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• M I L E S •

Seit Alice weg ist, halten Jacks und ich uns im Arm, während wir vor meinem Bett auf dem Boden sitzen.
Ich habe Jacks noch nie so verzweifelt erlebt, aber vor allem so zutraulich.
Das ist es, was mir beweist, dass er es ist. Er selbst.
Er hat gelernt, seine Masken bei mir abzulegen, hat gelernt, dass er sie bei mir nicht braucht. Er muss sich nicht schützen, solange er bei mir ist. Ich beschütze ihn. Das weiß er. Und trotz allem, was er hat durchmachen müssen, um diese Erkenntnis zu erreichen, bin ich nun irgendwie glücklich, dass wir an diesem Punkt sind.
Er vertraut mir. Und ich vertraue ihm.

Wenn das alles mal vorbei ist und es Jackson besser geht, werde ich ihm die Wahrheit sagen. Ich meine, so wie das jetzt aussieht, entwickelt sich unsere Beziehung steil in Richtung...Beziehung. Ich finde es wichtig, alles vorher mit ihm abzuklären, damit er weiß, mit wem er sich da ein Bett teilt. Ich will nicht so sein wie Jordan, indem ich Jackson etwas vormache und ihn ausnutze. Ich will Jacks das geben, was er verdient.
Ich weiß nicht, was genau das zwischen uns ist. Einfach eine sehr enge Freundschaft, eine Schwärmerei, wirkliches Verliebtsein... Wir hatten ja bisher nie die Möglichkeit das rauszufinden, aber ich wünsche mir, das ändern zu können.

Gerade weiß ich aber, dass kein Platz dafür ist. Im Moment ist es einfach wichtig, Jackson einen Ort anzubieten, an dem er sicher ist und eine Person, auf die er sich verlassen kann. Der Rest kann kommen, wenn es ihm wieder besser geht.
„Miles?", murmelt Jacks leise in meine Gedanken und hebt den Kopf von meiner Schulter.
Fragend sehe ich ihn an und streiche dabei die Haare aus seiner Stirn nach hinten.
Jackson ist mit so verdammt viel Schönheit gesegnet. Wäre er essbar, würde ich sicherlich nicht widerstehen können, einfach in ihn hineinzubeißen.
Sein Kopf legt sich leicht in meine Berührung und ich muss lächeln, als er kurz genießend die Augen schließt.
Meine Hand legt sich auf seine Wange, um darüber zu streichen.
Zwar finden sich dort keine Tränen mehr, aber er hat in der letzten Zeit meiner Meinung nach auch genug geweint. Ich will ihn nie wieder so traurig sehen. Ich werde dafür sorgen, dass er das nie mehr sein wird.
„Lass uns aufs Bett wechseln, mein Arsch tut hier langsam weh", schlage ich vor.
Das bringt Jackson dazu, die Augen zu öffnen und tatsächlich leicht zu lachen. „Ich liebe deine Ehrlichkeit."
„Ich liebe dein Lachen."
Kurz sehen wir uns einfach nur schmunzelnd und auch leicht geschockt in die Augen, ehe er räuspernd den Blick losreißt und sich aufrichtet.

Wir wechseln auf das Bett.
Mittlerweile sind wir sogar auf die Idee gekommen, es so hinzustellen, dass die lange Seite an der Wand ist, sodass die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass beide von uns runterplumpsen. Ich sollte darüber nachdenken, mir ein größeres Bett zuzulegen, wenn Jack länger bleibt...
Wir setzen uns also aufs Bett, ich im Schneidersitz und er mit leicht angezogenen Beinen und den Händen auf den Knien.
„Was wolltest du mich eben fragen?", hake ich nach, während ich durch mein Zimmer blicke, weil ich ihn nicht ansehen und dabei zu sabbern beginnen will.
„Nichts, das war dumm", murmelt er, reißt den Blick von mir los und schaut ebenso nach vorne.
„Frag einfach, ich halte dich eh schon für den dümmsten Oberaffen, den es gibt. Schlimmer kann es nicht mehr werden." Ich grinse ihn an und auf seinen empörten Blick hin, lege ich versöhnlich den Kopf auf seine Schulter.
„Du bist ein gemeiner Idiot", brummt er, nimmt aber meine Hand zu sich und beginnt an meinen Fingern herumzuspielen, wie er das so gerne macht.
Normalerweise kann ich sowas gar nicht leiden, aber bei ihm entspannt mich das irgendwie. Das ist besser als jede Massage.

