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• M I L E S •

Man sieht richtig, wie Logan schon den ganzen Tag im Zwiespalt mit sich selbst steht, obwohl er es ganz gut verbergen kann.
Einerseits will er sich nicht von der Gruppe abhängig machen und mich verachten, nur weil sie es tun, aber andererseits sind diese Leute schon viel länger seine Freunde als ich und er will Jackson auch zu keiner Entscheidung zwingen.
Logan ist ein viel zu guter Mensch für diese Welt, also echt. Er sollte meiner Meinung nach bald mal anfangen, an sich selbst zu denken und nicht immer nur an die Anderen.
Das Beste für ihn wäre es, sich von seiner Gang zu distanzieren. Ich denke, das weiß er selbst am besten, aber mir ist durchaus bewusst, dass er das nicht tun wird, weil er Jackson somit verlieren würde und das nicht will.
Der Ober-Idiot taucht heute den gesamten Schultag über nicht auf.
Beiläufig schnappe ich mal beim Vorbeigehen an seiner Gruppe auf, wie ein paar Jungs sich einen Scherz darüber machen, zu wetten, welche Tussi er wohl gerade flachlegt.

Logan hat nicht wirklich Spaß dabei und schaut mir bedrückt hinterher.
Ich werfe ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.
Es sind nur noch 7 Monate, dann haben wir unseren Abschluss und die meisten von uns sehen sich ohnehin nie wieder und werden dann bereuen, was für Arschgeigen sie gewesen sind. Also ist das einzige Motto, das gerade wichtig ist: Durchhalten!
„Hei, guckt mal, wie traurig der zu uns rüber schaut.", lacht Caleb und stupst seine Kumpels an.
Plötzlich habe ich all ihre Blicke auf mir. Die Blicke der Leute, die sich bis Samstag noch als meine „Freunde" aufgespielt haben.

In Wahrheit ist diese Gruppe nichts als ein totalitäres System, das alle anderen unterdrückt und  selbst in den Inneren Reihen nicht richtig funktioniert. Alles, was bei diesen Jungs passiert, geschieht aus Angst.
Angst davor, zu zeigen, dass sie anders sind. Und das sind sie. Jeder ist das.
Obwohl es nie wirklich jemand glaubt, ist jeder Mensch besonders. Er muss nicht unbedingt tolle Eigenschaften oder Talente dafür haben, alleine seine Gefühle und seine Vergangenheit, die ihn ausmachen und prägen machen ihn einzigartig.
Aber in Jacksons Gruppe geht es nur darum, eben das zu unterdrücken, um in einen Haufen hirnverbrannter Idioten zu passen, die alle gleich „cool" sein wollen.
Sie nennen es Freundschaft, ich nenne es eine Farce.
Daher tangieren mich ihre Beleidigungen auch kein Stück und ich bin keineswegs bereit, mich auf dieses Niveau herabzulassen.

Nach einer Zeit, in der ich einfach mit verschränkten Armen da gestanden habe und ihre Beleidigungen nur durch kritische Blicke und gedankliche Konter erwidert habe, schaltet sich Logan ein. „Jetzt gebt doch endlich Ruhe! Mein Gott, seid ihr mit euer Intelligenz eigentlich in der Steinzeit hängengeblieben?" Er verdreht die Augen, schubst einen seiner „Freunde" nicht gerade sanft zur Seite und kommt zu mir.
Je weiter er sich von ihnen entfernt, desto erleichterter wird sein Blick, ehe er schließlich wieder lächeln kann und seinen Arm um mich legt, als wolle er mich trösten.
Er will mich wegziehen, hält aber inne, als er einen der Jungs rufen hört. „Jackson wird davon erfahren, Logan, und er wird sich an einem ehrenlosen Verräter wie dir rächen."
Logan spannt sich zunächst an, doch dann beginnt er zu lachen und dreht sich wieder zu den Affen um. „Versucht es doch, sagt Jacks, was ihr wollt, aber eins kann ich euch versprechen: Wenn er die Wahl zwischen euch treulosen Primaten und mir hat, wird er sich jederzeit für mich entscheiden."
Er grinst sie überheblich an, lässt sie sprachlos zurück, als er mit mir im Arm zu unseren Autos schlendert.

Langsam legt er seine Maske ab, als wir alleine sind und versucht mir mit einem traurigen Lächeln zu vermitteln, dass es ihm gut geht.
Seufzend lege ich meine Hand auf seine Schulter. „Schon gut, Logan. Alles wird gut."
Ich könnte ihm jetzt so vieles sagen, mir die tröstensten Worte der Welt überlegen oder ihm deutlich machen, für wie mutig ich ihn halte, aber stattdessen nehme ich ihn einfach in den Arm.
Seufzend erwidert er die Umarmung. „Du hast es nicht verdient, dass sie so zu dir sind. Keiner von denen wollte seine Mutproben wirklich machen, nur hatten sie einfach nicht den Mut nein zu sagen, sowie du gestern. Sie sollten dich lieber bewundern, statt dich so scheiße zu behandeln. Im Gegensatz zu denen bist du ein echter Mann."
Ich muss bei seinen Worten leicht lachen, weshalb er mich verwirrt ansieht, nachdem er mich losgelassen hat.
Ich schüttele nur den Kopf. „Vergiss es. Ich stimme dir einfach nur vollkommen zu."
„Find ich gut, ich liebe es, recht zu haben", grinst er und wuschelt durch meine Haare.
„Mann!", beschwere ich mich.
Das macht mein großer Bruder auch immer und schon bei ihm hasse ich es.
„Lust nachher zu zocken oder so?", fragt Logan mich, als er sein Auto aufmacht.
Ich sehe ihn bedauernd an. „An sich schon, aber ich hab noch nen Termin. Aber in so 2 Stunden schreibe ich dir  und dann kommst du entweder vorbei oder wir zocken online."
Er nickt zustimmend, lacht dabei leicht. „Ich mag es, dass du gleich so bestimmerisch bist. Wenn ich die Wahl habe, treffe ich meistens die falsche."
„Das Gefühl kennt jeder", seufze ich. „Lass uns später darüber reden, ich muss jetzt los."
Er nickt, umarmt mich nochmal.

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Where stories live. Discover now