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• M I L E S •

Montags in der Schule hat man immer viel zu erzählen von dem, was am Wochenende so passiert ist.
Man merkt das alleine, wenn man über den Pausenhof läuft. Da gibt es die, die ganz euphorisch von ihren Erlebnissen erzählen, die, die zu ausgelaugt sind, um die Augen offen zu halten und dann gibt es noch Jacks und mich, die leicht grinsend nebeneinander her laufen.

Als ich auf die letzten Tage zurückblicke, grinse ich noch breiter. Seit meinem Gespräch mit Jacks am Samstag Abend, ist es irgendwie anders zwischen uns. Besser. Wir waren auch vorher schon vertraut, aber durch diesen Kuss und das darauffolgende Rumknutschen, haben wir deutlich gemacht, dass wir etwas füreinander empfinden, das weit über Freundschaft oder eine einfache Schwärmerei hinausgeht.

Ich spüre die wohlige Wärme von Jacksons Blick auf mir, sehe fragend zu ihm hoch. Er schaut fast schon panisch weg und wird etwas rot.

Wie kann man eigentlich so süß sein?

"Hei", ich remple ihn leicht an, weshalb er fragend wieder zu mir sieht. "Wenn du dich weiter so benimmst, denkt noch einer, du stehst auf mich."
Auf mein Grinsen verdreht er die Augen. "Ha-Ha, lustig. Und selbst wenn, was juckt es mich? Dank Jordan wissen doch alle, dass ich mit Kerlen ficke. Von allen männlichen Wesen auf dieser Schule bist du da das geringste Übel."

Gespielt gerührt streiche ich mir eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. "Sowas Romantisches hat noch nie jemand zu mir gesagt."
Jacksons Oberaffenhirn braucht einen Moment, um zu begreifen, dass das Ironie war, bis er wieder die Augen verdreht aber dabei amüsiert aussieht. Er wuschelt mir einmal durch die Haare, wofür er einen Schlag auf den Arm erntet und einen bitterbösen Blick.
Ich finde es schade, dass wir dann leider bei seiner Gruppe ankommen.

Sie gehen ganz normal mit Jack um, sowie zuvor eben auch, doch mir fällt auf, dass einige der Leute fehlen. Sie haben sich am anderen Ende des Feldes versammelt und sehen missgünstig zu uns, aber keiner von ihnen tut oder sagt etwas.
Ich fühle mich trotz allem nicht sonderlich wohl hier, auch weil Logan noch fehlt. Und obwohl Jack und Sam ja da sind, will ich lieber gehen.
Weit komme ich aber nicht, weil Jack sein Gespräch einfach unterbricht, zu mir springt und mich mit seinen Armen um meine Hüfte herum festhält. "Na na na, wohin denn des Weges?"

Klar weiß er, dass ich der Gesellschaft seiner Freunde so ziemlich alles vorziehen würde, daher lächelt er mich auch so charmant an wie noch nie.
"Du bleibst schön bei mir", bestimmt er, doch es klingt mehr nach einer Bitte.
Unsicher sehe ich über seine Schulter hinweg zu den anderen. Ein paar von ihnen schauen musternd zu Jack und mir, andere interessiert es gar nicht aber niemand scheint so, als wolle er mich loswerden. Etwas ganz neues.

"Na gut.", seufze ich und lasse mich wieder mit ziehen. Jack stellt sich an seinen vorherigen Platz, stützt sich mit einem Arm auf der Tribüne und legt den anderen um mich, sodass mir keine andere Wahl bleibt als dicht an ihm zu stehen und meinen Arm um seine Hüften zu legen.

Wir stehen eine Weile so da, bis Logan dazukommt. Er bedankt sich bei uns allen für die Party und bei Jack und mir nochmal für das Geschenk, ehe etwas von ihm kommt, das ja irgendwann kommen musste.
"Sag mal, Miles, hast du Jack jetzt schon geschwängert oder muss ich mit dem Onkel werden noch warten?"
Was mich zum Lachen bringt, empört Jack regelrecht, sodass er sich zu beschweren beginnt.

Die meisten aus der Gruppe bekommen es gar nicht mit und die anderen lachen über Jacksons Argumentation, warum er nicht schwanger werden kann.
Mir fällt dabei auf, wie ruhig Sam bei alledem ist und ziehe ihn an seiner Jacke zu mir, weil Jack nicht bereit ist, mich loszulassen.

