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• M I L E S •

Bei uns auf dem Dorf war es Gewohnheit, jeden Sonntag zur Kirche zu gehen und sich danach mit den anderen Familien im Gemeindehaus zum Mittagessen zu treffen.
Obwohl wir dort nicht mehr wohnen, besteht meine Mum nach wie vor darauf, dass der Sonntag ausschließlich der Familie gehört. Daher darf keiner von uns Kindern das Haus verlassen außer zu einem gemeinsamen Familienausflug. Da wir aber ziemlich faule Leute sind, bleiben wir zuhause und machen uns einen Spielenachmittag.
Meine Eltern merken immer wieder an, wie seltsam ich mich doch verhalte, aber ich gehe gar nicht mehr darauf ein.
Was soll ich denn auch sagen? Dass ich als drecks Schwuchtel bezeichnet wurde, weil eine Gruppe Badboys mich auf dem Kicker hat, weil ich ihre Mutprobe nicht erfüllen wollte, weil ich somit die Praxis meiner Psychologin hätte zerstören sollen, die gleichzeitig die Mutter des Oberaffens ist, der mir schon vom ersten Tag an wegen seiner Gerstörtheit nicht mehr aus dem Kopf geht?
Eignet sich das wirklich für ein Gespräch an einem friedlichen Familien Nachmittag? Nein, ich denke nicht.
Ich muss mich aber noch dafür rechtfertigen, wo ich gestern hinverschwunden und warum ich erst so spät nachhause gekommen bin. Daher erzähle ich ihnen von einem Treffen mit einer Freundin.
Meine Eltern sind ganz verblüfft, weil ich den Kontakt zu Mädchen bisher nie so wirklich gesucht habe und jetzt mit einem aus war, aber sie lassen das Thema dann glücklicherweise auf sich beruhen.

Am späten Nachmittag klingelt es dann an der Tür und wir diskutieren erstmal darum, wer aufmachen gehen darf.
Schließlich muss Benny ran, weil er beim Schnick-Schnack-Schnuck immer verliert. Kein Wunder, er nimmt immer Blatt und wir nehmen immer Schere...
Wie unnötig das war, stellt sich aber heraus, als Ben nach mir ruft. „Miles, dein seltsamer Freund schon wieder!"
Etwas verblüfft stehe ich auf, ignoriere die Blicke meiner Eltern und gehe zur Tür.
Logan steht davor. Wie die letzten Tage auch schon hat er ein Lächeln auf den Lippen, das im starken Kontrast zu der Traurigkeit in seinen Augen steht.
„Komm rein" Ich schiebe Ben zur Seite, öffne die Tür weiter, damit Logan reinkommen kann.
Sofort umarmt er mich. „Ich weiß, du hast heute Familientag, aber ich..."
„Schon gut" Beruhigend streiche ich über seinen Rücken. „Wie war dein Treffen mit Jacks?"
Er schnaubt leicht, als er sich wieder aufrichtet und mich enttäuscht anschaut. „Er ist so ein blinder Idiot geworden..." Leicht schüttelt er den Kopf. „...Jordan ist ein scheiß Umgang für ihn..."
Ich werde hellhörig. „Was genau hat er eigentlich mit Jordan zu tun? Ich hab die letztens zusammen im Park gesehen..."
Logan sieht zu Boden, sagt nichts. Eine Weile bleibt das auch so, ehe Mum sich plötzlich zwischen Logan und mich schiebt und ihn umarmt. „Oh mein Schätzchen, was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus, als hättest du sieben Tage Regenwetter zu verantworten"
Logan beginnt sofort ehrlich zu lächeln, als meine Mum sich so um ihn kümmert. Er scheint das nicht zu kennen von zuhause.
„Tut mir leid, dass ich ihren Familientag störe", entschuldigt er sich wirklich reumütig.
Mum lässt ihn wieder los und tätschelt seine Wangen. „Ach das macht doch nicht. Komm rein, wir spielen gerade Monopoly. Du kannst bestimmt mit Miles ein Team machen oder wir fangen neu an, wie findest du das?" Mum plappert ihn voll, während sie ihn mit ins Wohnzimmer zieht.
Er wirft mir einen leicht überforderten Blick zu, aber man sieht ihm an, wie sehr er diese Aufmerksamkeit genießt.
Ich sollte wirklich mal mit ihm reden. Über alles. Seine Familienumstände, seine Freundschaft zu Jacks und dessen Verhältnis zu Jordan.

©Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now