sich vorstellen kann, anscheinend auch einen Liebhaber und seine Mutter ist, was das Thema angeht auch sehr verständnisvoll, wie ich ja weiß, also hat er doch alles, was er zu einem Outing braucht.
Andererseits ist das auch nicht meine Entscheidung und es geht mich nichts an.
Ich bin halt bloß der Depp, der mit dem Bild in seinem Kopf klarkommen muss, wie Jackson vergnügt auf Jordan herumhüpft.
Ich bin davon überzeugt, würde ich die beiden nicht kennen, hätte mich das wahnsinnig angemacht, aber so ist das einfach ein no go.
Ich will nur noch aufhören, daran zu denken. Daher bin ich einfach nur froh, als sich Logan auf mein Bett wirft und mich somit fast unter sich begräbt.

„Du fettes Ding!", beschwere ich mich. „wie bist du hier reingekommen?"
Er lacht leicht und macht es sich auf mir gemütlich. „Deine liebreizende Mami hat mich reingelassen und sogar noch gefragt, ob wir genügend Verhütungsmittel haben" Er kichert. „Ich hab ihr gesagt, dass wir bestimmte Wochentage haben, an denen wir es nur Oral machen und dann war sie zufrieden."
Angewidert ziehe ich die Augenbrauen zusammen.
Versteht mich nicht falsch, ich finde Oralsex großartig, aber nicht als Gesprächsthema mit meiner Mutter.
Wieso muss sie mich nur immer so blamieren?
„Wenn du erwartest, dass ich dir jetzt einen blase, dann wirst du wohl ziemlich enttäuscht sein, wenn ich jetzt sage, du hast sie nicht mehr alle", meine ich zu Logan und klapse ihm auf den Hinterkopf.
Leicht lachend rückt er von mir ab, weil er mich langsam aber sicher plattdrückt und grinst mich dann dämlich an.
„Was so gut gelaunt? Ist ja ekelhaft." Ich verziehe das Gesicht, aber innerlich freue ich mich, dass es Logan besser zu gehen scheint.
Er hat es verdient. Und er kann ja nichts dafür, dass meine Gedanken mich schon wieder foltern.
„Eigentlich weiß ich, ich sollte es keinem erzählen, aber ich muss einfach" Logan setzt sich in den Schneidersitz auf mein Bett und hüpft in der Position leicht auf und ab, während er mich hochzieht, damit auch ich sitze.
So viel Sport heute, muss das sein?
„Worum geht's?", hake ich unmotiviert nach und fahre mir einmal durch meine ungemachten Haare.

Schon lustig, vor ein paar Wochen habe ich mich noch rausgeputzt und mein Zimmer und Haus sauber gehalten, wenn er gekommen ist und jetzt gammele ich hier im Schlafanzug vor ihm herum.
„Liebe!", schreit Logan und breitet die Arme aus. „Scheiße, Miles, ich bin so verknallt, ich frage mich ernsthaft, wie mein verdammtes Herz das mitmacht. Und am Samstag haben wir über alles geredet und irgendwie hat sie mich überzeugt und jetzt sind wir halt zusammen und oh mein Gott ich muss atmen." Er schnappt nach Luft und wedelt sich übertrieben welche zu, während er pumpt wie ein Maikäfer und sogar leicht rot anläuft.
„Ein Mädchen also", stelle ich kirchlich fest. Mein Beschützerinstinkt zuckt auf. „Wer ist es?"
Er lächelt, denkt wohl an sie, aber er wirkt auch etwas betrübt. „Du hast versprochen, mich niemals zu hassen, vergiss das bitte nicht. Du musst immer hinter mir stehen, okay?"
Ich seufzte, setze mich ihm im Schneidersitz gegenüber und packe seine Knie. „Ja, Logan, ich werde immer hinter dir stehen. Und jetzt erzähl!"
Sein Lächeln wird breiter, als er ihren Namen ausspricht: „Emma"
Das Gespräch, das ich belauscht habe, schießt mir in den Kopf. Ich komme mir plötzlich so unfassbar dumm vor, weil ich das noch nicht vorher begriffen habe.
„Du und Emma?"
Er nickt eifrig.
„Jacksons Schwester Emma?"
Er nickt wieder, diesmal weniger begeistert.
Betrübt schaut er auf meine Hände, die auf seinen Knien liegen und beginnt an meinen Fingern herum zu spielen.
„Ich weiß ja, wie krank das rüberkommen muss. Ich meine, ich kenne sie von klein auf und sollte eigentlich mehr wie ein großer Bruder für sie sein, aber... Irgendwie hats bei uns halt gefunkt und ich hab mich jetzt lange genug dagegen gewehrt und uns beide leiden lassen, nur weil ich dachte, Jackson wird mich umbringen. Aber Emma meinte, sie hat mit ihm darüber geredet und er meinte, das Alter sei nicht so wichtig... und er mag mich ja, sonst wäre ich nicht sein bester Freund... Also... Naja, jedenfalls hab ich deshalb beschlossen, dass Em und ich es versuchen sollten. Erstmal noch geheim, weil ich finde, wir sollten keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen, wenn es am Ende nicht funktioniert. Und wenn wir uns beide ganz sicher sind, dann sagen wir es Jacks. Und dann darf ich sie meinen Eltern vorstellen. Und dann meinen Freunden. Und dann der ganzen Welt." Gegen Ende strahlt er wieder auch schaut mich erwartungsvoll an.
Für einen Moment schaffe ich es nicht, eine Regung hervorzubringen, dann zucken meine Mundwinkel nach oben und ich falle ihm um den Hals, sodass wir beide vom Bett runterfallen und uns über den Boden rollen.

Als er begreift, dass das bedeutet, dass ich ihn voll und ganz unterstütze, beginnt er zu lachen und hält mich fest. „Oh Miles, du hat keine Ahnung, wie froh ich bin, dich zu haben", gibt er dabei zu.
Grinsend sehe ich ihn an. „Pass auf, dass deine Emma das nicht hört."
Er grinst ebenfalls breit und wiederholt „Meine Emma."
Kurz danach lachen wir beide los, lösen uns voneinander und setzen uns wieder aufs Bett. „Schon krass, jetzt wirkt es so, als sei ich total der pädophile, aber, wenn ich jetzt 26 wäre und sie 24, wäre es für keinen schlimm..."
„Du wirst doch bald 18 oder?"
Er nickt. „Aber trotzdem... du weißt, was ich meine."
Ich nicke. „Ja klar. Ich find das auch komisch, allgemein, dass die außenstehenden immer so viel Wert auf alles Mögliche legen. Alter, Hautfarbe, Religion, Geschlecht... wieso können die es nicht einfach als das hinnehmen, was es ist, solange es keinem schadet? Liebe."
Logan schaut mich gerührt an. „Du hast Erfahrung damit, mh?", hakt er wissend nach.
Seufzend lasse ich mich in meinem Bett zurücksinken.
Logan legt sich neben mich und zusammen schauen wir an meine Zimmerdecke, von wo aus uns eine große Schneeflocke entgegenblickt, die mein Dad damals beim Einzug dort angebracht hat, damit ich das Eis nicht allzu sehr vermissen muss.
„Sein Name ist Nick..."

©Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now