"Alles klar?", Hake ich nach.
Er zuckt mit den Schultern. "Caleb halt."
Leidend seufze ich. "Was hat er gemacht? Bei der Party war doch noch alles gut?"
Sam nickt leicht, sieht zu Boden. "Das war es auch. Wir hatten echt Spaß, aber je betrunkener er wurde, desto anhänglicher auch... er hat gegen Ende versucht, mich zu küssen, aber ich hab ihn weggeschoben, weil ich nicht wollte, dass er mir dann vorhält, seinen Zustand ausgenutzt zu haben, aber er ist trotzdem sauer auf mich..."

Ich öffne gerade den Mund, um Sam darauf hinzuweisen, dass Caleb vielleicht enttäuscht ist, weil der Kuss ausgeblieben ist aber er unterbricht mich. "Sag bitte nichts dazu, ich will nicht weiter drüber reden. Aber danke fürs Zuhören."
Wieder setze ich an, etwas zu sagen, aber diesmal werde ich von der Schulglocke unterbrochen und Jacks, der mich mit ins Haus zieht.
Ich entschließe, mein Gespräch mit Sam zurückzuschieben und mich etwas auf den Unterricht zu konzentrieren.

Der Schultag ist eigentlich wie sonst auch, nur, dass Jack mich jedes mal abholt, wenn ich einen Kurs ohne ihn hatte und jedes mal hinbringt. Er ist echt süß und bemerkt das gar nicht.

Nach der Schule laufen wir zusammen zu meinem Auto, in dem wir gemeinsam zur Schule gekommen sind.
"Was machen wir nachher?"
Hakt Jack nach.
Er will das wohl wissen, weil wir heute beide frei haben, aber leider muss ich ihn enttäuschen.
"Ich fahre dich nach hause und gehe dann zur Therapie."
Obwohl er weiß, dass ich professionelle Hilfe in Anspruch nehme und ich ihm vertraue, dass er nicht über mich lacht, ist mir das Thema etwas unangenehm. Nicht wegen der Therapie an sich, sondern weil seine Mutter meine Psychologin ist und er solche Probleme mit seinen Eltern hat. Ich will nicht irgendwann zwischen den Stühlen sitzen.

"Achso okay."
Jack reagiert überraschend gelassen, er nickt einfach nur verstehend.
Ich stehe noch immer auf dem Parkplatz, atme tief durch und frage dann: "Ich will nicht, dass du deshalb sauer wirst..."
Jacksons Blick schießt zu mir, er zieht die Augenbrauen leicht zusammen, so als verstehe er nicht, was ich hier rede.
"Miles" er unterbricht mich, indem er meinen Namen schneidend ausspricht und legt dann die Hand auf meinen Oberschenkel.
"Wenn es dir hilft, mit meiner Mum zu reden, dann bin ich vollkommen okay damit. Ich weiß, dass sie in ihrem Job gut ist, auch wenn sie als Mutter versagt. Nur weil ich meine Probleme mit ihr habe, muss dich das nicht betreffen. Das wichtigste ist, dass es dir gut geht."

Es überrascht mich immer noch, dass er so einfühlsam sein kann, aber trotzdem macht es mich sehr glücklich, als ich die Hand auf seine lege und leicht drücke. "Danke."
Es geht dabei nicht nur um diese Angelegenheit, sondern auch die Tatsache, dass ich mich, seit ich ihn habe, einfach weniger ängstlich, mehr akzeptiert und gewollt fühle. Er gibt mir das Gefühl, so viel wert zu sein, perfekt zu sein, obwohl er beinahe alle meiner Fehler kennt.

Ist das nicht der wichtigste Teil von Liebe?

So gerne würde ich ihm alles sagen, aber er bedeutet mir mittlerweile so viel, dass mich alleine der Gedanke daran, ihn zu verlieren, beinahe umbringt.
Ich sollte das dringend mit Alice besprechen, aber heute wird das wohl nichts, denn Jack beschließt spontan, mich zur Therapie zu begleiten und wenn er schon mal da ist, sollte er auch mit seiner Mum reden.

Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now