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• M I L E S •

Leute definieren Liebe unterschiedlich. Als starke Zuneigung und Wertschätzung. Als Abhängigkeit. Als Schwäche...

Ich glaube, Liebe ist ein Paradoxon. Jeder versucht es zu definieren, dabei wissen alle, die wirklich wahre Liebe empfinden, dass man dieses Gefühl nicht beschreiben kann, um nichts in der Welt.
Ich glaube, dass es nicht nur um Gefühle geht. Auch um Zeit. Die Vergangenheit, die man zusammen erlebt hat, wie man in der Gegenwart miteinander umgeht und, was man für eine gemeinsame Zukunft möchte. 

Was Jack und mich angeht... wir haben viel durch. Hass, Freundschaft, Enttäuschung, Sex... Aber wir sind durch alles, was sich uns in den Weg gestellt hat, nur noch enger zusammengewachsen. Wir haben festgestellt, wie sehr wir den anderen vermissen, wenn er nicht da ist. Wie sehr wir uns brauchen. Wir funktionieren zwar auch als Individuen, aber zusammen fühlt es sich einfach besser an.
Wir helfen einander ohne es wirklich zu beabsichtigen. Wir sind glücklich zusammen.
Es war so schön, heute Morgen neben ihm aufzuwachen. Ihm als erste Tat am Morgen ins Gesicht zu sehen. Ja, selbst von ihm angeschnarcht zu werden.
Was dann eher weniger schön war, waren die ganzen Anrufe von Mum.

Gestern bin ein einfach eingeschlafen. Aber ganz ehrlich, wer kann es mir verübeln? Ich habe keine Ahnung, wie oft wir es getan haben, bis es biologisch gar nicht mehr möglich war und wir beide dann komplett erschöpft eingepennt sind. Er sogar auf mir. Einfach so. Zuerst fand ich das echt süß, aber dann habe ich ihn runtergeschoben, weil ich darauf verzichten konnte, zu ersticken. Das würde nicht wirklich mit meiner Zukunftsplanung sympathisieren.

Jedenfalls bemerke ich erst Frühs, dass ich vergessen habe, meinen Eltern Bescheid zu geben, dass ich über Nacht bei Jack bleibe und das, nachdem ich letzte Nacht auch schon unangemeldet nicht zuhause war. Ich kann nur darauf hoffen, dass Bryce genügend Hirn hatte, meinen Eltern zu sagen, wo ich bin. Aber darauf würde ich jetzt mal nicht bauen.
Ich schreibe meiner Mum also, dass es mir gut geht, ich bei Jacks bin und es ihnen erkläre, sobald ich zuhause bin. Keine dreißig Sekunden später vibriert mein Handy von ihrem Anruf.
Wenn ich jetzt auflege, bin ich so gut wie tot, daher nehme ich an und flüstere: „Hallo, Mum, lass..."
Und da schreit sie auch schon los, was mir kleinem Bastard einfällt, mich nach zwei Tagen, in denen ich verschollen war, nur so eine unverschämte Nachricht zu schreiben. „Ich dachte, du bist tot und liegst in irgendeinem Graben!", schluchzt sie.
Überanstrengt reibe ich mir über die Stirn und seufze. „Hat dir Bryce denn nicht gesagt, wo ich bin?"
„Doch schon, aber diesem Bengel kann man doch nichts glauben."
Das bringt mich leicht zum Schmunzeln, da diese Aussage beweist, dass ich ihr Lieblingskind bin. Benny zählt erst als Konkurrenz, wenn er noch mehr Achselhaare hat.

„Dann glaub mir, wenn ich dir sage, dass es mir gut geht."
„Aber wo warst du denn? Wieso..."
„Mum, ich kann jetzt nicht so viel reden. Jack schläft noch und ich bin zu nackt, um zum Telefonieren auf den Flur zu schleichen..."
Für einen kurzen Moment ist es komplett still am anderen Ende der Leitung, ehe Mum zu schreien beginnt. Das einzige, was ich verstehe ist, dass ich zum Mittagessen zuhause sein und Jack mitbringen soll, dann legt sie auf.

Überanstrengt lege ich mein Handy zurück aufs Nachtkästchen und krame nach dem Ladekabel, das gerade ein Tablet lädt, um mein Handy anzustecken, da es schon fast keinen Saft mehr hat. Als ich mich gerade wieder hinlegen will, spüre ich einen Körper nahe hinter mir und Jack schlingt seine Arme um mich.
„Weckst du mich in Zukunft bitte immer so?", nuschelt er an meine Schulter und küsst sie ein paar mal.
„Durch einen Anruf meiner hysterischen Mutter?", frage ich zweifelnd.
„Nein, mit deinem nackten Arsch als Anblick."
Er gibt mir einen Klapser, weshalb ich mich schnell herumdrehe und verrenke, um es ihm gleichzutun.
Er lacht bloß und nimmt dann meine Hand in seine, um sich daran zu kuscheln, als er sich wieder hinlegt.
„Du kannst jetzt nicht wieder einschlafen. Wir müssen zu meiner Familie zum Mittagessen und davor müssen wir duschen und vielleicht noch ein bisschen mit deiner Familie plaudern..."
„Plaudern ist nichts, das man in meiner Familie macht", nuschelt er an meiner Hand.
Ich weiß darauf nichts zu erwidern, daher lasse ich es so im Raum stehen und rutsche näher zu ihm heran, um noch ein bisschen mit ihm zu kuscheln.

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now