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• J A C K S O N •

Ein paar Tage später stehe ich mit Jordan bei den Tribünen auf dem Sportplatz und schaue ihm beim Rauchen zu. Ich lehne ab, als er mir seine Zigarette hinhält. Ein einfaches genervtes Augenverdrehen ist seine Antwort, bevor er sich weiter mit Jonah unterhält. Caleb sitzt etwas abseits auf einer Bank und scheint sehr nachdenklich zu sein.

Miles war die letzten Tage nicht in der Schule, da ich ihn wohl angesteckt habe, nun scheint es ihm aber schon besser zu gehen. Leider hatte es ihn um Welten schlimmer erwischt als mich. Mir ging es eigentlich ungewöhnlich schnell wieder besser, aber ihn hat es wirklich richtig umgehauen.
Ich habe nur in dieser Nacht keinen einzigen Gedanken an die Erkältung verschwendet. Meine Gedanken waren nur bei ihm.

Das Gespräch mit meiner Mutter hat mir sehr gut getan. Ich konnte alles loswerden und ich muss sagen, dass es mir in meinem von früher gewohnten Umfeld viel besser geht. Heute nach der Schule werde ich noch ein paar Sachen bei Lexi abholen.
Mein Dad und ich ignorieren uns gekonnt und Emma macht einen wirklich glücklichen Eindruck. Bis jetzt habe ich sie noch nicht auf Logan angesprochen. Sie macht so einen abweisenden Eindruck auf mich, tut meistens auch so, als wäre ich nicht da. Dabei haben wir uns doch so gut verstanden.

"Denkst du schon wieder über die Kleine nach?", fragt Jordan. Mittlerweile ist jedem bekannt, dass er so über Miles spricht.
Und jedes Mal beginnt meine Hand dann zu kribbeln, weil ich ihm am liebsten eine geben würde, wie damals, wo ich ihn kurzzeitig ins Krankenhaus verfrachtet habe.
Es ist echt krass, was aus mir geworden ist.
"Über meine Schwester", antworte ich, senke dann wieder den Kopf.

Jordans Hand findet meine, weshalb ich wieder aufblicke.
"Hey, das wird schon wieder", meint er und drückt mir dann einen kurzen Kuss auf, bevor er mich an sich drückt und wieder mit Jonah über ein ps4 Spiel diskutiert.

Meine Mutter hat mir öfters gesagt, dass ich die einzige Person bin, die daran etwas ändern kann. Doch bin ich dem Thema Jordan immer so schnell ausgewichen, wie es geht.
In meinem Inneren weiß ich, dass sie recht hat. Ich müsste dazu aber diese Angst besiegen und das schaffe ich nicht.

"Hey Derek."
Ich drehe mich um, sehe Jonah und Derek, die sich einen Handschlag geben. Danach tut Jordan das Gleiche, hat mich dabei immer noch im Arm. Ich weiche etwas zurück, da mich Derek's dunkler Blick einfach einschüchtert.
"Warum denn so ängstlich?", grinst er und bewegt seine Hand auf mein Gesicht zu, doch wird diese davor weggeschlagen.
"Finger weg", zischt Jordan und schiebt mich dann etwas hinter sich.
"Mach dich nicht so rum. Bei Jayden war es dir doch auch egal", erwidert Derek und wirft mir dann wieder einen bedrohlichen Blick zu.
"Den Fehler mache ich nicht nochmal", antwortet Jordan leise und wendet sich dann ab, um mit mir ins Schulgebäude zu gehen.
Wer ist Jayden?
Ich werde wirklich wie ein Objekt behandelt. Ich muss bei Jordan abhängen, wenn er es will. Ich muss für seine Befriedigung sorgen, wenn er es will.
Wie es mir dabei geht, ist ihm völlig egal. Nur zu gerne würde ich den Mut aufbringen mich ihm in den Weg zu stellen.

Im Schulgebäude begegnen uns Miles, Logan und Sam, die mich jeweils alle kurz anlächeln. Bei Miles bleibt mein Blick etwas länger kleben, was Jordan zu bemerken scheint, weil er mir kurzerhand in die Seite kneift.
"Ich darf ja wohl noch angucken, wen ich will", zische ich und reiße mich dann von ihm los, doch alleine dieser drohende Blick von ihm, lässt mich schnell daran zweifeln.
Was tue ich mir da nur selbst an?

Das Bild, in welchem ich ihn ins Krankenhaus verfrachtet habe schießt mir wieder in den Kopf.
Ich müsste eigentlich stärker sein.
Aber die letzten Wochen haben mich verändert.
Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch eine Chance gegen ihn hätte.

Der Schultag zieht sich ins Unendliche. Die Pausen habe ich natürlich bei Jordan verbracht. Musste mit ihm knutschen, obwohl ich es nicht wollte.
Nachdem die letzte Stunde um ist gehen wir gemeinsam zu Lexi, da ich ja meine Sachen noch abholen will. Zu meinem Übel begleitet uns allerdings dieser Derek, der ja eigentlich gar nicht auf unserer Schule ist, aber sich dort heute den ganzen Tag wegen bestimmten Geschäften rumgetrieben hat.

Ich spüre seinen Blick förmlich auf meinem Hintern kleben, auch Jordan neben mir ist ziemlich angespannt.

Nach einer halben Stunde haben wir endlich Lexis Wohnung erreicht und sie öffnet uns die Tür, da sie erst heute Abend arbeiten muss. Es riecht lecker nach Essen und ein leichtes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.
Während Jordan noch Lexi etwas hilft, setze ich mich schon mal auf das Sofa und Derek lässt sich neben mich fallen. Gegenüber von uns sitzt wieder sein komischer Freund, oder wie auch immer die beiden zueinander stehen und sieht schweigend zu uns. Ich habe ihn noch nie reden hören.
Aber hübsch ist er, das muss man ihm lassen.

"Da hat Jordan dich aber ordentlich erwischt", sagt Derek zu mir und hebt mein Kinn etwas an, um den blauen Fleck an meinem Kiefer zu begutachten. Eigentlich hatte ich ihn heute morgen mit dem Make up meiner Mutter etwas verdeckt, allerdings ist das offensichtlich über den Schultag hinweg verschwunden. Hoffentlich haben das die anderen nicht gesehen.
"Wie oft musst du dich von ihm ficken lassen? Wahrscheinlich täglich, oder?"
Er lacht und fährt dann mit seiner Hand über mein Bein. Immer näher zu meiner Körpermitte.
Ich schaue dem Typen gegenüber von mir in die Augen, sehe einen bestimmten Ausdruck darin, der mir aus welchen Gründen auch immer Hoffnung gibt.

"Fass mich nicht an!"
Die Wörter verlassen meinen Mund schneller, als ich denken kann und ich springe vom Sofa auf.
Derek's Blick wird härter, drohender und er erhebt sich ebenfalls.
"Was ist hier los?", fragt Jordan, der mit ein paar Gläsern in der Hand im Türrahmen steht.
"Der ist ja genau so zimperlich wie Jayden. Nicht war Jayden?", fragt Derek und geht dann zu dem stillen Typen auf dem anderen Sofa, der allerdings weiterhin emotionslos dasitzt. Doch ich meine nach wie vor etwas in seinen Augen lesen zu können, was die anderen nicht sehen.

"Ich hab dir gesagt, du sollst ihn nicht anfassen. Er gehört mir", erwidert Jordan gelassen und stellt dann die Gläser auf dem Sofatisch ab. Man hört den Radio aus der Küche, also bekommt Lexi wahrscheinlich nichts mit.
"Ich gehöre niemandem", zische ich und will den Raum verlassen. Nur schnell meine Sachen holen und dann von hier verschwinden.
"Du bleibst hier." Jordan packt meinen Arm fest und zieht mich vor sich.
"Ich kann ihn mir ja mal ausleihen, oder?", grinst Derek, kommt mir wieder näher, doch Jordan schiebt mich hinter sich.
Ich nutze die Gelegenheit und flüchte aus dem Raum, um schnell meine Sachen zu holen, die in meiner anderen Sporttasche in Lexis Zimmer sind.

Vom Wohnzimmer aus ertönten laute Stimmen, bis plötzlich Lexis Zimmertür aufgeht und Jordan dort steht. Sein Gesicht ist rot vor Wut und der stapft auf mich zu, um mir ruckartig die Tasche aus der Hand zu reißen.
"Du bleibst verdammt nochmal hier!", schreit er mich an.
"Ihr seid doch alle krank", murmle ich vor mir her, will wieder meine Tasche greifen, doch trifft mich im nächsten Moment ein Tritt in den Magen.
"Ich zeig dir gleich, wer hier krank ist Freundchen", zischt Jordan, packt mich an meinen Haaren und zieht meinen Kopf zu sich hoch.
"Du kannst mich mal!", schreie ich nun in schupse ihn zurück. Er taumelt kurz, kommt dann umso schneller wieder auf mich zu. Ich schaffe es an ihm vorbei zur Tür, doch knalle ich dort gehen Derek's Brust, der mich wieder ins Zimmer drückt und dann die Tür schließt, den Schlüssel einmal dreht und diesen dann vor meinen Augen grinsend in seiner Hosentasche verschwinden lässt.
"Schließ die Tür auf! Lexi!", rufe ich und hämmere dann gegen die Tür.
Ich bin mit zwei Psychopaten in einem Raum eingesperrt und mein Handy ist in meiner Schultasche, die unten steht. Andererseits könnte ich es wahrscheinlich eh nicht benutzen.

Aber genau diese beiden Psychopathen, kommen jetzt bedrohlich auf mich zu.

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now