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• M I L E S •

Party.
Laut Definition: Ein sozialer Event, auf dem sich Leute vergnügen, essen, trinken, tanzen und feiern.
Laut meiner Erfahrung: Ein Treffen von willigen Jugendlichen auf der Suche nach bedeutungslosem Sex.
Ich habe keine Ahnung, wann ich auf meiner letzten Party war und ob man diese überhaupt als solche bezeichnen kann.
Nick, ich und unsere Gruppe haben immer diese „Partys" in der Scheune veranstaltet, aber mehr als die Jugendlichen aus unserem Dorf sind dort nie hingekommen und die, die im passenden Alter dazu waren, haben sich auf eine Anzahl von etwa 150 Leuten beschränkt.
Bei uns ging es auch mehr ums Tanzen, Kiffen, Saufen und Spaß haben an sich.
Trotzdem war der Sex mit Nick nach einer solchen Party göttlich. Naja, eigentlich war er das immer.
Jedenfalls kann ich mir aber vorstellen, dass diese Party nichts im Vergleich zu einer ist, die in fucking New York City stattfindet.
Party on Ice. Eine verdammte Eisparty!
Ja, okay vielleicht bin ich etwas aufgeregt, aber es ist nun mal Tatsache, dass ich schon seit Monaten nicht mehr auf dem Eis war und es ziemlich vermisse.
Als ich vorhin meine Schlittschuhe anprobiert und nicht mehr reingepasst habe, habe ich fast einen Nervenzusammenbruch erlitten, aber mein großer Bruder hat mir dann seine angeboten und diese haben glücklicherweise gepasst und sehen auch noch echt cool aus.
Meine Eltern freuen sich sogar total, dass ich auf diese Party gehe. Ob das daran liegt, weil ich so unter Leute komme und neue Kontakte knüpfe oder weil sie denken, dass Logan und ich dort als Paar aufkreuzen, obwohl er ihnen jedes Mal, wenn er hier ist, klarmacht, dass er hetero ist, weiß ich nicht. Vielleicht beides.

Pünktlich um neun steht Logan bei mir vor der Tür.
Er unterhält sich mit Mum, während ich die Treppen runterkomme.
Logan grinst zu mir hoch.
"Hei, siehst schick aus." Er zwinkert mir zu.
Dieser Idiot.
Ich habe ihn schon oft genug gebeten, vor meiner Mum nicht immer solche Anspielungen zu machen, aber er kann es einfach nicht lassen.
Sie kreischt entzückt auf, umarmt mich, küsst meine Wange und fummelt in meiner Hosentasche herum. Dass sie mir gerade heimlich ein Kondom zuschieben wollte ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche.
Kurz danach drückt sie mir meine Jacke in die Hand und schiebt mich aus dem Haus, als wolle sie mich nicht mehr haben.
Amüsiert schüttele ich den Kopf und schlendere mit Logan los. „Wie weit ist die Eishalle eigentlich weg? Wir könnten mit meinem Auto fahren, ich hab eh nicht vor, viel zu trinken."
„Ne kein Ding", meint Logan und nickt zu einem schwarzen Audi, der für mich ein bisschen zu protzig aussieht.
„Wenn du mir jetzt sagst, das ist deiner, beende ich unsere Freundschaft" Ernst sehe ich zu ihm hoch.
Er lacht. „Nein, das ist Jacksons." Kurz drauf wird er wieder unsicherer und schaut mich fast schon bittend an, so als wolle er mir klarmachen, das ihm das echt wichtig ist. „Wir haben gestern geredet und... uns wieder etwas vertragen... Ich weiß, dass er eifersüchtig ist, weil wir uns so gut verstehen und deshalb habe ich ihm dann angeboten, dass wir einfach zu dritt gehen könnten. Dass er ja gesagt hat, zeigt doch, dass er einen guten Willen hat oder?"
Ich versuche mein Gesicht zu beherrschen, damit es nicht so angewidert aussieht, wie ich mich gerade fühle. Klappt wohl nicht so.
Logan schaut verletzt auf den Boden. „Er ist mein bester Freund, Miles. Ich will ihn nicht verlieren..."
Diesen Satz höre ich erstaunlich oft aus seinem Mund. Daher seufze ich und stimmte mit einem nicken zu. „Meinetwegen, ich strenge mich an, friedlich zu sein. Aber wenn er mich wieder Schwuchtel nennt..."
„Wird er nicht. Und wenn doch, dann kläre ich das."
Logan strahlt über das ganze Gesicht drückt mich an sich, ehe er die Autotür öffnet und mir mit einem Blick deutet, dass ich mich auf den Beifahrersitz setzen soll.
Ich verdeutliche ihm, dass ich nicht will, was Jackson ein genervtes Schnauben entlockt. „Setz dich, Miles, oder lauf."
Ich knurre Logan frustriert an, der mir dafür nur durch die Haare wuschelt.
Das verschlimmert alles nur. Weiß er eigentlich wie lange ich für diese Frisur gebraucht habe?!
„Ab jetzt sind wir offiziell Feinde", verkünde ich Logan und setze mich auf den Beifahrersitz.
Lachend wirft Logan die Tür zu und setzt sich dann hinter Jacks und mir in die Mitte. „Ich freue mich echt auf heute. Ich hab ein richtiges Gefühl für die Party."
„Vielleicht weil du schon vorgeglüht hast", vermutet Jackson nicht sehr erfreut, während er noch einen letzten Zug von seiner Zigarette nimmt, sie außen am Auto ausdrückt und dann losfährt.

Währenddessen klappe ich den Sichtschutz des Autos runter, in dem sich wie bei so gut wie jedem Modell ein Spiegel befindet, damit ich meine Frisur richten kann.
Logan lacht deshalb. „Da wird er zu Diva."
„Ich geb dir gleich Diva in den Arsch!", drohe ich.
Logan lacht bloß.
Was mich verwundert, ist, dass sogar Jackson schmunzelt.
„Also...", versuche ich etwas gegen die entstehende Stille zu tun. „Was ist das für ein Auto?"
„Audi A1 GB", antwortet Jackson knapp.
Ich nicke verstehend. „Lass mich raten: Ein Geschenk von Mami und Papi?"
Er presst die Lippen aufeinander, sagt nichts. Also hab ich wohl ins Schwarze getroffen.
„Also ich mag das Auto. Und das Auto mag mich", meint Logan, ignoriert die Spannungen zwischen Jackson und mir und plappert darüber, was er schon alles mit diesem Auto erlebt hat.
Mit der Zeit entspannt Jackson sich etwas und beginnt beim Lauschen seines besten Freundes zu schmunzeln.
„Ein Wunder, dass wir überhaupt vom Fleck kommen mit so einem Fettsack wie dir an Bord."
Jacks gibt Logan, als wir an einer Ampel halten müssen, einen kleinen Klapser.
Dieser reibt sich dann schmollend den Kopf und brummt: „Fiesling"
Jacks grinst nur.

Wir kommen etwa um dreiviertel zehn an der Eishalle an. Man sieht schon die Lichter durch die Fernster flackern, die verschiedenen Farben und man hört auch etwas von der Musik. Die ist sogar ganz gut. An irgendetwas erinnert mich dieser Beat. Ich weiß nur nicht mehr was.
„Voll cool, nh?", meint Logan, als wir im Eingangsbereich ankommen.
Schon hier bemerke ich, dass es hier ziemlich warm ist, bin froh, meine Jacke im Auto gelassen zu haben.
Wir ziehen unsere Schuhe aus und müssen sie in einen Spind schließen, für den wir ganze 3 Dollar bezahlen dürfen. Der Eintritt in die Eishalle an sich kostet nochmal 5.
„Ich dachte, das sei eine Party für Schüler, was zocken die uns so ab?", beschwere ich mich.
Jacks schnaubt belustigt. „Das waren 8 Dollar, jetzt scheiß dir mal nicht ins Hemd."
Ich verdrehe die die Augen. Klar einer wie er hat keine Ahnung davon wie es ist, jeden Dollar zusammenkratzen zu müssen.
Die Eishalle ist eigentlich aufgebaut wie jede andere auch. In der Mitte eine ovale Eisschicht, außen rum die stadionförmige Halle mit den Tribünen. Dort auf den Tribünen wie auch auf dem Eis tummeln sich die Leute.
Die Haupttanzfläche und der Ort, wo das Licht am meisten Aktion fordert ist eindeutig das Eis.
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen in dem Moment, als ich meinen Fuß in meinem Schlittschuh verpackt auf das Eis setze. Das fühlt sich irgendwie nach Heimat an.
„Jetzt hauts ihn gleich hin", höre ich Jackson hinter mir erfreut zu Logan flüstern.
Das veranlasst mich dazu, noch breiter zu lächeln. Ich stelle auch den zweiten Fuß auf das Eis und tue so, absichtlich total unsicher dabei. „Alter, wie funktioniert denn dieser Scheiß?", beschwere ich mich.
Auch Jackson kommt aufs Eis. Er ist erstaunlich sicher, es sieht sogar ziemlich anmutig aus, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass er bei weitem nicht Nicks Fertigkeiten besitzt, was das Skaten angeht.
Nachdem Jacks sich vor Lachen fast nicht mehr einbekommen kann, stelle ich mich aufrecht hin und umrunde ihn ein paar mal tanzend.
Das fühlt sich nach dem Himmel an.
Jacksons Lachen geht zurück. „Ey, Moment mal!" Er checkt, dass ich ihn verarscht habe und schaut mich ganz empört an.
Lachend schüttele ich den Kopf und laufe ein wenig auf und ab, aber am Eingang entlang, da ich noch auf Logan warten will.
Dieser ist nämlich echt unsicher unterwegs. „Okay, also bei mir ist das keine Verarsche. Ich glaube, ich geh wieder raus. Mit dem Pegel wird das nix..."
Er versucht zurückzurudern, aber ich lasse ich nicht zu.
Ich schnappe mir seine Hände und ziehe ihn ruckartig an mich heran, sodass er sich an mich klammern muss, um nicht zu fallen.
„Nichts da", hauche ich ihm zu.
Er schaut mich aus großen Augen an.
Einen Moment bleibe ich eng umschlungen mit ihm stehen, aber dann löse ich mich von ihm und nehme beide seiner Hände.
Ich will ihm gerade erklären, wie er zu laufen hat, da höre ich auf schon die Affen. „Ach schau mal einer an. Unser Schwanzlutscher ist auf Beutejagt!"
Caleb legt Jackson brüderlich einen Arm um die Schultern, als er das zu mir sagt.
Ich presse die Zähne zusammen. Es wundert mich, dass auch Jackson nicht sehr erfreut aussieht. Vielleicht bemerkt er endlich, wie hohl seine Freunde sind...

Ich sehe Logan in die Augen und verfestige den Griff um seine Hände. „Du darfst dich nicht nach vorne beugen. Wenn du dein Gleichgewicht nicht auf deiner Körpermitte hältst, liegst du schneller da als du begriffen hast, was du falsch machst. Du darfst es nicht machen wie beim Laufen, dass du dich nach hinten abstößt, sondern leicht seitlich und immer das Gewicht mitverlagern. Probiers mal. Ich halte dich fest und fange dich auf, wenns nicht klappt, okay?" Logan nickt ein bisschen unsicher, aber wild entschlossen, es zu versuchen. Jackson und seine Gruppe verschwinden in der Menge der anderen, als die bemerken, dass ihre Kommentare nicht zu Logan und mir durchdringen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch keine Ahnung, wie interessant diese Party werden wird.

©Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now