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• M I L E S •

Logan ist wirklich ein guter Freund. Seit er mir versichert hat, dass ihm mein biologisches Geschlecht und meine Genitalien egal sind, liegt er mit mir in meinem Bett und hält mich fest, sodass ich einfach loslassen und mich ausheulen kann. Niemand ist zuhause, nur er und ich.
Sobald ich es schaffe, mich wenigstens etwas zu beruhigen, schlafe ich auch schon ein.

Ich werde auf einer muskulösen Brust wach, spüre starke Arme um mich und rieche einen vertrauten Geruch.
Unterbewusst drücke ich mich enger an ihn, bis mir einfällt, dass ich in den Armen eines anderen eingeschlafen bin und verwirrt meine verklebten Augen öffne.
„Logan?", murmele ich verschlafen und mit kratziger Stimme, erkenne aber einen anderen.
„Neeet Error. Noch zwei Versuche."
Nick grinst mich an, streicht mir die Haare aus dem Gesicht und macht sie ein bisschen zurecht.
„Was passiert nach zwei Versuchen?", frage ich ihn verblödet.
„Dann knutsche ich dich solange ab, bis du dich wieder an mich erinnerst."
Seine Worte verleiten mich zum Schmunzeln, ich lasse meinen Kopf erschöpft zurück auf seine Brust sinken und lausche seinem starken Herzschlag.

Eine Weile liegen wir einfach so da, bis meine Zimmertür aufgeht und Logan reinkommt. „Ist er wach?", flüstert er, bis er erkennt, dass meine Augen offen sind und eilig zu mir kommt.
Vor dem Bett lässt er sich auf den Boden sinken und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich hatte Angst, dass ich es nicht alleine hinbekomme, dich zu trösten... Deshalb habe ich ihn angerufen... War doch ok oder?"
Unsicher schaut er mich an. Erst da kommt mir in den Sinn, was Nick eigentlich hier tut. Er will mich trösten. Er weiß, dass alle anderen es wissen. Und er ist hier, um für mich da zu sein.
Ich nicke nur, genieße seine große Hand über meinen Rücken streichen.
„Gut." Logan nickt überzeugt. „Brauchst du noch irgendwas? Geht es einigermaßen? Ich muss nämlich noch nach Jackson suchen. Er hat... seine Sachen mitgenommen, zumindest alles, das davon in seine Sporttasche gepasst hat... Und der letzte, der ihn gesehen hat, war Sam im Park und seitdem ist er weg und ich habe echt Angst, dass er was Dummes anstellt. Ich weiß, seine Reaktion war nicht ok, aber ich..."
Er verstummt, als ich meine Hand auf seine lege. „Ist okay. Wenn du ihn siehst... Sag ihm, dass es mir leidtut, okay?"
Logan seufzt, nickt, streicht mir nochmal durch die zerzausten Haare und geht dann.
Vielleicht hat er Nick auch deshalb angerufen, dass ich nicht alleine bin und nichts anstelle, wenn er weg ist. Wer weiß das schon.

„Logan ist echt ein guter Freund", stellt Nick nach einer Weile fest.
„Der beste", murmele ich.
Nick seufzt, atmet dabei etwas tiefer durch. „Möchtest du mir erzählen, was passiert ist? Logan hat es schon grob angeschnitten, aber ich glaube, das muss ich mir eh nochmal 100-mal anhören, um glauben zu können, wie ein Mensch sowas tun kann..."
Ich bleibe still.
Weiß Nick, was zwischen Jack und mir ist oder war? Wieso liegt er dann hier?
„Weißt du...", nuschele ich. „Jackson und ich... wir... sind... oder waren... mehr als Freunde..."
„Ich weiß. Das weiß ich schon, seit Logans Geburtstag. Eigentlich weiß ich das schon, seit ich dich zum ersten Mal auf der Eisparty gesehen habe. Wie er dich mit seinen Blicken verfolgt hat, als du herumgetanzt bist. Er hat dich genauso bewundernd angesehen wie ich..."
Ich seufze, kralle mich leicht in sein Shirt, damit er nicht geht. „Es tut mir leid, Nicki. Ich wollte echt nochmal über sie Sache zwischen uns nachdenken... Aber jetzt mag ich Jackson wirklich gern..."
„Ist okay, Sternchen", murmelt er und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. „Bestimmt ist er gar kein so Arsch wie ich es erwarte... Für mich war alles schon ein Schock damals, aber wie das für ihn ist, kann ich mir grade nicht mal vorstellen. Du siehst vielleicht nur die Tatsache, dass er dich verstoßen hat, aber es ist so viel mehr... Er liebt dich, aber fühlt sich von dir verraten. Er hat gerade so viele negativen Gefühle für dich und deshalb wird es ihm sehr schlecht gehen, weil diese Liebe, die man trotz allem empfindet, einen quält. Er wird sich wie ein Arschloch benehmen und sich einreden, dich zu hassen. Sowie ich damals."

Nein. Ich kann das nicht nochmal durchmachen. Nicht bei Jack.
„Außerdem... Er steht auf Jungs, oder? Und ich stehe auf Mädchen. Also hast du mit ihm wieder dasselbe Problem wie mit mir. Er wird aufhören, dich als Junge zu sehen, sowie ich mich geweigert habe, aufzuhören, dich als Mädchen zu sehen, sich darüber Gedanken machen, was die Leute von ihm halten und bezweifeln, dass du wirklich bist wer du bist, weil er nicht nachvollziehen kann, wie es sich anfühlt, sich nicht mit seinem Körper zu identifizieren können. Weißt du noch, was ich damals zu dir gesagt habe?"

Nick hebt meinen Kopf, damit er mich ansehen an.
Ich nicke zögerlich. „Einmal hast du gelacht und mich gefragt, ob ich jetzt einen Schwanz will und deiner mir nicht ausreicht... und einmal hast du gesagt, dass du keine Schwuchtel bist und ich mit den Spinnereien aufhören soll... Dass du es nicht einsiehst eine Tunte zu Daten. Oder dass deine Freunde Witze über uns machen..."
Es war noch so viel mehr, auch viel schlimmere Dinge, aber er unterbricht mich, bevor ich noch viel dazu sagen kann.
„Genau. Wenn er aufhört, nur noch deinen Körper zu sehen und sich darauf konzentriert, dass du so viel mehr bist als das und es darum geht, wer du hier bist."
Er tippt auf meine Brust, dort, wo sich mein Herz befinden muss. „Dann wird er sowie ich begreifen, dass du es trotz allem noch wert bist, geliebt zu werden. Aber wenn er Pech hat, ist es dann zu spät. Sowie bei mir."

Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now