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• M I L E S •

„Gib einfach auf, du hast keine Chance!"
„Von wegen! Du bist kurz davor zu heulen!"
Nick und ich toben auf meinem Bett, verprügeln uns mit Kissen, Decken, Kuscheltieren, allem Weichen, was uns irgendwie zwischen die Finger kommt und gackern dabei wie ein paar verrückte Hühner. Es kann sein, dass wir eventuell gerade einen durchgezogen haben und jetzt ein bisschen high sind... Nein, eigentlich kann es nicht sein, denn es ist genau so passiert.

Nick hat eine Reihe Prüfungen hinter sich und wollte seinen Entspannungsjoint mit mir teilen, weil er weiß, dass ich es auch mal wieder brauchen kann, einfach abzuschalten.
Mein Gespräch mit Jack ist zwei Tage her. Seitdem hat sich nicht viel geändert und das lässt meine Hoffnung auf Versöhnung immer weiter schwinden. Zwei Tage sind zwar nichts im Gegensatz zu der Zeit, die ich ihm versprochen habe, aber trotzdem brauche ich einfach etwas, das es mir leichter macht zu warten.

Meine Mum ist mit Kiffen auch ziemlich okay, solange man es nicht übertreibt. Dad darf es halt nicht erfahren, aber der arbeitet ja eh bis abends und so lange hält die Wirkung nicht an, dafür war das Gras nicht stark genug.
Nachdem wir all unsere Waffen auf dem Boden haben fallen lassen, rangeln Nick und ich mit den Händen. Ich bin ziemlich gut dabei, das überrascht ihn sehr, aber trotzdem weiß ich, dass er absichtlich aufgibt, um mir nicht wehzutun, sodass er schließlich unter mir, fixiert in meinem Bett daliegt und mich bewundernd ansieht.
„Du bist echt stark geworden"
„Tja, Muskeln eines echten Mannes!", behaupte ich, was uns beide zum Lachen bringt.
Bekifft sind all diese Themen irgendwie weniger ernst. Weniger schmerzhaft.

Ich merke gar nicht wie in unseren Albereien und seinen Versuchen, mich durch Kitzeln loszuwerden, die Tür geöffnet wird, bis meine Mum sich übertrieben räuspert. „Miles, du hast Besuch... und bitte mach das Fenster auf, bevor der Rauch auf den Flur zieht."
„Ja Mummy!" Ich löse mich von Nick, springe aus dem Bett, stolpere über die Kissen und krieche dann zum Balkonfenster, um es zu öffnen. An der Türklinke ziehe ich mich hoch, vertatsche dabei meine Scheibe und sehe dann zu meiner Mum.
Sie steht in meinem Türrahmen und schüttelt missbilligend mit dem Kopf. „Kein Gras mehr für dich!", bestimmt sie.

Eigentlich würde ich jetzt anfangen zu betteln, aber zu sehr werde ich durch den Schock abgelenkt, Jack hinter ihr zu sehen. Oder bilde ich mir das nur ein? Ist es ein Traum? Bin ich jetzt komplett irre?
„Ich glaube, ich sollte gehen", nuschelt Nick, als er meinen Blick bemerkt, der auf Jack festklebt. Er rollt sich umständlich aus dem Bett, winkt mir zu und quetscht sich dann an Jack und Mum vorbei.
Jack rammt ihm dabei absichtlich die Schulter gegen den Arm, sodass Nick beinahe umfällt, weil er gerade nicht sehr standfest ist.
Mit einem letzten bösen Blick geht Nick.
Mum schaut sich indes missbilligend in meinem Zimmer um, schüttelt den Kopf und schaut dann zu mir. „Das räumst du alles auf, mein Freund."
Ich bringe ein undeutliches Nicken zustande, ehe Mum auch Jack nochmal streng ansieht und dann aus dem Raum geht.

Jack kommt rein, er schließt die Tür hinter sich und lehnt sich dann von innen dagegen. Er mustert das Bett, dann das Chaos in meinem Zimmer und schließlich mich.
„Wieso versuchst du überhaupt, mich zurückzubekommen, wenn du offensichtlich noch was mit Nick hast?"
Meine Augen öffnen sich weit, ich spüre quasi, wie meine Kinnlade an den Boden fällt.
Jack aber lässt mir keine Zeit, mich zu rechtfertigen, er redet einfach weiter. „Du bestehst immer darauf, so ehrlich und treu zu sein und was machst du? Fickst mit deinem Ex, während du behauptest, mich zu lieben. Wie kannst du mir eigentlich noch in die Augen sehen, mh? Wie kannst du dabei so unschuldig aussehen?"
Er schüttelt fassungslos den Kopf, presst dabei die Lippen zusammen.
„Jacks, ich..."
„Nein!", unterbricht er mich laut. „Ich habe genug von deinen Lügen! Ich bin hierhergekommen, damit wir uns weiter aussprechen können! Weil ich dir eine zweite Chance geben wollte! Weil ich dich verdammt nochmal liebe! Und was machst du? Du hintergehst mich! Schon wieder!"
„Es ist doch gar nicht so!", brülle ich plötzlich nun ebenso wie er und laufe auf ihn zu. „Ja, Nick und ich waren zwischenzeitlich wieder kurz zusammen, aber nur, weil ich so sehr gehofft habe, er könnte mich irgendwie über dich hinwegtrösten. Aber das kann er nicht, weil ich nichts mehr für ihn empfinde! Ich liebe dich, Jackson. Nur dich! Selbst, wenn du mich hasst oder nichts mehr mit mir zu tun haben willst, wird es immer nur dich für mich geben. Ich werde immer nur dich wollen. Du bist der einzige für mich. Bitte glaub mir." Flehend sehe ich ihn an, stehe knapp vor ihm, aber so sehr ich es auch will, ich traue mich einfach nicht, ihn zu berühren.

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now