„Jetzt frag schon oder muss ich es aus dir rausfoltern?" Ich pieke ihm in die Seite, sodass er kurz zusammenzuckt, weil er mindestens genauso kitzlig ist wie ich.
„Naja... ich wollte halt wissen wer der Typ da war... Von Samstagnacht..."
Jackson schluckt nervös und starrt auf meine Hand in seiner.
Ich seufze und reibe meine stopplige Wange leicht an seiner Schulter. An dieses Kissen könnte ich mich gewöhnen...
„Nick ist mein Exfreund. Ich hab ihn schon seit gut einem Jahr nicht mehr gesehen bis zur letzten Eisparty. Ich wusste gar nicht, dass er noch auflegt. Anscheinend studiert er aber jetzt Musik und wohnt sogar in New York... Naja, mehr zu dem, was er jetzt macht, kann ich dir nicht sagen, wir haben nicht so viel geredet..."
Klar weiß ich, wie das jetzt rüberkommt, aber es ist nun mal die Wahrheit, dass wir zu viel mit ficken beschäftigt waren, um uns wirklich auszutauschen.
Wie oft haben wir es eigentlich getan? 3 Mal? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass es eine verfickt geile Nacht war. Und, dass das nicht nochmal vorkommen wird. Nicht, wenn ich bei Jackson eine Chance auf mehr als Freundschaft habe.
„Erzählst du mir was von früher? Wie ihr euch kennenlernt habt, wieso ihr Schluss gemacht habt und so?"
Jackson wirkt unsicher dabei, aber auch so, als wolle er es unbedingt wissen.

Ich seufze wieder und schlüpfe unter seinem Arm hindurch, um an seiner Brust zu lehnen.
Ich spüre ihn leicht lachen, er nimmt einen Arm unter meine Beine und hebt mich hoch, während er uns dreht, sodass er mit dem Kopf im Kopfkissen liegt und ich an ihn geschmiegt.
„Also das war smooth."

Er lacht leicht, nimmt meine Hand und legt sie auf seine Brust, sodass er weiter daran herumspielen kann, während er mich so im Arm hält.
„Ich kann dir gar nicht so genau sagen, wann ich Nick kennengelernt habe. Wir kennen uns eigentlich von klein auf, wir waren immer sowas wie beste Freunde, wir sind mit 13 oder 14 zusammen gekommen. Aber wir haben uns halt beide verändert und irgendwann war ihm dann sein Ruf wichtiger als ich. Ich hab immer verstanden, dass es für ihn nicht einfach war, was ich durchgemacht habe, aber für mich war es das ja auch nicht und ich hätte ihn echt gebraucht. Ich versteh auch bis heute, dass eine Beziehung, egal wie stark sie ist, das manchmal einfach nicht aushalten kann, aber er hat Dinge zu mir gesagt und Dinge getan, die alles andere als nötig gewesen wären. Er wollte mir damit nur wehtun und das hat er geschafft. Ich weiß, dass er das jetzt hinterher bereut. Ich wusste schon, dass er das bereut hat, in dem Moment, als es passiert ist, aber das ändert nichts daran, dass es mich bis heute belastet. Einerseits macht es mich total glücklich, dass er mich nach all den Monaten immer noch so ansieht wie damals, als noch alles gut war zwischen uns und dass er mich vermisst hat und mich noch liebt und all das, aber ich... Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, verstehst du? Er hat mir bewiesen, dass ich mich nicht auf ihn verlassen kann und egal, ob er im letzten Jahr endlich erwachsen geworden ist oder nicht, ich denke nicht, dass wir jemals wieder eine Vertrauensbasis haben werden, auf der wir eine gemeinsame Zukunft aufbauen können."

Ich beginne während meiner Erzählung ebenfalls mit Jacksons Hand zu spielen, sodass nun eine Mischung aus einem Kampf und einem Zusammenspiel daraus geworden ist, als ich meine Erzählung beende. Ich würde ihm ja gerne die detaillierte Version geben, aber ich denke nicht, dass jetzt dafür der richtige Zeitpunkt ist.
„Ich mag wie du über all das denkst", meint Jack leise, während wir beide unseren spielenden Händen zusehen und er zusätzlich dazu meine Seite entlangstreicht.
„Über Freundschaft, Beziehung und Liebe und so. Du weißt genau, was du willst und kannst jede von deinen Ansichten genau Begründen. Ich wünschte, ich wäre mir in alle dem so sicher wie du. Ich hab keine Ahnung, wo ich grade stehe. Bei mir fällt alles auseinander und fliegt mir um die Ohren."

Leicht beginne ich zu lachen, lege die Hand flach auf seiner Brust ab, um mich abzustützen, da ich ihn dabei ansehen möchte.
„Vielleicht kommt es so rüber, als wüsste ich, was ich tue, Jackson, aber in Wahrheit und das verspreche ich dir, ist das Gegenteil der Fall. Meistens mache ich einfach, was mein Herz mir sagt ohne nachzudenken. Das bringt mich in große Schwierigkeiten."
„Wie deinen Streit mit Jordan zum Beispiel", meint Jack traurig.
Durch die Position, in der ich mich gerade befinde, kann er mich weiter zu sich ziehen, sodass sich noch mehr von unseren Körpern berührt und in mir das reinste Feuerwerk stattfindet, als er beide Arme um mich legt und wir uns näher sind als es normale Freunde jemals sein sollten.

„Es tut mir leid, dass ich dir nicht sofort geglaubt habe... Dass ich so lange gebraucht habe, um zu begreifen, was Jordan für ein Mensch ist..."
Beschämt sieht Jackson an mir vorbei.
Ich nehme sein Kinn zwischen meine Finger und drehe sein Gesicht so, dass er mich ansehen muss. „Das ist nicht deine Schuld. Jordan ist ein manipulativer Mistkerl. Nur versprich mir bitte, nie wieder alleine mit ihm zu reden oder dich auch nur mit ihm im selben Raum aufzuhalten, wenn kein anderer dabei ist. Ich glaube, Jordan hat ernsthafte Probleme, Jack. Er ist gefährlich. Alleine, was er mit mir gemacht hat, hätte schon gereicht, um das zu beweisen. Ich will ihm nicht die Möglichkeit geben, dir jemals wieder etwas anzutun, hörst du?"
Jackson nickt stumm, erwidert meinen intensiven Blick.
Kurz springen seine Augen runter und fixieren meinen Mund, dann sieht er mir wieder in die Augen und errötet leicht.
Wie kann man nur so ein Oberaffe und zugleich doch so süß sein?
Mit einem leichten Grinsen strecke ich mich etwas und drücke meine Lippen auf seine Wange, ehe ich mich wieder an ihn schmiege und dabei lächle wie ein liebeskranker Vollidiot.

Jackson gibt mir noch einen Kuss auf den Scheitel, ehe er die Arme fester um mich schließt und seinen Kopf an meinen lehnt.
Mit ihm zu schweigen und dabei in seinen Armen zu liegen, ist ungelogen das schönste, was ich jemals getan habe. Das fühlt sich besser an als jeder Sex dieser Galaxie.
Wenn wir miteinander reden, dann nicht über oberflächlichen Kram, sondern wirklich das, was uns bewegt, das was uns ausmacht. Das sind doch die besten Voraussetzungen, die man nur haben kann...

Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt