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• J A C K S O N •

Wut ist eine sehr heftige Emotion und häufig eine impulsive und aggressive Reaktion, die durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, ausgelöst worden ist.
Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn.

Wie konnte er mir das antun? Oder doch sie? Ich hab keine Ahnung.
Miles hat mich getäuscht, uns alle.
Hätte er es uns jemals gesagt?
Warum hat er uns nicht vertraut?
Jetzt ergibt seine Ablehnung gegenüber dem Ausziehen auch endlich Sinn. Im Nachhinein ergibt alles einen Sinn.
Er hat sich nie mit uns in der Umkleide umgezogen. Entweder war er das schon, oder er kam später.

Alle Leute, die mir entgegen kommen gehen mir freiwillig aus dem Weg. Es ist zu Fuß zwar ein ganz schönes Stück nach Hause, aber ich werde das schon überleben.
Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf gleich explodiert. Zu viele Gedanken schwirren durch ihn und begleiten mich den ganzen Weg nach Hause. Doch es wird nicht mehr länger mein zu Hause sein.

Direkt nachdem ich die Haustür aufschließe und feststelle, dass ich alleine bin, lege ich meinen Haustürschlüssel auf der Kommode im Flur ab und gehe dann in Miles Zimmer, um das nötigste meiner Sachen in meine Sporttasche zu packen. Ich verbringe keine Sekunde länger bei der Person, die mich so sehr hintergangen hat. Ich dachte wirklich, ich könnte ihm vertrauen und das zwischen uns wird etwas Ernstes. Jetzt finde ich es gut, dass es das nicht geworden ist.

Vor Wut und auch Enttäuschung suchen sich Tränen den Weg nach draußen und wütend wische ich sie weg. Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick durch das Zimmer wandern und bleibe bei dem Bild hängen, welches auf seinem Nachttisch steht. Es zeigt uns zusammen grinsend mit Logan auf dem Footballfeld. Es entstand einmal nach dem Training.
Nun reiße ich meinen Blick los und verlasse das Haus, was ich noch vor Kurzem mein zu Hause nennen konnte. Die Einzigen, die mir dabei leidtun sind seine Eltern, auch wenn sie es mir ebenfalls verschwiegen haben, obwohl ich dort wohnte. Aber es war Miles Aufgabe es mir zu sagen. Wie lange hätte er es noch vor mir verbergen wollen?

Ich weiß nicht wohin ich gehe. Ich hänge nur meinen Gedanken nach und schlendere durch die Straßen, bis ich in meinem lieblings Park lande und mich dort auf eine Bank setze. Früher habe ich mich öfters hierher zurückgezogen, wenn ich mal Ruhe brauchte. Die Vögel zwitschern um mich herum und die Menschen gehen alle ihre eigenen Wege.

Plötzlich spüre ich eine Anwesenheit neben mir, es ist Sam.
''Ich dachte mir, dass du hier bist. Unterricht findet heute nicht wirklich statt. Die Lehrer versuchen irgendwie noch etwas zu retten'', meint er nur ruhig und legt einen Arm um meine Schulter.
''Ich kann einfach nicht glauben, was passiert ist. Ich wünschte, dass wäre ein Albtraum, dann würde ich morgen mit Miles im Arm aufwachen und alles wäre gut'', flüstere ich und schmiege mich leicht an ihn. Ich brauche im Moment einfach einen Freund und das ist Sam definitiv für mich geworden.
Meine Wut macht nun großer Traurigkeit Platz, die mich umhüllt wie ein dicker Mantel. ''Du solltest mit ihm reden. Er hatte bestimmt einen Grund dazu. Ich wette, er wollte es dir sagen, aber hat keine passende Gelegenheit gefunden, wenn es die bei diesem Thema überhaupt gibt. Er meint es bestimmt nicht böse'', versucht Sam mich irgendwie zu beruhigen, oder was auch immer. Es erreicht mich nicht wirklich.
''Ich will ihn in nächster Zeit nicht sehen, glaub ich. Ich kann ihm nicht in die Augen schauen und so tun, als wäre alles wie vorher'', erkläre ich ihm.
''Was soll eigentlich die Tasche? Die sieht aus, als würde sie gleich platzen'', wechselt Sam dann das Thema. ''Ich geh die nächste Zeit zu nem alten Freund'', antworte ich ihm und lüge ihn somit gleichzeitig an, doch er merkt es nicht. Ich habe keine Ahnung, wo ich heute Nacht schlafen werde.

Ich unterhalte mich noch etwas mit Sam, bis dieser irgendwann gehen muss. Und wer hätte es gedacht taucht Jordan im nächsten Moment auf und setzt sich neben mich. Was machen die denn jetzt alle hier? Ich wollte meine Ruhe.
''Hab mir gedacht, dass du hier bist. Seit wann rauchst du wieder?''
Erst, als er dies ausspricht, fällt mir auf, dass ich mir tatsächlich eine Zigarette angezündet habe und das ich seitdem Miles und ich uns so nahe stehen nicht mehr geraucht habe. Ich habe es noch nicht mal vermisst. Ich zucke nur mit den Schultern, schenke ihm keine weitere Beachtung, bis er schließlich mit dem Thema raushaut.

''Du hättest die Akte nicht so offen bei dir rumliegen lassen sollen. Warum hast du dich eigentlich geweigert sie zu lesen? Da stehen echt interessante Sachen drin.''
Die Zigarette fällt zu Boden, da ich sie unbemerkt losgelassen habe. Ich folge ihr mit meinem Blick, denke währenddessen über das Gesagte nach.
''Das hast du nicht getan'', ungläubig schaue ich in sein Gesicht, doch sehe dort nur ein fettes Grinsen. ''Ich hab ihn gewarnt. Er wollte nicht auf mich hören'', lacht er und will dann einen Arm um mich legen, aber ich schupse ihn zurück. ''Fass mich nicht an!'', rufe ich aus, weshalb sich ein paar Leute zu uns drehen.
Nun wieder von der Wut beherrscht stehe ich auf, was er mir gleichtut.
''Stell dir doch mal vor. Du fickst ne Pussy, aber hast nen Typ vor dir liegen. Die kleine Schlampe hat es nicht anders verdient'', lacht er lauthals, verzieht dabei aber vor Ekel sein Gesicht.
''Nenn ihn nicht so. Die einzige Schlampe hier bist du'', zische ich zurück und würde ihn am liebsten auf der Stelle erwürgen. ''Bitte was?'', nun leicht geschockt schaut er mich an.
''Denkst du etwa, ich bin so dumm und weiß nicht, dass du dich durch halb New York vögelst und dir die Gefühle der Anderen dabei egal sind? Und dich dachte ich mal geliebt zu haben.''

Danach folgt erstmal Stille, bis auch sein Blick nun auf meine Sporttasche fällt. Missbilligend schüttelt er den Kopf. ''Du bist so armselig geworden, Jacks. Dich würde eh niemand mehr ranlassen, außer vielleicht deine eigene Schwester'', meint er und will dann gehen, allerdings halte ich ihn davon ab, indem ich mich auf ihn stürze und meine Faust in seinem Gesicht landet. Wie kann er es wagen, so über Emma zu reden?! Er allerdings lässt sich das nicht gefallen, sodass wir uns immer gegenseitig eine verpassen, bis er schließlich auf mir sitzt und meine Arme über meinem Kopf fixiert. Niemand ist mehr weit und breit zu sehen.
''Ist schon geil, wenn du so wehrlos unter mir liegst'', haucht er mir ins Ohr und benutzt dann eine Hand, um meine Hose zu öffnen. Sofort durchflutet Panik meinen Körper. ''Hör auf!'', brülle ich, versuche mich von ihm zu lösen, aber irgendwie ist er viel stärker. Er ergötzt sich grinsend an meiner Panik, die er durch sein Tun absichtlich auslöst. Auch, wenn er im Moment bis auf Lachen gar nichts macht, zittere ich trotzdem wie Espenlaub. Irgendwann wird es ihm dann wohl zu langweilig, denn er steht auf, wischt sich das Blut vom Kinn und geht davon. Er lässt mich einfach liegen und verschwindet um die nächste Ecke.

Ich krümme mich zusammen, lasse meinen Tränen freien Lauf. Ich bin wirklich eine richtige Memme geworden. Ich habe das Gefühl, das Leben hasst mich. Erst durfte ich Emma nicht mehr sehen, dann wurde ich zu Hause rausgeschmissen, Jordan hat mich vergewaltigt, Miles hat mich verarscht und jetzt sitze ich wahrscheinlich wirklich auf der Straße.

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt