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• J A C K S O N •

Heute werde ich es tun. Ich werde es tun.
Ich werde mit meinen Eltern reden und ihnen die Wahrheit sagen.
Ich kann diese Last nicht mehr tragen. Auch wenn sie mich danach noch mehr hassen werden, sind sie immer noch meine Eltern, oder?

Den ganzen Schultag über bin ich super nervös, sodass Logan sich sogar bei Miles schon über mich beschwert hat, da ich gefühlt keine Sekunde mal stillsitzen kann.
Jordan hat mir noch mehrmals angeboten mitzukommen, aber ich glaube, das wäre wirklich nicht gut.
Ich versuche sie in einem ruhigen Moment abzupassen und hoffe, dass Emma heute noch irgendwie Training, oder so hat und erst später nach Hause kommt.

"Kannst du mich bei meinen Eltern absetzen?", frage ich Logan, als wir nach Schulschluss in sein Auto steigen. Er hat mich heute morgen auch schon eingesammelt, da ich mich nicht getraut habe selbst zu fahren, da ich einfach zu nervös war und immer noch bin.
Er schaut mich kurz komisch an, sagt aber nichts weiter dazu und schlägt den Weg zu meinem Elternhaus ein.
Dort lässt er mich dann raus, schenkt mir erneut einen komischen Blick, als er meine angespannte Haltung sieht.
"Soll ich warten?", fragt er.
Ich schüttle den Kopf. "Nein, geht schon. Danke."
Ich steige aus, er nickt mir nochmal kurz zu und fährt dann davon.

Tief atme ich durch und laufe dann den Kiesweg zur Haustür los und drücke mit zitternden Fingern auf die Klingel. Ich glaube, ich war noch nie in meinem ganzen Leben so angespannt, wie in diesem Moment.
Die Tür öffnet sich und meine Mutter steht dort, wie fast immer mit ihrer Kochschürze, um Emma etwas zu kochen. Sie sieht mich komisch an, so wie eigentlich alle heute.
"Ich muss mit euch reden, bitte", fast schon flehend sehe ich sie an und sehe in ihrem Blick, dass sich etwas verändert. Er wird weicher.
"Komm rein. Ich hole deinen Vater gleich. Setz dich am besten schonmal hin. Willst du was trinken?", fragt sie und deutet auf die Flasche Wasser auf dem Sofatisch.
"Gerne", antworte ich ihr und versuche ein Lächeln aufzusetzen.
Sie geht kurz in die Küche und kommt mit einem Glas wieder, bevor sie erneut aus dem Raum verschwindet, um meinen Vater zu holen.

Mein Herz schlägt wie verrückt in meinen Ohren, als ich auf die beiden warte. Meine Hände sind kaltschweißig, obwohl mir total heiß ist und sie zittern, wie bei jemandem, der unter Entzugserscheinungen leidet.
Mehrmals atme ich tief durch und versuche mich zu beruhigen, ehe ich einen Schluck Wasser nehme und diesen nur mit Mühe runterbekomme, da mir zu allem übel jetzt auch noch schlecht ist vor Aufregung. Das Problem hatte ich schon früher.

Ein paar Augenblicke später stehen die beiden dann auch schon im Raum und setzen sich auf das Sofa gegenüber von mir. Sie halten sich angespannt an den Händen.
"Jetzt rede schon, oder verschwinde wieder", ich zucke leicht zusammen, als die harsche Stimme meines Vaters die Stille durchschneidet.
"Ich muss euch was sagen. Eigentlich, weiß ich es schon länger, aber ich hab mich nicht getraut es euch zu sagen. Aber ich halte die Last langsam nicht mehr aus und-", beginne ich, doch werde ich durch meinen Vater unterbrochen.
"Jetzt rede nicht um den heißen Brei herum, sondern sag einfach, was du sagen willst!"
Ich schlucke und bin kurz am Überlegen, ob ich einen Rückzieher machen soll, aber nein. Ich ziehe es durch.
Ok Paps, wie du willst.
"Ich bin schwul."

Stille.

Ich schaue meine Eltern an, sehe bei meinem Dad keinerlei Regung, während sich auf dem Gesicht mein Mum allerdings ein leichtes Lächeln ausbreitet, was kurz Hoffnung in mir aufflammen lässt, die aber sofort wieder erlischt, als ich plötzlich auf dem Boden liege.

"Du Mistgeburt! Ekelhaft!", ein Tritt folgt in meine Magengrube, während ich versuche mich wieder aufzurichten und der Situation zu entkommen.
"Weißt du, was du uns damit antust?! Du schickst uns ins Verderben!", brüllt er weiter.
Ja, ich würde weglaufen, aber wenn der eigene Vater plötzlich beginnt auf einen einzuschlagen, ist das berechtigt, oder?

Weit, komme ich allerdings nicht, da er erneut ausholt und meine immer noch anhaltende Benommenheit ausnutzt, dass ich mich nicht verteidigen kann.
Im Hintergrund höre ich meine Mutter schreien, während ich verzweifelt versuche, irgendetwas zu erkennen, aber mein Blick ist verschwommen und fühlt sich an, als würde alles was ich sehe, schon längst passiert sein.

Schließlich schaffe ich es, mich aufzurichten und an der Wand abzustützen, aber der nächste Schlag in mein Gesicht bringt mich wieder zu Fall.
"Hör auf", die Tränen brechen aus mir heraus, während ich an all die schrecklichen Momente meiner Kindheit erinnert werde und diese gerade im Moment hautnah erneut erlebe.
Er tritt noch einmal gegen meinen Kopf, bevor er mich mit Gewalt hoch zerrt und wortwörtlich vor die Tür schmeißt.
"Lass' dich hier nie wieder blicken! Du bist für mich endgültig gestorben! Du bist das schlimmste, was mir je passiert ist! Wenn mich jemand fragt, hatte ich nie einen Sohn!"
Er knallt die Tür zu und lässt mich hier liegen.

Schluchzend richte ich mich auf und bleibe kurz sitzen, bis mein Blick sich wieder etwas aufklart.
Mir ist schwindelig, ich habe Kopfschmerzen und nein, mir tut einfach alles weh. Die Tränen fließen nur so aus meinen Augen und vermischen sich mit dem Blut in meinem Gesicht. Ich habe ein furchtbar lautes Rauschen in den Ohren, während ich meine Hände betrachte, die voller Blut sind.
Auch mein T-Shirt sieht aus, als hätte ich jemanden ermordet.

Ich sollte nicht länger hier bleiben.

Mit meiner letzten verbliebenen Kraft stehe ich auf und mache mich schwankend auf den Weg zu der Person, die ich jetzt am meisten brauche.

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Kde žijí příběhy. Začni objevovat